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Ostern heißt: den Neustart wagen

Noch mal von vorne beginnen, durchstreichen und vergessen können, was gewesen und schiefgelaufen ist. Manchmal wünscht Mensch sich nichts sehnlicher als das. Zum Beispiel dann, wenn eine Beziehung zu scheitern oder eine Freundschaft in die Brüche zu gehen droht. Wie schön wäre es, wenn wir in solchen Situationen einfach auf den Reset-Knopf drücken oder an der Stelle anknüpfen könnten, wo alles noch gut und schön war.

Leider ist dieser Wunsch nicht sehr realistisch. So funktionieren wir Menschen einfach nicht. Verletzungen, die wir erfahren haben, sind für immer gespeichert. Vielleicht werden wir in der Lage sein damit zu leben. Die Narben aber bleiben. Und wenn Mensch sich trotz alledem entscheidet, bei seinem Partner bleiben oder die Freundschaft bewahren zu wollen, können diese Narben immer wieder aufgehen und die Beziehung belasten oder die Freundschaft auf die Probe stellen. Vergeben und vergessen, wieder ganz von vorne beginnen, das bekommen wir nicht hin, wie sehr wir uns auch darum bemühen.

Einen solchen Neustart schafft nur Gott. Bereits die Geschichte Israels erzählt uns, wie Gott in seiner Barmherzigkeit immer wieder bereit ist, dessen Sünden zu vergeben und seinem Volk einem Neuanfang zu ermöglichen. Diese Barmherzigkeit Gottes findet in dem Leiden und Tod Jesu ihren Höhepunkt. Statt der Welt endgültig den Rücken zu kehren, wendet Gott sich ihr zu. Statt seine Beziehung zur Welt zu beenden, macht Gott die Hinrichtung Jesu zu deren Neuanfang. Es dauert ein paar Tage, bevor Gott so weit ist. Doch am dritten Tag streckt ER uns in der Auferweckung seines Sohnes erneut die Hand entgegen. Jesu Leiden und Tod bedeuten nicht das Aus der Menschheit, sondern das Aus der Sünde und ihrer Folgen. Diese Entscheidung Gottes ist letztendlich nicht zu fassen, sie ist und bleibt sein Geheimnis.

Gott lässt uns ein und für allemal von vorne beginnen. Dieser Neustart muss allerdings von uns auch gemacht werden, immer wieder, Tag für Tag. Die Befreiung von der Sünde und, damit einhergehend auch von Schuld, ist kein Geschenk, auf dem wir uns ausruhen dürfen. Ostern heißt Umkehr. Ostern ermöglicht es uns aktiv zu werden, uns von der Barmherzigkeit Gottes inspirieren und leiten zu lassen.

Mit anderen Worten, Gottes Gnade ist nicht billig zu haben. Im Gegenteil. Sie wird uns nur dann zuteil, wenn wir uns davon und dazu bewegen lassen, unseren Mitmenschen gegenüber gnädig zu sein, zum Beispiel dem Partner oder dem Freund, der uns verletzt hat und der das zutiefst bereut, ohne es jemals wiedergutmachen zu können. Oder dem Menschen, mit dem wir in anderen Zusammenhängen zu tun haben und dessen Meinung oder Haltung uns befremdet oder gar aufregt.

Gerade in diesen unsicheren und auch gesellschaftlich aufgeregten Zeiten, in denen unsere Nerven blank liegen, würde uns es guttun, wenn wir aus der Fülle der Barmherzigkeit Gottes schöpfen können, die Gott uns Ostern, durch Tod und Auferstehung seines Sohnes Jesus Christus, hat zufallen lassen.

Feiern wir Ostern, Sonntag für Sonntag. Verkünden wir den Tod unseres Herrn, preisen wir seine Auferstehung, bis er kommt in Herrlichkeit. Und seien wir bis dahin Tag für Tag gnädig und geduldig miteinander.

Pieter Roggeband