Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden

Ich habe auf das richtige Pferd gesetzt, aber es hat nicht gewonnen. Mit diesen Worten beginnt der Film „Gundermann“ über einen Künstler der DDR. Schon oft wurde im Lauf der Zeiten diese Erfahrung gemacht: auf etwas zu setzen, was nicht gewinnt. In der deutschen Geschichte hat es diese Erfahrung im vergangenen Jahrhundert gleich zweimal gegeben: 1945 und 1989.

Ich hatte vor ein paar Tagen ein Gespräch mit einer alten Dame. Sie erzählte mir sehr eindrücklich, wie schwer es für sie als junge Frau war zu verstehen, dass sie an etwas geglaubt hatte, das nicht nur verloren hatte, sondern grundfalsch war. Was sie nach 1945 über das Deutschland erfuhr, für das sie so begeistert gewesen war, entsetzte sie nachhaltig. Und dafür hatten ihre beiden Brüder und ihr Vater ihr Leben gegeben. Weiterlesen

Was mir Hoffnung gibt

Durch die Geburt meiner Tochter haben mich in diesem Jahr Lieder sehr berührt, die vom Elternwerden und dem Wunder und Geschenk des neuen Lebens handeln. Ein Lied, dass ich sehr gern höre, stammt von dem Liedermacher Reinhard Mey. Es heißt „Mein Apfelbäumchen“. In dem Lied singt Mey über die überwältigenden Gefühle, die Eltern empfinden, wenn sie ihr Kind das erste Mal auf dem Arm halten. Gleichzeitig nimmt das Lied die Welt, in der Kinder aufwachsen, unverblümt in den Blick. Weiterlesen

Erfüllte Zeit

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. (Prediger 3,1)

Wir befinden uns inmitten von herausfordernden, komplexen und schnelllebigen Zeiten. Alles ist in Veränderung, im Auf- und Umbruch. „Alles hat seine Zeit“ ruft uns der Prediger Salomo im Alten Testament zu. Der Weisheitslehrer führt das ganze Leben vor Augen: reden und schweigen, lachen und weinen, aufbauen und abbrechen, pflanzen und ausreißen… all das soll je seine eigene Zeit haben. Weiterlesen

Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit

Wir kennen Paul Gerhardt (1607-1676) nur mit dem abgekürzten Vornamen Paul. Sein Taufname ist aber Paulus Gerhardt. Er selbst hat sich Zeit seines Lebens nie anders genannt. Die Tradition hat ihn gleichsam umgetauft. Das ist für unsere Ohren sehr ungewöhnlich zu hören und zu verwenden.

Der Paulus des 17. Jahrhunderts gibt mit seinem unerhörten christlichen Gefühlshintergrund in seinen fast unendlich vielen schönen Liedern das, was der Paulus des 1. Jahrhunderts besaß, aber so nicht zum Ausdruck bringen konnte und wollte. Weiterlesen

Bergerlebnisse

Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. (Matthäus 17,2)

Im vergangenen Jahr haben Frank und ich Urlaub in Tirol gemacht und weil es so schön war, wollen wir das auch wiederholen. Wir zwei waren völlig fasziniert von dieser Bergwelt. Die Wiesen waren alle viel bunter und lebendiger als hier, der Himmel wirkte blauer, die Luft klarer… und es hat uns immer in die Höhe gezogen. In der Nähe von Kitzbühel bleibt einem eigentlich auch gar nichts anderes übrig, als sich ordentliche Schuhe anzuziehen, die Butterbrote und ein bisschen was zu trinken einzupacken und dann los. Weiterlesen

Voller Trost und Zuversicht

Ich bin voller Zuversicht, wenn ich an euch denke; denn ich weiß: Wie ihr meine Leiden teilt, so habt ihr auch teil an dem Trost und der Ermutigung, die mir geschenkt werden. (2. Korinther 3,7)

Eine der Schwestern hatte mich zu ihr geschickt: „Du, kannst Du mal gucken? Frau X. hat heute eine nicht so gute Mitteilung erhalten. Sie liegt schon ewig in unterschiedlichen Krankenhäusern. Ich glaube, der geht es nicht so gut.“ Ich lasse mich gern schicken, die, die mich kennen, wissen das. Ich mache mich also auch noch am selben Tag auf den Weg. Schaue ins Zimmer, stelle mich vor und frage nach dem Wohlergehen der beiden Patientinnen, auf die ich treffe. Weiterlesen

Glücklich ist, wer Herz zeigt

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. (Lukas 6,36)

Das sagt sich leicht und klingt gut. Aber was meint Jesus damit? Allein schon das Wort ist selten in unserem täglichen Sprachgebrauch zu finden. Ist Barmherzigkeit veraltet?

Die Geschichte eines Mannes machte mir das Gegenteil deutlich: Seit Tagen saß er mit seinen aufgestapelten Rechnungen am Küchentisch. Es waren nur Rechnungen von ganz normalen monatlichen Kosten, nichts Besonderes. Er sparte, wo er konnte, und kaufte sehr preisbewusst ein. Aber die Summe, die sich aus den Rechnungen ergab, war zu hoch. Er war in Kurzarbeit und es reichte einfach nicht. In der Nacht war an Schlaf nicht zu denken, und am nächsten Morgen rechnete er noch einmal alles durch. Es änderte sich nichts. Wie sollte er das schaffen? Weiterlesen

Zum Holocaust-Gedenktag

Ich stand auf dem S-Bahnhof und wartete auf den Zug. Ein Stück entfernt von mir, ein Jugendlicher, 15 oder 16 Jahre alt. Er sprach mit einem Freund am Handy. Wortfetzen drangen an mein Ohr. Er begann zu schimpfen: „Die alte Judensau, wenn ich die erwische…“ Ich schaute unwillkürlich zu ihm hinüber. Was hatte er gesagt? Bevor ich reagieren konnte, kam der Zug und er war weg.

Die Äußerung ging mir noch einige Zeit nach: Weiß er, was er da gesagt hat? Ich vermute nicht. „Judensau“ benutzt er als eines seiner Schimpfworte. Gedankenlos, rücksichtslos daher gesagt, ohne ein Gefühl dafür, welche Auswirkungen das haben kann – vielleicht sogar auf jüdische Mitmenschen, die zufällig auch auf dem Bahnsteig stehen. Weiterlesen

Nehmt die Hoffnung mit!

Wir haben gerade Weihnachten gefeiert. Hoffentlich hatten Sie ein paar schöne Tage, auch wenn sie sicherlich ganz anders waren als in den Jahren zuvor. Aber jetzt ist Weihnachten vorbei. Viele Menschen haben schon den Weihnachtsbaum nach draußen gestellt und die Dekoration weggepackt bis zum Ende dieses Jahres. Das neue Jahr 2021 hat angefangen. Heute ist jedoch noch einmal ein besonderer Tag: der Königstag. Normalerweise ziehen an diesem Tag die Sternsinger durch die Straßen und schreiben den Segen an die Türen. Weiterlesen

Durch die Augen eines Kindes

Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. (Sacharja 9,9)

Wahrscheinlich ist es Ihnen aufgefallen, dass unser Predigttext Jesu Einzug in Jerusalem voraussagt. Einen Text, der uns von Palmsonntag vertraut ist. Dabei ist heute der Erste Advent. Was hat denn dann Palmsonntag mit der Adventszeit zu tun? Na ja, in beiden geht es um eine lang ersehnte Ankunft. Jesus wird lange erwartet, als Retter, als Heiland. Früher und oft auch heute. Weiterlesen