Wo sind unsere Toten?

Wir sehen vorläufig nur ein rätselhaftes Spiegelbild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Heute erkenne ich bruchstückhaft, dann aber werde ich erkennen, wie ich von Gott erkannt worden bin. (1. Korinther 13,12)

Der Totensonntag gibt uns Gelegenheit, über den Tod nachzusinnen und an die Verstorbenen zu denken. Auf unserer Reise durch das Kirchenjahr ist er eine wichtige Station.

Wir sind nun mitten in der dunklen Jahreszeit. Alles Leben hat sich ins Innerste, in die Wurzeln zurückgezogen. Ohne diese Ruhephase wäre die Fülle des Sommers nicht möglich. Ohne den Winter, ohne das Absterben, ohne den Tod des alten Sommers, würde es die jungen, frischen Triebe des Frühjahrs nicht geben. Die dunkle Zeit mit ihren Gedenktagen erinnert uns an diesen immerwährenden Prozess der Wandlung. Sie erinnert uns daran: Werden und Vergehen gehören zur Schöpfung. Weiterlesen

Wir dürfen neu anfangen

„Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.  Siehe da, die Stätte wo sie ihn hinlegten.“  (Markus 16,6).

Da ist so viel passiert. Die letzten Tage der Jünger mit Jesus. Das letzte Abendmahl. Die Gefangennahme und dann die Kreuzigung. Sein Tod. Hier endet für alle, besonders für die Jünger, eine außergewöhnliche Zeit. Jesus hat sie gerufen und berufen. Er hat ihnen die Geheimnisse des Himmelreiches offenbart. Sie haben Wunder und unzählige Heilungen erlebt. Ein irres Leben, das die Jünger erleben. Weiterlesen

Auferstehung ins Leben

Haltet Christus in euren Herzen heilig. (1. Petrus 3,15)

Was würden Sie antworten, wenn Sie jemand auf der Straße anspricht und Sie fragt: „Worauf hoffst du in dieser schwierigen Zeit? Und was gibt dir Zuversicht?“

Vielleicht würden Sie mir antworten, dass Sie auf das Ende der Kriege um uns herum hoffen. Und sich wünschen, dass wir hier weiterhin in Frieden leben können. Oder dass Sie hoffen, dass wir die Klimakrise in den Griff bekommen. Vielleicht hoffen Sie auch, dass unsere Gesellschaft beieinanderbleibt und wir zusammen die Herausforderungen unserer Zeit gelöst bekommen. Vielleicht richtet sich Ihre Hoffnung eher darauf, dass persönliche Sorgen verschwinden, dass es in Familie und Beruf rund läuft. Weiterlesen

Die Liebe hat das letzte Wort

Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! (Psalm 71,3)

Nun dürfen wir also wieder in diese Tage gehen wie früher – vor der Pandemie. Voller Erwartung und Vorfreude auf das Fest. Drei lange Jahre mit vielen Verunsicherungen, Sorgen und Entbehrungen liegen hinter uns. Mit welchen Gedanken werden wir uns in diesem Jahr an die Szene unter dem Kreuz erinnern?

Ob uns im Angesicht des Leidens und Sterbens Jesu eigenes Leiden oder das geliebter Menschen wieder in den Sinn kommen? Oder sind die erschütternden Bilder und Nachrichten über die Virusopfer schon längst wieder anderen Schreckensnachrichten gewichen, die danach kamen, allen voran der Kriegsbeginn in der Ukraine vor über einem Jahr? Wie können wir damit umgehen – mit diesen und immer neuen Bildern? Weiterlesen

Ostern heißt: den Neustart wagen

Noch mal von vorne beginnen, durchstreichen und vergessen können, was gewesen und schiefgelaufen ist. Manchmal wünscht Mensch sich nichts sehnlicher als das. Zum Beispiel dann, wenn eine Beziehung zu scheitern oder eine Freundschaft in die Brüche zu gehen droht. Wie schön wäre es, wenn wir in solchen Situationen einfach auf den Reset-Knopf drücken oder an der Stelle anknüpfen könnten, wo alles noch gut und schön war. Weiterlesen

Bei Gott ist alles etwas anders

Auch wir verkünden tiefsinnige Weisheit – für alle, die dafür reif sind. Aber das ist nicht die Weisheit dieser Welt… Vielmehr verkünden wir Gottes geheimnisvolle Weisheit, die bis jetzt verborgen war. (1. Korinther 2,6f.)

