Die Perspektive wechseln

Du bist ein Gott, der mich sieht. (1. Mose 16,13 – Jahreslosung für 2023)

Menschen sehnen sich danach, gesehen, wahrgenommen, respektiert zu werden. Menschen sehnen sich nach Ansehen. Gerade in der digitalen Welt stellt man sich gern zur Schau. Man twittert seine spontanen Gedanken in die Welt hinaus, versendet Selfies, postet Videos. Die Botschaft ist immer die gleiche: Nimm mich wahr, respektiere mich, sieh mich an. „Video“ ist lateinisch und heißt bezeichnender Weise: „Ich sehe.“

Wir brauchen die anderen. Unsere Identität hängt daran. Der Philosoph Martin Buber hat das einmal so ausgedrückt: „Der Mensch wird am Du zum Ich. Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ Für den Menschen ist es also lebensnotwendig, dass jemand ihm gegenübersteht, ihn ansieht, mit ihm redet, ihn anerkennt, sonst verliert er sich selbst. Völlig bindungslos kann der Mensch nicht leben. Weiterlesen

Andacht zur Jahreslosung

Du bist ein Gott, der mich sieht. (1. Mose 16,13)

Es ist eigentlich eine traurige Geschichte, die aber, Gott sei Dank, einen glücklichen Ausgang nimmt: Sara, Abrahams Frau, bekommt keine Kinder. Deshalb schlägt sie ihrem Mann vor, dass er mit ihrer ägyptischen Magd Hagar einen Nachkommen zeugt, der dann nach damaligem Recht als ihr eigenes Kind gelten soll. Als Hagar merkt, dass sie schwanger ist, macht sie sich über die unfruchtbare Herrin lustig – und Sara schickt sie aus Wut darüber nicht nur sprichwörtlich in die Wüste. Weiterlesen

Predigt zur Jahreslosung

du bist ein gott, der mich sieht: / du hast mich geschaffen, / so wie ich bin. / mit allen bunten farben des lebens. (Sven Dreiser)

Als ich am Tag vor Heiligabend abends nach Hause wollte, dachte ich, dass es besser sei, wenn ich mir für die Heimfahrt noch ein Brötchen kaufe, denn verhungern wollte ich nicht. Die Schlange beim Bäcker war genauso übersichtlich wie die Auslage. Zwei Menschen standen vor mir, gehörten sogar offensichtlich zusammen. Ein Brüderpaar. Der größere reichte gerade mit seinen Händen an die Theke und versuchte, seine Nasenspitze auch auf diese Höhe zu bringen. Der kleinere schaute vertrauensvoll seinen Bruder an. Weiterlesen

Grußwort zur Jahreslosung

Du bist ein Gott, der mich sieht. (1. Mose 16,13)

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (1. Mose 16,13) – so heißt es im ersten Buch der Bibel. Gesprochen von einer Frau, Hagar, einer Sklavin. Eine Übersehene; am Rande der Gesellschaft. Die trotz der Wüstenmomente ihres Lebens für sich erfährt, dass sie von Gott gesehen wird. Gott schaut nicht nur mal eben schnell hin, sondern gesehen werden bedeutet hier: „Ich nehme wahr, dass es dich gibt – mit allem, was dich ausmacht.“ Weiterlesen

Gottes Tür steht immer offen

Alles, was mir der Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. (Johannes 6,37 ~ Jahreslosung 2022)

Nach der wunderbaren Brotvermehrung, bei der Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Menschen satt gemacht hat, sind die Menschen fasziniert. Was ist das für ein Mensch, der solches vollbringen kann? Wenn er wirklich der Verheißene, der Messias, ist, dann wollen alle gerne von ihm wissen, was sie denn nun selbst tun können, damit sie Gottes Werke tun, damit sie seinen Willen erfüllen können. Seine Antwort scheint denkbar einfach: Glaubt an mich. Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Weiterlesen

Glücklich ist, wer Herz zeigt

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. (Lukas 6,36)

Das sagt sich leicht und klingt gut. Aber was meint Jesus damit? Allein schon das Wort ist selten in unserem täglichen Sprachgebrauch zu finden. Ist Barmherzigkeit veraltet?

