Vorbild des Glaubens

Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden! (Matthäus 8,10)

Vor kurzem noch das Kind in der Krippe und die Eltern, die in ihre neue Rolle hineinwachsen müssen – eigentlich wie alle Eltern auf der Welt. Von Anfang an viel Besuch – auch nichts Ungewöhnliches, die Freude über das Neugeborene, aber eben auch schon mehr als das. Immer verbunden mit Hoffnung auf Zukunft, auf Veränderung, auf Frieden. Und so lässt auch die Vielfalt der Gäste schon Besonderes erwarten, einfache Hirten mit ihren Tieren und am Ende weitgereiste ehrwürdige Wissenschaftler – vielleicht sind es sogar Könige. Weiterlesen

Gottes Tür steht immer offen

Alles, was mir der Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. (Johannes 6,37 ~ Jahreslosung 2022)

Nach der wunderbaren Brotvermehrung, bei der Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Menschen satt gemacht hat, sind die Menschen fasziniert. Was ist das für ein Mensch, der solches vollbringen kann? Wenn er wirklich der Verheißene, der Messias, ist, dann wollen alle gerne von ihm wissen, was sie denn nun selbst tun können, damit sie Gottes Werke tun, damit sie seinen Willen erfüllen können. Seine Antwort scheint denkbar einfach: Glaubt an mich. Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Weiterlesen

Afghanistan zeigt, wohin eine Politik ohne Demut führen kann

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. (1. Petrus 5,5)

1989 – ich erinnere mich noch an das Aufatmen, als die Sowjetunion ihre widerrechtliche Besetzung Afghanistans zehn Jahre nach ihrem Einmarsch beenden musste. Es war das Aufatmen über die Grenzen der scheinbar Übermächtigen Nachbarn, der in seinem Hinterhof keinen Widerspruch duldete. Der Rückzug war Teil des Zerfalls der Sowjetunion und ihres überlebten staatssozialistischen Systems. Doch was für eine seltsame Koalition errang in den nächsten Jahren die Macht mit den von den Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützten islamischen Guerillas, den sogenannten Mudschahedin? Weiterlesen

Gebrauchsanweisung für das Leben

Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. (Matthäus 28,20b)

Was wäre unsere Welt ohne Gebrauchsanweisungen? Hübsch bebildert, mit einfachen Worten und einprägsamen Hinweisen. Wer schon einmal ein Regal aufgebaut oder einen Fernseher angeschlossen hat, der weiß, dass das nicht immer so einfach ist, wie es uns die Anleitung glauben machen will. Und fällt das Produkt der Begierde mal etwas größer aus, dann hat die Anweisung auch schon mal den Umfang eines Romans von Thomas Mann. Gebrauchsanweisungen, die gibt es offenbar für alles und jedes. Aber wie ist es mit dem christlichen Glauben? Gibt es auch hier so etwas? Weiterlesen

Kaum zu glauben!

Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. (Johannes 21,12)

Nachdem Jesus auferstanden ist, zeigt er sich immer wieder seinen Jüngern. So auch an jenem Tag, als sieben von ihnen am See Tiberias fischen sind, ihnen aber nichts ins Netz gehen will. Da kommt ein Mann auf sie zu und sagt ihnen, sie sollen die Netze nochmal auf der anderen Seite auswerfen. Und es stimmt! Plötzlich fangen sie so viele Fische wie selten. Mit einem Mal erkennen die Jünger: das ist Jesus! Freudig eilen sie ihm entgegen. Und wie Jesus es immer getan hat, isst er mit ihnen und teilt mit ihnen das Brot.

Wie schwer fällt es uns – aber auch den Jüngern damals – einfach zu glauben ohne jeglichen Beweis. Aber versetzen wir uns mal in die die Lage der Jünger und Jüngerinnen damals. Sie erleben hautnah mit, wie Jesus ermordet wird. Und dann plötzlich soll da wieder Hoffnung sein? Jesus ist gar nicht tot, sondern ist auferstanden? Das ist schwer zu glauben. Dann zeigt sich Jesus seinen Jüngern auf dem See Tiberias. Aber etwas scheint anders, sie erkennen den Freund nicht sofort. Etwas hat ihn verändert: der Tod, das Erlebte? Wir wissen es nicht genau. Weiterlesen

Von Scherben, Chancen und Neuanfang

Da liegt sie, die wunderbare Keramikschale, zerschellt in tausend Teile. Die schöne Urlaubserinnerung ein Haufen Scherben. Dabei war sie so stabil, so sicher im Stand, strahlend in ihrer Bemalung, ein echt gutes Stück. Durch eine einzige unvorsichtige Bewegung ist davon nicht mehr viel übriggeblieben. Nun liegen die Scherben auf dem Boden.