Als wir uns Weihnachten zum Gottesdienst trafen, da sagte sie, kaum, dass ich sie begrüßt hatte: Es tut mir leid! Ich habe es nicht geschafft, mich für diesen Gottesdienst besonders fein zu machen.

Ganz betroffen schaute ich an mir herunter, stellte fest, dass ich auch nur sonntäglich gekleidet war, und dann blickten wir gemeinsam auf unsere schöne Krippe, wo das Jesuskind lieb lächelnd in seiner Krippe lag, und lächelten auch. Denn so schön diese Holzfiguren auch sind, so edel sie irgendwie herüberkommen und so sauber auch das Stroh aussieht, das wir um die Krippe herum gelegt hatten: das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gott zu uns auf die Erde nicht in großartiger Herrlichkeit kam, nicht im Sonntagsstaat oder Festtagskleidung, sondern in den Schmutz und Dreck unserer Welt. Weiterlesen

Broken Hosianna | In Zeiten von Corona #20

Lobt Gott in den Versammlungen. (Psalm 68,27) – Als die große Menge, die auf das Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei der, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel (Johannes 12,12-13) | Tageslosung für Palmsonntag, 5. April 2020

Mit dem Ereignis, über das unsere Tageslosung berichtet, beginnt das finale Projekt in Jesu Lebensgeschichte. Er geht nach Jerusalem, um dort das Passahfest zu feiern. Die Hauptstadt wimmelt vor Menschen, das römische Militär ist in höchster Alarmbereitschaft. Zeiten wie diese sind wie gemacht für Aufstände und Revolutionen, und darum immer gefährliche Zeiten für die mächtigen, meist ungeliebten Herrn. Auch Jesus war von wohlmeinenden Menschen gewarnt worden, seine Idee besser fallen zu lassen. Schnell kommt es in überhitzten Zeiten zu falschen Einschätzungen und gefährlichen Überreaktionen. Weiterlesen

Das Leben besiegt den Tod | In Zeiten von Corona #6

Es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart. (Daniel 2,28) – In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. (Kolosser 2,3) | Herrnhuter Tageslosung für den 22. März 2020

Der Spruch aus dem Kolosserbrief in der heutigen Tageslosung ist der Taufspruch meiner älteren Tochter. Ihr Vater und ich haben ihn aus der überbordenden Freude über die Geburt dieses Kindes und aus der tiefen Überzeugung heraus gewählt, dass Gott hier seine Weisheit überaus einleuchtend gezeigt hat. Dieser Schatz, den wir in den Händen hielten – er machte unmissverständlich deutlich, wie gut Gott alles macht. Nach einer Fehlgeburt, nach einer Ehekrise, nach einem komplizierten Anfang der Schwangerschaft – war es nun endlich gut: unsere Tochter war da. Wir waren Eltern und blieben noch für Jahre ein Paar. Das Geheimnis seiner Güte und Fürsorge, in das Gott uns hier hat Einblick nehmen lassen, haben wir gern und dankbar entdeckt.

Welches sinnvolle – oder nur erträgliche – Geheimnis verbirgt sich aber hinter der Corona-Krise? Welche Weisheit liegt in einer Unzahl sterbender Menschen? Welch unmenschlich grausamer Gott lässt sich hier in die Karten gucken? Weiterlesen

Der schöne Achim oder: Warum ich Pfarrerin wurde

Vermutlich kennen Sie den „schönen Achim“ nicht.

Heute ist er längst ein bisschen übergewichtig und der coole Pferdeschwanz einem Kurzhaarschnitt gewichen, der lichte Stellen besser überdeckt. Er spielt auch nicht mehr Gitarre in der Schülerband, sondern ist Berufschullehrer in der Nähe von Köln.

Aber damals, als es ernst wurde mit den wegweisenden Entscheidungen für mein Leben – da war der schöne Achim das Alpha-Männchen unser Jahrgangsstufe. Und ich war – ein Omega-Weibchen: uncool auf allen Ebenen, etwas dicklich und mit zu kurzen Beinen für die In-Jeans, mit fisseligem Haar statt langer Mähne. Wenigstens hatte ich keine Pickel, Gott sei Dank… Weiterlesen