Die Geschichte eines Mannes machte mir das Gegenteil deutlich: Seit Tagen saß er mit seinen aufgestapelten Rechnungen am Küchentisch. Es waren nur Rechnungen von ganz normalen monatlichen Kosten, nichts Besonderes. Er sparte, wo er konnte, und kaufte sehr preisbewusst ein. Aber die Summe, die sich aus den Rechnungen ergab, war zu hoch. Er war in Kurzarbeit und es reichte einfach nicht. In der Nacht war an Schlaf nicht zu denken, und am nächsten Morgen rechnete er noch einmal alles durch. Es änderte sich nichts. Wie sollte er das schaffen? Weiterlesen

Was Barmherzigkeit bedeutet

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6,36 ).

Was bedeutet Barmherzigkeit für dich? Seit Beginn des Jahres haben Mitarbeitende unserers Kirchenkreises Antworten auf diese Frage gegeben; Anlass dafür war die Jahreslosung 2021 „Jesus Christus spricht: Seid barmherzig wie auch euer Vater barmherzig ist!“ (Lukas 6,36). Für unseren Blog HIMMELrauschen.de haben Martin Keßler und Friederike Seeliger Beiträge über Barmherzigkeit geschrieben. Zum Abschluss veröffentlichen wir die Antworten, die Konfirmand*innen und Helfer*innen aus der inklusiven Konfirmandengruppe unserer Aktion Menschenstadt auf diese Frage gegeben haben. Weiterlesen

Anfänge

„Aller Anfang ist schwer.“ Sagt das Sprichwort. Wahrscheinlich stimmt das für uns Erwachsene in vielen Fällen auch. Man weiß manchmal nicht, was einen erwartet. Andere sind einem schon voraus und haben Erfahrungen. Was es manchmal schwierig macht: Das Leben ist voller Anfänge: Anfänge bei Beziehungen, Anfänge im Beruf, Anfänge mit neuen Umgebungen und, nicht zu vergessen, Anfänge bei und mit der Erfahrung, wenn und dass man älter wird. Weiterlesen

Meister Eder, Pumuckl und die Barmherzigkeit

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6,36)

Neulich musste ich richtig herzhaft lachen und dann auch den Kopf über mich selbst schütteln. Ich war bei meiner Schwester und zusammen schauten wir eine Folge „Pumuckl“ – Sie wissen schon, dieser kleiner rothaarige Kobold, der bei Schreinermeister Eder bleiben muss, weil er an dessen Leimtopf kleben blieb und seitdem für Herrn Eder sichtbar ist. Normalerweise hat der kleine Wicht ja nur Blödsinn im Kopf, lässt mal das eine, mal das andere verschwinden, zupft hier mal an etwas, rückt dort etwas weg, aber dieses Mal, dieses Mal war alles anders. Weiterlesen

Mit dem bin ich fertig!

Ich glaube; hilf meinem Unglauben! (Markus 9,24)

„Mit dem müssen Sie mir nicht mehr kommen“, so werde ich von einer Patientin begrüßt, nachdem ich mich als Krankenhausseelsorgerin vorgestellt habe. „Mit dem bin ich fertig!“ Ihr Ehemann versucht zu beschwichtigen, aber das schafft er nicht. Dann erzählt sie aus ihrem Leben und ich kann nur ahnen, wie schwer es war, durch wie viele Sorgen es geprägt wurde, wie anstrengend manchmal ein ganz normaler Tag gewesen sein muss.

Während sie erzählt, denke ich: das ist aber ein großes Paket, das diese Familie tragen musste. Und als sei das nicht genug, endet sie damit, dass sie erzählt, dass nun ihr Kind gestorben sei. Alle drei sitzen wir wie erschlagen zusammen. Was soll ich da sagen? Wie kann ich da trösten? Weiterlesen