Auch im Leben kennen wir Brüche. Vorstellungen, Beziehungen, Lebensgrundlagen geraten ins Wanken und zerbrechen. Nicht selten sagen Menschen: „Ich stehe vor einem Scherbenhaufen.“ Die zerborstene Keramikschale und der Scherbenhaufen des Lebens, was ist zu tun? Zusammenkehren und entsorgen? Weiterlesen

Die Vaterunser-Glocke

Lange Zeit konnten die Glocken der Christuskirche in Oberhausen nicht geläutet werden. Der Turm war nicht mehr stabil genug. Nun, nach einer Grundrenovierung, ist das Läuten bald wieder möglich. Deshalb wurde eine neue Läuteordnung erarbeitet. Weil ich zur Christuskirchen-Gemeinde gehöre, war ich dabei. Es wurde sehr sorgfältig überlegt, wann soll, mit welchen Glocken, wie lange geläutet werden? Ist es noch zeitgemäß, den Mittag und den Abend besonders anzuzeigen? Und wie steht es mit dem Läuten Silvester und vor dem Ostersonntag um Mitternacht?

Wir haben das alles gewissenhaft abgearbeitet. Zwischendurch allerdings stellte ich mir die Frage, wofür, das heißt: für wen wir das eigentlich machen? Wer hört das noch gerne? Die, die sich zur Gemeinde zugehörig fühlen, bleiben der Gemeinschaft sowieso verbunden. Brauchen die noch den Glockenklang mit seiner besonderen Botschaft? Und was ist mit den anderen? Weiterlesen

Krug und Platte

St. Georg in Köln: ein Kreuzwegmosaik. Goldener Krug und goldene Platte auf quadratischem, rot-grauem Tisch mit Kreuzen. Gold war im Mittelalter die Farbe des Himmels. Will sagen: In Krug und Platte ist uns Himmlisches vor Augen – auf dem Hintergrund ganz vieler Kreuze. Das Letzte Abendmahl wird dargestellt – das Letzte, das eigentlich das erste ist. Ein Krug ersetzt den Kelch; er deutet auf die Menge des Heiligen Blutes hin: genug „für viele“, für die es „als Lösegeld“ vergossen wurde. Einfach himmlisch, dass im Mahl Christus: der Kranke gesund machte, Sünder heilte und Beziehungen wiederherstellte, die aus nachvollziehbaren Gründen abgebrochen worden waren – aus Ekel, Unsicherheit, Selbstschutz etwa!

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In Gottes Arme fallen | In Zeiten von Corona #14

Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme? (Jeremia 8,4) – Jesus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. (Johannes 6,37) | Herrnhuter Tageslosung für den 30. März 2020

Menschliches Leben ist geprägt von Bewegung. Beweglichkeit ist von Anfang an gefragt. Mit Ungeduld erwarten Eltern die ersten Schritte ihrer Kinder; auf eigenen Füßen zu stehen, ist das Ziel heutiger Erziehung. Beweglichkeit – Mobilität und Flexibilität – sind hohe Werte unserer Gesellschaft. Wer nicht in Bewegung bleibt, kann nicht mehr mithalten. Die Angst davor sitzt bei vielen Menschen tief. Das Gehen prägt also unser Leben. Aber zum Gehen gehört immer auch das Fallen. Darüber redet unsere Tageslosung.

Beim Kleinkind, das auf seinen Windelpopo fällt, finden wir das drollig. Kommen Erwachsene an den unterschiedlichsten Herausforderungen des Lebens zu Fall und bleiben auf der Strecke, ist das eine Tragödie : die falsche Berufsentscheidung, die jeden Arbeitstag sich anfühlen lässt wie eine Falle, der Hochmut, der vor dem Fall kommt und zu einem einsamen Menschen macht, die Sucht, die in kürzester Zeit einen Menschen fällen kann wie einen Baum. Weiterlesen

Gott sagt meiner Angst Bescheid | In Zeiten von Corona #13

Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad. (Psalm 142,4) – Gelobt sei Gott, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller Bedrängnis (2. Korinther 1,3-4) | Herrnhuter Tageslosung für den 29. März 2020

Über die Angst weiß ich Bescheid, seit es mich gibt. Gezeugt von einem Mann, den sie mit 16 Jahren von der Schulbank weg in den Krieg geschickt hatten und herangereift im Leib einer Frau, die zahllose Bombennächte in Kellerlöchern verbracht hatte – hat sich die Angst in meine neuronalen Netze eingezeichnet, bevor ich geboren wurde.

Ich wuchs heran in dem Kokon der neurotischen Ängste meiner Mutter. Ich habe sie bei unzähligen Arztbesuchen begleitet, weil jedes kleinste Unwohlsein für sie die Gewissheit bedeutete, lebensbedrohlich erkrankt zu sein, und über den Teppich im Wohnzimmer durften wir nicht laufen, denn die Fransen mussten exakt ausgerichtet dort liegenbleiben, wo sie sie nach ihren Kämmaktionen positioniert hatte. Das endete erst, als mein Vater einen Teppichboden verlegte. Weiterlesen