Gebrauchsanweisung für das Leben

Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. (Matthäus 28,20b)

Was wäre unsere Welt ohne Gebrauchsanweisungen? Hübsch bebildert, mit einfachen Worten und einprägsamen Hinweisen. Wer schon einmal ein Regal aufgebaut oder einen Fernseher angeschlossen hat, der weiß, dass das nicht immer so einfach ist, wie es uns die Anleitung glauben machen will. Und fällt das Produkt der Begierde mal etwas größer aus, dann hat die Anweisung auch schon mal den Umfang eines Romans von Thomas Mann. Gebrauchsanweisungen, die gibt es offenbar für alles und jedes. Aber wie ist es mit dem christlichen Glauben? Gibt es auch hier so etwas? Weiterlesen

Nah – Näher – der Nächste

Nähe ist komplex. Wirklich? Nähe ist, wenn man sich nicht fern ist – Nähe ist also das Gegenteil zu Distanz. Aber wie genau definieren wir Nähe und Distanz? Und was bewirkt die Nähe? Wo erlebe ich Nähe oder auch Distanz? Hier tun sich einige Fragen auf, die zeigen: Es ist doch komplexer als gedacht. Weiterlesen

Wer ist hier gewissenlos? 150 Jahre Paragraph 218

Dallas in Texas. 3. Juni 2021. Eine Abiturientin hält eine Rede bei der Abschlussfeier ihrer Schule. Sie heißt Paxton Smith und ist die Beste ihres Jahrgangs. Allerdings sagt sie von ihrem Manuskript nur die ersten Sätze. Dann spricht sie frei. Am Anfang zögerlich und etwas stotternd, dann immer klarer:

Angesichts der jüngsten Ereignisse fühlt es sich falsch an, über etwas anderes zu sprechen als über das, was mich und Millionen andere Frauen in diesem Staat derzeit betrifft.

Diese „jüngsten Ereignisse“ – das sind neue Regelungen des Bundesstaats Texas. Sie verbieten einen Schwangerschaftsabbruch nach der 6. Woche in jedem Fall. Das ist so früh, dass die meisten Frauen zu diesem Zeitpunkt nicht einmal wissen, dass sie schwanger sind. Weiterlesen

Freiheit

Kommt zu mir, alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken.“ (Matthäus 11,28)

„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen sagt man blieben darunter verborgen und dann würde was uns groß und wichtig erscheint plötzlich nichtig und klein“ lautet der Refrain eines bekannten Liedes von Reinhard Mey. Freiheit – danach sehnten und sehnen sich viele Menschen, besonders auch in der Coronakrise: frei sein von Einschränkungen und Hygieneregeln. Weiterlesen

Atmen und Beten

Seit ich bei meiner Arbeit in der Krankenhausseelsorge täglich mit Mund- und Naseschutz unterwegs bin, kommt mir bisweilen das Gesangbuchlied „Gott gab mir Atem“ in den Sinn und auf die Lippen, auch wenn Pfeifen und Singen derzeit unerwünscht sind. „Gott gab mir Atem“, das stimmt ja – aber unter der FFP2-Maske wird die Luft trotzdem manchmal ganz schön dünn, besonders wenn ich bei den Besuchen auf den Krankenzimmern zusätzlich ein Faceshield trage.

Eine gute Seite hat die Atemnot: ich achte jetzt noch bewusster auf mein Atmen. Ich versuche regelmäßig in den Wald zu gehen um frei und ungehindert atmen zu können. Und entdecke, dass mein Atmen und mein Beten enger zusammengehören als mir das früher klar war. Weiterlesen

Gott ist Beziehung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. (2. Korinther 13)

