Aufbruch

Irgendwie war alles so ganz anders gekommen als er es sich vorgestellt hatte. Ihm war kalt, der Wind blies jetzt schon deutlich heftiger, die Temperaturen sanken täglich und näherten sich der Frostgrenze. Wenn das so weiterging, würde er sich eine andere Bleibe suchen müssen. Sein dünnes Zelt am Kanal konnte ihn nicht mehr schützen.

Eine Münze fiel in die Konservendose, die vor ihm stand. Ein mitleidiger Blick streifte ihn. Er zog die Decke enger um seine Schultern als ihn die nächste Windböe erfasste. Was war nur aus seinem Leben, was war aus ihm und seinen Träumen geworden. Er saß als Bettler in der Stadt, die ihm damals als El Dorado der grenzenlosen Möglichkeiten erschienen war. Konnte er noch tiefer sinken? Weiterlesen

Lasst uns dankbar feiern!

Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! (Galater 4,6)

Liebe Geschwister, liebe Gratulantinnen und Gratulanten! Denn das ist ja klar: heute feiern wir nicht einfach Gottesdienst, sondern heute feiern wir Geburtstag im Gottesdienst. Drei Wochen lang haben wir uns dieses Jahr darauf vorbereitet, es ging so schnell wie selten – kaum war der erste Stollen probiert, die ersten Fenster geputzt und geschmückt, hatte man im Vorbeilaufen das ein oder andere Geschenk ergattert, da ist auch schon der 4. Advent und zeitgleich der 24. Dezember, Heiligabend – also alles auf den Punkt. Weiterlesen

Andacht zur Jahreslosung

Du bist ein Gott, der mich sieht. (1. Mose 16,13)

Es ist eigentlich eine traurige Geschichte, die aber, Gott sei Dank, einen glücklichen Ausgang nimmt: Sara, Abrahams Frau, bekommt keine Kinder. Deshalb schlägt sie ihrem Mann vor, dass er mit ihrer ägyptischen Magd Hagar einen Nachkommen zeugt, der dann nach damaligem Recht als ihr eigenes Kind gelten soll. Als Hagar merkt, dass sie schwanger ist, macht sie sich über die unfruchtbare Herrin lustig – und Sara schickt sie aus Wut darüber nicht nur sprichwörtlich in die Wüste. Weiterlesen

Dank des Heiligen Geistes verbunden

Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit. (Johannes 14,16)

Wie können wir mit jemanden im Kontakt bleiben, der nicht mehr erreichbar sein wird? Mit jemanden, der uns verlässt und an einen Ort geht, wo es keine Post, kein Telefon, kein Internet, keinen Satellitenempfang gibt und zu dem wir keinen Zugang erhalten? In unserer heutigen Zeit ist ein solches Szenario fast unvorstellbar, vielleicht noch, weil ein Mensch untertaucht – oder wir denken an unsere Toten, die wir auch nicht erreichen können. Weiterlesen

Einer fürs Leben und darüber hinaus

Wenn dieser Geist nun in euch wohnt, dann gilt: Gott, der Christus von den Toten auferweckt hat, wird auch eurem sterblichen Leib das Leben schenken. Das geschieht durch seinen Geist, der in euch wohnt. (Römer 8,11)

Im Juli werden Frank und ich uns auf den Weg nach Österreich machen, um dort ein paar Tage auszuspannen. Das ist aber nicht der ursprüngliche Anlass für unsere Reise: Wir zwei fahren dorthin, weil wir einer ganz lieben Freundin versprochen haben, dass ich ihr Kind taufe. Als die Nachricht kam, dass unsere Freundin schwanger ist, da hat Frank ganz begeistert gesagt: oh wie schön, da müssen wir sicher taufen.

