Dieser Beitrag wurde 204 mal aufgerufen

Auferstehung ins Leben

Haltet Christus in euren Herzen heilig. (1. Petrus 3,15)

Was würden Sie antworten, wenn Sie jemand auf der Straße anspricht und Sie fragt: „Worauf hoffst du in dieser schwierigen Zeit? Und was gibt dir Zuversicht?“

Vielleicht würden Sie mir antworten, dass Sie auf das Ende der Kriege um uns herum hoffen. Und sich wünschen, dass wir hier weiterhin in Frieden leben können. Oder dass Sie hoffen, dass wir die Klimakrise in den Griff bekommen. Vielleicht hoffen Sie auch, dass unsere Gesellschaft beieinanderbleibt und wir zusammen die Herausforderungen unserer Zeit gelöst bekommen. Vielleicht richtet sich Ihre Hoffnung eher darauf, dass persönliche Sorgen verschwinden, dass es in Familie und Beruf rund läuft.

„Ja“, würde ich zustimmen. „Das alles hoffe ich auch. Aus ganzem Herzen.“ Und dann würde ich gerne weiterfragen: „Aber was gibt dir denn gerade Grund für deine Hoffnung? Was hält dich, was trägt dich, wenn du die Nachrichten ansiehst, wenn du täglich von brutalen Kriegsangriffen hörst, von Toten, von Menschen auf der Flucht. Wenn du siehst, wie gefährdet unsere Demokratie geworden ist!“

Die Antwort auf all diese Fragen kann wohl nur sehr persönlich ausfallen. Sie ist vielleicht doch nichts für ein Gespräch an der Straßenecke. Aber sie sind auf jeden Fall eine Antwort wert, und zwar an mich selbst. Ja, gibt es denn da etwas, das mir Halt gibt in diesen unsicheren Zeiten? Woran ich meine verwundete Seele nähren und meine Hoffnung stärken kann? Was mir Zuversicht gibt in schwieriger Zeit?

Im 1. Petrusbrief heißt es: Haltet Christus in euren Herzen heilig.

Da steckt für mich etwas von einer möglichen Antwort drin. Woran ich mein Herz hänge, ist da gefragt, und Petrus empfiehlt: gebt Christus in eurem Herzen, in eurer Seele, in eurem Leben einen besonderen Raum.

Was aber meine ich, wenn ich „Christus“ sage? Christus, das meint nicht nur den Menschen Jesus, von dem wir seit über 2000 Jahren erzählen und der in wunderbarer Verbindung zu Gott lebte. Denn er hat immer wieder betont: so wie Gott in mir lebt, so tut er das auch in euch. Christus, das meint also, dass die ganze Welt durchdrungen ist von Gott, vom Göttlichen, dass auch wir, jede und jeder einzelne von uns, von dieser göttlichen Kraft durchdrungen ist.

Wir sind unterwegs in der Passionszeit, die uns ermutigt, nicht vorbeizusehen am Leid der Welt: nicht an den eigenen Dunkelheiten, nicht am Leid anderer, und auch die Leiden der Welt in unser Herz zu nehmen. In der Passionszeit erinnern wir uns, dass Jesus durch das Leiden hindurchgegangen ist, bis in den Tod. Er steht also an unserer Seite, wo es in unserem Leben dunkle Zeiten zu bestehen gilt.

Und dann gehen wir weiter bis Ostern, durch das Dunkel hindurch. Und bekommen da hinein zugesagt: Alles, wirklich alles, geschieht in Gott, das Helle UND das Dunkle und Schreckliche, die Freude UND das Leid. Nichts fällt jemals aus Gott heraus, kein Leiden geschieht außerhalb von Gott. Auch im Tod falle ich nicht aus Gottes Liebe und Erbarmen heraus. Die Kirche nennt das Auferstehung, Auferstehung ins Leben.

Also: auch im Blick auf die Kriege, auf all das Leid, was gerade geschieht, und alle Herausforderungen unserer Zeit gilt, dass sie nicht herausfallen aus Gottes Wirklichkeit. Das ist das große göttliche Geheimnis, auch wenn wir das nicht wirklich mit unserem Verstand durchdringen und begreifen können. Und es mag eine leidvolle Situation nicht verändern. Aber es vermag uns zu verändern und uns zuversichtlich auf den Weg zu schicken, um die Dinge zu ändern, die wir ändern können. Es mag uns auch die Kraft geben, Situationen auszuhalten, durchzustehen, die wir nicht ändern können. Es vermag uns Zuversicht zu geben und Hoffnung.

Hören wir noch einmal, was Petrus dazu meint: Haltet Christus in euren Herzen heilig. Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der euch auffordert, Auskunft über die Hoffnung zu geben, die euch erfüllt. (1. Petrus 3,15)

Nein, wir sind es nicht gewohnt, an jeder Straßenecke Auskunft über unsere Hoffnung zu geben und über das, was uns Mut und Kraft gibt. Aber dass wir es für uns selbst spüren, woraus wir unsere Zuversicht schöpfen dürfen und dass wir sie an Ostern feiern und daraus Kraft schöpfen können, das wünsche ich uns. Und natürlich werden wir dann von unserer Zuversicht auch erzählen und sie ausstrahlen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gesegnete Kar- und Ostertage.

Friederike Wilberg

Ein Gedanke zu „Auferstehung ins Leben

  1. Vielen Dank.liebe Friederike, kalí anástasis=fröhliche Auferstehung/Ostern Dein Eckhard aus Heisingen,Deiner Muttergemeinde.

Kommentare sind geschlossen.