Aus diesem Satz springt uns die Dreieinigkeit förmlich an. Was mich, ehrlich gesagt, an dem Satz ein wenig stört, ist die Zuordnung einzelner Eigenschaften. Als ob die Gnade nur zu Jesus gehören würde, die Liebe zu Gott und die Gemeinschaft zum Heiligen Geist. Denn das macht zumindest in meinem Kopf eine ganz klare Trennung der drei – nennen wir es hier mal so – Personen. Und so soll es doch grade nicht sein, oder? Weiterlesen

Mut zum Glauben

Martin Luther und wir. Wie steht es mit dieser Relation, dieser Beziehung? Haben wir eine historische Beziehung oder eine Glaubensbeziehung zum Reformator oder beides? Das ist meine Frage an uns im Gedenkjahr „500 Jahre Worms“.

Etwa 50 Jahre nach Worms, die Zeitspanne ist vergleichbar zwischen dem berufenen Paulus und den Evangelien von Lukas und Matthäus, hält der bedeutende Lutheraner Nikolaus Selnecker (1530-1592) in der Universität Leipzig Vorlesungen zum Thema „Vom Leben und Wandel des ehrwürdigen Herrn und teuren Mannes Gottes Doctor Martini Lutheri“. Weiterlesen

Pfingsten: Gottes Geist nimmt Wohnung mitten unter uns

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. (Johannes 14,23 )

Pfingsten – unser Gott schickt seinen Geist und macht sich auf, um unter uns Wohnung zu nehmen. Ein wunderbares Bild, ein wunderbarer Tag: Zuspruch, Ermutigung, Begleitung durch unseren Gott, der uns die Kraft schenkt, die wir brauchen – Tag für Tag, Nacht für Nacht. Denn: Gott nimmt Wohnung unter uns. Und doch ist es in diesem Jahr auch ein Tag, an dem wir Abschied nehmen müssen von einem Ort, an dem wir unzählige Gottesdienste gefeiert und Zeit miteinander und füreinander verbracht haben: Abschied von der Versöhnungskirche. Weiterlesen

Gottes Geist erfüllt uns mit Leben

Am letzten Tag, dem Höhepunkt der Festwoche, trat Jesus wieder vor die Menschenmenge und rief laut: „Wer Durst hat, der soll zu mir kommen und trinken! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Damit meinte er den Heiligen Geist, den alle bekommen würden, die an Jesus glauben. Den Geist bekamen sie erst, nachdem Jesus in Gottes Herrlichkeit zurückgekehrt war. (Johannes 7,37-39)

In Jerusalem wird das Laubhüttenfest gefeiert. Die Menschen danken Gott für die Ernte und bitten um Regen und ein gutes Leben für das kommende Jahr. Jesus platzt lautstark in diese Feierlichkeiten hinein:

Hierher, kommt hierher! Das Wasser, um das ihr bittet, ist schon da. Ich bin da. Gott hat euch schon alles gegeben, was ihr zum Leben braucht, denn er hat mich auf die Erde gesandt. Gott ist hier gegenwärtig, mitten unter euch. Und auch ihr könnt so lebendig und lebensspendend werden, wie ihr es bei mir erlebt. Ihr müsst nicht auf das Ende der Zeiten warten, wie es die Schriften sagen. Gottes Kraft und Geist sind bei euch. Weiterlesen

Was für eine Familie!

Wer tut, was Gott will, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter. (Markus 3,35)

1 // Was ist Familie? Familie ist der Ort, wo Kinder und für sie verantwortliche Eltern ganz eng zusammenleben, wo Generationen ein Leben lang miteinander verbunden sind. Familie ist der Ort, wo jegliches individuelles Leben beginnt, wo jemand Schutzraum findet und Geborgenheit, wo einem das vermittelt wird, was man im Leben braucht. Familie ist der Ort, wo Werte und Normen weitergegeben werden und der Glauben eingeübt wird. Familie ist der Ort, wo man miteinander verbunden bleibt und füreinander verantwortlich ist, gerade in schwierigen Zeiten – bis ins hohe Alter, bis zum Ende des Lebens. Weiterlesen