Nun, wir müssen nicht, aber wir dürfen und wir freuen uns darüber. Tatsächlich haben wir gemeinsam mit den Eltern der Geburt von Jakob entgegengefiebert und waren richtig erleichtert, als wir endlich hörten, dass alle wohlauf sind. Der Vater den nervlichen Stress gut verpackt hatte, die Mutter trotz Komplikationen in die Kamera lächeln konnte und der kleine Jakob froh krähte. Immer wieder aufregend, wenn man so wartet. Weiterlesen

Wie eine Mutter

Ich will euch trösten wie eine Mutter tröstet. (Jesaja 66,13)

Die Prophetie des Jesaja begleitet eine aufregende und umwälzende Epoche. Zunächst tut diese Prophetie alles, um ein Wahnsinnsprojekt zu verhindern: Den Krieg gegen Babylonien. Aber, wie so oft in der Geschichte, hat die Prophetie keinen Erfolg. Das kleine Land stürzt sich in den Krieg, und die Folgen sind eine einzige Katastrophe: 597 vor Christus erobert der babylonische König Nebukadnezar das ganze Land.

Er belagerte die Stadt Jerusalem. Als Jerusalem sich ergibt, richtet die babylonische Armee ein Blutbad an. Darüber, was in einer Stadt geschieht, die erobert wird, wissen wir wahrscheinlich alle Bescheid. Die babylonische Armee zerstört und verwüstet Jerusalem und den Tempel. Sie deportieren Tausende nach Babylonien. Weiterlesen

Trau dich, hab keine Angst!

Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn. (Matthäus 14,31)

Das traust du dir nie! Angsthase! – Na klar kann ich das! Wenn du das schaffst, schaffe ich es erst recht! – Kennen Sie solche Szenen? Können Sie sich daran erinnern, an diese Wettkämpfe unter Kindern? An das Springen vom Fünf-Meter-Brett? Wenn ich heute daran denke, wird mir richtig schlecht. Das Drei-Meter-Brett hatte mir schon Hochachtung abgerungen – da musste ich natürlich runter, weil ich das Jugendschwimmer-Abzeichen haben wollte. Aber jetzt der Fünfer? Was hatte ich Angst. Alter Schwede, war das hoch! Beim Hinuntergucken kamen ja noch die Wassertiefe dazu und mein eigener Meter. Warum nur hatte ich den Mund so voll genommen? Weiterlesen

Gottes Like ist uns sicher

Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her! (2. Könige 19,16)

„Sieh her, was ich schon kann!“ oder „Hör mir zu, ich will dir etwas erzählen!“ Für kleine Kinder ist es sehr wichtig, dass sie gesehen oder gehört werden. Stolz zeigen sie den Eltern, was sie neu gelernt haben oder sie erzählen den Großeltern, was sie erlebt haben.

Wer Aufmerksamkeit bekommt, fühlt sich wertgeschätzt. Das bleibt ein Leben lang so. Doch wenn Kinder größer werden, sind es nicht mehr die Eltern, die als Zuschauer*in oder Zuhörer*in gefragt sind, wichtig ist jetzt, wie die anderen einen wahrnehmen. Sehen sie mich so, wie ich gerne gesehen werden will? Werde ich gesehen oder eher übersehen? Werde ich gehört oder zählt meine Stimme nicht? Auf der Suche nach der eigenen Identität ist die Frage, ob und wie man gehört und gesehen wird, ganz zentral. Weiterlesen

Gott ist Beziehung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. (2. Korinther 13)

Aus diesem Satz springt uns die Dreieinigkeit förmlich an. Was mich, ehrlich gesagt, an dem Satz ein wenig stört, ist die Zuordnung einzelner Eigenschaften. Als ob die Gnade nur zu Jesus gehören würde, die Liebe zu Gott und die Gemeinschaft zum Heiligen Geist. Denn das macht zumindest in meinem Kopf eine ganz klare Trennung der drei – nennen wir es hier mal so – Personen. Und so soll es doch grade nicht sein, oder? Weiterlesen

Was für eine Familie!

Wer tut, was Gott will, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter. (Markus 3,35)

1 // Was ist Familie? Familie ist der Ort, wo Kinder und für sie verantwortliche Eltern ganz eng zusammenleben, wo Generationen ein Leben lang miteinander verbunden sind. Familie ist der Ort, wo jegliches individuelles Leben beginnt, wo jemand Schutzraum findet und Geborgenheit, wo einem das vermittelt wird, was man im Leben braucht. Familie ist der Ort, wo Werte und Normen weitergegeben werden und der Glauben eingeübt wird. Familie ist der Ort, wo man miteinander verbunden bleibt und füreinander verantwortlich ist, gerade in schwierigen Zeiten – bis ins hohe Alter, bis zum Ende des Lebens. Weiterlesen