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Vorbild des Glaubens

Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden! (Matthäus 8,10)

Vor kurzem noch das Kind in der Krippe und die Eltern, die in ihre neue Rolle hineinwachsen müssen – eigentlich wie alle Eltern auf der Welt. Von Anfang an viel Besuch – auch nichts Ungewöhnliches, die Freude über das Neugeborene, aber eben auch schon mehr als das. Immer verbunden mit Hoffnung auf Zukunft, auf Veränderung, auf Frieden. Und so lässt auch die Vielfalt der Gäste schon Besonderes erwarten, einfache Hirten mit ihren Tieren und am Ende weitgereiste ehrwürdige Wissenschaftler – vielleicht sind es sogar Könige.

In der Bibel folgt schon bald Jesu Taufe, allerdings ist er jetzt bereits ein junger Mann. Und hier erfahren wir, dass Gott selbst ihn annimmt und anspricht als seinen geliebten Sohn. Und nach einer kurzen Auszeit, wie wir es heute vielleicht nennen würden, beginnt die Zeit seines öffentlichen Wirkens.

Die Zeit, in der er sein Licht in die Welt strahlt. Eine Zeit mit vielen Taten und Worten – immer nahe den Menschen und immer nahe Gott, seinem Vater. Eine Zeit, in der viele ihm nachfolgen und ihn bewundern werden.

Heute möchte ich Ihnen von einem Mann erzählen, der sich mit einer Bitte zu ihm auf den Weg macht. Er ist Hauptmann der römischen Besatzungsmacht in hoher Position, jemand der gewohnt ist, Befehle zu erteilen. Nun tritt er Jesus in demütiger Haltung gegenüber, weil jemand in seiner Nähe erkrankt ist. „Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, aber sprich nur ein Wort, so wird mein Diener gesund.“

Woher nimmt er wohl sein Vertrauen? Auch Jesus scheint sich darüber zu wundern: „Bei niemandem in Israel habe ich solch einen Glauben gefunden“, wird er am Ende zu den Umstehenden sagen.

Wir spüren die Sehnsucht des Hauptmanns nach Heilung, danach, dass sein Diener gesund wird. Dabei ist ihm bewusst, dass er als Nichtgläubiger keinerlei Anspruch auf Jesu Hilfe hat. Aber seine Hoffnung überwindet Grenzen. In seinem demütigen Zutrauen ist er für viele zum Vorbild des Glaubens geworden. Dafür steht auch, dass sich dieser Vers aus dem Matthäusevangelium sozusagen verselbständigt hat und zum festen Bestandteil der katholischen Messliturgie geworden ist.

Dabei wissen wir gar nicht viel über den Glauben dieses Mannes. Vermutlich hat er sein Vertrauen eher spontan in dieser schwierigen Lebenslage entwickelt, in der er nichts unversucht lassen möchte. Er muss gehört haben, dass sich der jüdische Wanderprediger und Wunderheiler Jesus gerade in der Stadt Kapernaum aufhält und nun setzt er all seine Hoffnung in ihn. Und Jesus wiederum staunt und wimmelt ihn nicht ab. Er hilft.

Auch uns wünsche ich ein solches Vertrauen in Gottes Liebe und Fürsorge, die keine Grenzen kennt. Ein Aufzeigen von neuen Wegen und Perspektiven, ein Licht in unseren Dunkelheiten. Sicher haben wir es da schwerer, weil wir – anders als der Hauptmann – Jesus nicht mehr persönlich aufsuchen können. Aber neben unseren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen können wir uns gegenseitig auch vom Vertrauen und Glauben unserer Mütter und Väter erzählen und uns so Mut machen und stärken.

Und in allem können wir uns an Jesu Zusage erinnern: „Ich bin immer bei euch, jeden Tag bis zum Ende der Welt“.

Wir beten:

Du, unser Gott, schenke uns Mut und Hoffnung. Wir bitten Dich, stärke alle Menschen auf der ganzen Welt, dass sie in Frieden und Freiheit leben können. Amen.

Sabine Grüneklee-Herrmann