Ein Fenster zur Welt

Vor dreißig Jahren, am ersten Freitag im März 1995, habe ich als junge Vikarin den Weltgebetstag der Frauen kennengelernt. Damals kamen die Texte für den Gottesdienst aus Ghana. Seitdem hat mich die Begeisterung für diese weltweit größte ökumenische Basisbewegung christlicher Frauen nicht mehr losgelassen.

Es geht hier um viel mehr, als nur um einen Gottesdienst einmal im Jahr. Es geht auch darum, den Blick zu weiten und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Ich habe in all diesen Jahren Länder und Kulturen kennengelernt, mit denen ich mich sonst vermutlich nie beschäftigt hätte, wie zum Beispiel Surinam oder Vanuatu. Hintergrundinformationen gehören immer dazu und auch Lieder erklingen in landestypischen Melodien. Manchmal kann man auch besondere Spezialitäten kosten. Weiterlesen

Wo sind unsere Toten?

Wir sehen vorläufig nur ein rätselhaftes Spiegelbild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Heute erkenne ich bruchstückhaft, dann aber werde ich erkennen, wie ich von Gott erkannt worden bin. (1. Korinther 13,12)

Der Totensonntag gibt uns Gelegenheit, über den Tod nachzusinnen und an die Verstorbenen zu denken. Auf unserer Reise durch das Kirchenjahr ist er eine wichtige Station.

Wir sind nun mitten in der dunklen Jahreszeit. Alles Leben hat sich ins Innerste, in die Wurzeln zurückgezogen. Ohne diese Ruhephase wäre die Fülle des Sommers nicht möglich. Ohne den Winter, ohne das Absterben, ohne den Tod des alten Sommers, würde es die jungen, frischen Triebe des Frühjahrs nicht geben. Die dunkle Zeit mit ihren Gedenktagen erinnert uns an diesen immerwährenden Prozess der Wandlung. Sie erinnert uns daran: Werden und Vergehen gehören zur Schöpfung. Weiterlesen

Dankbarkeit

Ich bin so… antriebslos, hat er gesagt, als er nach seinen Untersuchungen völlig geschafft in meinem Büro sitzt. Weißt Du, ich habe so gar keine Lust mehr… zu nichts… eigentlich noch nicht einmal zum Wegfahren. Und während er das sagt, schaut er mich ganz traurig an. Du kennst mich doch. Sonst mache ich doch auch mal ein paar Witzchen, schreibe etwas Lustiges, aber nichts. Geht nicht. Ich weiß nicht…

Beide schauen wir betröppelt aus der Wäsche, so hätte es meine Großmutter formuliert. Beide hängen wir unseren Gedanken nach, schweigen gemeinsam. Und dann sage ich, ja, das geht mir auch so. Alles ist im Moment irgendwie anders. Die Zeit rast ohne das wirklich etwas passiert. Ich fühle mich auch sehr angestrengt im Moment, die Zeit ist schwer. Weiterlesen

Das Leben besiegt den Tod | In Zeiten von Corona #6

Es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart. (Daniel 2,28) – In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. (Kolosser 2,3) | Herrnhuter Tageslosung für den 22. März 2020

Der Spruch aus dem Kolosserbrief in der heutigen Tageslosung ist der Taufspruch meiner älteren Tochter. Ihr Vater und ich haben ihn aus der überbordenden Freude über die Geburt dieses Kindes und aus der tiefen Überzeugung heraus gewählt, dass Gott hier seine Weisheit überaus einleuchtend gezeigt hat. Dieser Schatz, den wir in den Händen hielten – er machte unmissverständlich deutlich, wie gut Gott alles macht. Nach einer Fehlgeburt, nach einer Ehekrise, nach einem komplizierten Anfang der Schwangerschaft – war es nun endlich gut: unsere Tochter war da. Wir waren Eltern und blieben noch für Jahre ein Paar. Das Geheimnis seiner Güte und Fürsorge, in das Gott uns hier hat Einblick nehmen lassen, haben wir gern und dankbar entdeckt.

Welches sinnvolle – oder nur erträgliche – Geheimnis verbirgt sich aber hinter der Corona-Krise? Welche Weisheit liegt in einer Unzahl sterbender Menschen? Welch unmenschlich grausamer Gott lässt sich hier in die Karten gucken? Weiterlesen