Ist Blut dicker als Wasser?

Vor 25 Jahren habe ich bei meiner Antrittspredigt in der Psychiatrie hier in Essen über eine Frage nachgedacht, die mich immer mal wieder beschäftigt hat; nämlich die Frage: Ist Blut wirklich dicker als Wasser?

Vielleicht kennen sie die Redewendung: „Blut ist dicker als Wasser“. Damit ist gemeint, dass Bindungen innerhalb der Familie immer stärker, prägender und letztlich wichtiger bleiben als spätere Bindungen oder Beziehungen mit nicht verwandten Menschen. Weiterlesen

Beherzt und beseelt: Im Krankenhaus

Beides erleben wir, erleben Menschen gleichzeitig: so sehr Kirche und Gemeinde zurzeit auch einen schweren Stand haben, steht Seelsorge vergleichsweise hoch im Kurs! Wo sich Schlimmes ereignet, wo die Not übergroß geworden ist, werden im öffentlichen Leben die Notfallseelsorge und die Telefonseelsorge, auch die Krankenhausseelsorge als wichtig und notwendig wahrgenommen.

Für das Herz gilt wie für die Seele: sie können für den ganzen Menschen stehen. Ein frohes oder schweres Herz meint einen frohen oder belasteten Menschen. Auch die Seele steht im biblischen Sinn für den ganzen Menschen, mit Haut und Haaren, seiner inneren und äußeren Verfassung, seinen sozialen Bezügen und seiner Lebensgeschichte. Weiterlesen

Was ist Glück?

„Wer mich findet, hat Leben gefunden und wird von dem Ewigen Freude erhalten,“ so sagt es die Weisheit. (Sprüche 8,35)

Was macht ein gutes Leben aus? Sind es die Beziehungen im Alltag, die Ihrem Leben Sinn geben? Oder geht es darum, Zusammenhänge in der Welt zu begreifen? In guten wirtschaftlichen Verhältnissen zu leben? Für mich persönlich gehört zum Glück das Gefühl von Leichtigkeit und Lebensfreude. Aber wo finde ich das? Unser Leben ist oft kompliziert. Unter Umständen manchmal auch tragisch. Chaotisch. Es verlangt uns viel ab. Wo haben da Lebensfreude und Leichtigkeit Raum? Wo hat das in meinem Glauben Raum? Weiterlesen

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden

Ich habe auf das richtige Pferd gesetzt, aber es hat nicht gewonnen. Mit diesen Worten beginnt der Film „Gundermann“ über einen Künstler der DDR. Schon oft wurde im Lauf der Zeiten diese Erfahrung gemacht: auf etwas zu setzen, was nicht gewinnt. In der deutschen Geschichte hat es diese Erfahrung im vergangenen Jahrhundert gleich zweimal gegeben: 1945 und 1989.

Ich hatte vor ein paar Tagen ein Gespräch mit einer alten Dame. Sie erzählte mir sehr eindrücklich, wie schwer es für sie als junge Frau war zu verstehen, dass sie an etwas geglaubt hatte, das nicht nur verloren hatte, sondern grundfalsch war. Was sie nach 1945 über das Deutschland erfuhr, für das sie so begeistert gewesen war, entsetzte sie nachhaltig. Und dafür hatten ihre beiden Brüder und ihr Vater ihr Leben gegeben. Weiterlesen

Aus Schweigen wurde Zuversicht

Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. (Markus 16,6)

Im Evangelium nach Markus ist der Engel mit seinem „Entsetzt euch nicht!“ nicht sehr erfolgreich. Gemäß Markus fliehen die Frauen, zittern vor Angst und fürchten sich so sehr, dass sie niemandem etwas sagen. In der Forschung wird angenommen, dass diese Angst und Furcht der ursprüngliche Schluss des Evangeliums sind – und erst in späteren Jahren, was mich nun so gar nicht wundert, weitere Verse angeschlossen wurden, in denen dann doch von der Auferstehung erzählt wird. Weiterlesen

Die elendesten unter allen Menschen

Im seinem ersten Brief an die christliche Gemeinde in Korinth schreibt der Apostel Paulus: „Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten! Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Weiterlesen

Aus begrabener Hoffnung wird neuer Mut

Ihr braucht nicht zu erschrecken! Ihr sucht Jesus aus Nazareth, der gekreuzigt wurde. Gott hat ihn von den Toten auferweckt, er ist nicht hier.  Seht: Hier ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten. (Markus 16,6)

Drei Frauen auf dem Weg zum Grab Jesu, ausgestattet mit wertvollen Ölen, um den nach der jüdischen Tradition gebotenen Liebesdienst, die Totensalbung vorzunehmen, treffen nach dem Bericht aus dem Markusevangelium auf einen jungen Mann in weißer Kleidung, einen Boten Gottes im ansonsten leeren Grab. Dieser versucht, sie zu beruhigen und macht ihnen deutlich, dass ihr pietätvolles Handeln angesichts des bereits vollzogenen Handeln Gottes keinen Sinn mehr macht. Weiterlesen

Aufbruch

Irgendwie war alles so ganz anders gekommen als er es sich vorgestellt hatte. Ihm war kalt, der Wind blies jetzt schon deutlich heftiger, die Temperaturen sanken täglich und näherten sich der Frostgrenze. Wenn das so weiterging, würde er sich eine andere Bleibe suchen müssen. Sein dünnes Zelt am Kanal konnte ihn nicht mehr schützen.

Eine Münze fiel in die Konservendose, die vor ihm stand. Ein mitleidiger Blick streifte ihn. Er zog die Decke enger um seine Schultern als ihn die nächste Windböe erfasste. Was war nur aus seinem Leben, was war aus ihm und seinen Träumen geworden. Er saß als Bettler in der Stadt, die ihm damals als El Dorado der grenzenlosen Möglichkeiten erschienen war. Konnte er noch tiefer sinken? Weiterlesen

Wir müssen sprachfähiger werden

Seid allezeit bereit, Rede und Antwort zu stehen vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist. (1. Petrus 3,15)

Wer diese Worte aus dem ersten Brief des Apostels Petrus liest, wird wohl zuerst an den Worten „Rede und Antwort“ und „Rechenschaft“ hängen bleiben und sie mit den Veröffentlichungen der Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland verbinden. In ihr wird sehr klar die Schuld von Institution und Menschen der Kirche benannt. Die Betroffenen kommen deutlich zu Wort und es wird offenbar, wie groß das Versagen der Evangelischen Kirche ist. Weiterlesen

Jahreslosung #4: Lasst uns damit anfangen!

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (1. Korinther 16,14)

Die Jahreslosung ist für mich ein Bibelwort, an dem wir uns immer wieder orientieren sollen und das wie ein roter Faden für das Jahr ist. Die Losung soll uns helfen, soll uns stärken, uns unterstützen – bei all dem, was im Jahr auf uns zukommt. Sie soll dem Jahr eine Richtung weisen.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ – da höre ich einen enorm hohen Anspruch und denke: wie schön wäre es, wenn wir das schaffen könnten, wenn wir schon auf diesem Weg wären, wenn Menschen so miteinander umgehen würden. Doch die Realität sieht leider an vielen Punkten anders aus. Weiterlesen