Jahreslosung #3: Die Liebe leben!

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (1. Korinther 16,14)

Als ich Ende des vergangenen Jahres mit Mann und Hund unterwegs war, die allermeisten Blätter waren schon von den Bäumen gefallen, da fiel mir plötzlich ein einzelnes Blatt ins Auge. Ich bin in die Knie, um es mir genauer anzusehen, und konnte dann ein Lächeln nicht verkneifen. Irgendein kleines Insekt, eine Raupe, ein Käfer, was weiß ich, hatte sich gütlich getan an diesem Eichenblatt und offensichtlich mit Bedacht gefuttert: ein kleines Herz war entstanden, was auf der Stelle mein Herz erfreut hat.

Was für eine Botschaft für die Welt. Liebe! Habe ich gedacht und natürlich sofort mein Handy gezückt, um es zu fotografieren. Ein kleines Herz, das mein Herz erfreut. Weiterlesen

Zeit der Sehnsucht

Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden! (Jesaja 55,12a)

Geht es Ihnen auch so, dass die Sehnsucht immer größer wird? Endlich wieder einmal raus, endlich weg von diesem Virus, in ein unbeschwertes Leben? Einfach mal wieder in einen Zug steigen und dahin fahren, wo es schön ist. Vielleicht mit einem IC, der den Namen „Seeschwalbe“ trägt, von Köln nach Kiel… Ich höre schon das Meer rauschen und die Möwen ihre unverwechselbaren Rufe in die Luft schreien. Aber wir müssen uns wohl noch ein Weilchen gedulden. Weiterlesen

Von Angesicht zu Angesicht

Michelangelo Buonarotti (1475 – 1564) bringt in seinem Gebet im Alter und beim Sterben, das in unserem Evangelischen Gesangbuch steht, seine Hoffnung auf die Ewigkeit zum Ausdruck: „Hilf mir, geduldig zu sein. Zeig mir dein Antlitz, je mehr mir alles andere entschwindet. Lass mich den Atem der Ewigkeit verspüren, nun, da mir aufhört die Zeit“ (vgl. EG 978).

Michelangelo bittet nicht: Gott, Vater, zeig mir dein Antlitz. Er bittet auch nicht: Gott, Sohn, Jesus Christus, zeig mir dein Antlitz. Aus seinem künstlerischen Schaffen heraus könnte man auf beides schließen. Wir wissen es nicht. In der christlichen Kunst-geschichte ist die Darstellung Jesu Christi neben der Darstellung der Gottesmutter Maria von den Anfängen bis in die Gegenwart das Kardinalthema schlechthin. Weiterlesen

Broken Hosianna | In Zeiten von Corona #20

Lobt Gott in den Versammlungen. (Psalm 68,27) – Als die große Menge, die auf das Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei der, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel (Johannes 12,12-13) | Tageslosung für Palmsonntag, 5. April 2020

Mit dem Ereignis, über das unsere Tageslosung berichtet, beginnt das finale Projekt in Jesu Lebensgeschichte. Er geht nach Jerusalem, um dort das Passahfest zu feiern. Die Hauptstadt wimmelt vor Menschen, das römische Militär ist in höchster Alarmbereitschaft. Zeiten wie diese sind wie gemacht für Aufstände und Revolutionen, und darum immer gefährliche Zeiten für die mächtigen, meist ungeliebten Herrn. Auch Jesus war von wohlmeinenden Menschen gewarnt worden, seine Idee besser fallen zu lassen. Schnell kommt es in überhitzten Zeiten zu falschen Einschätzungen und gefährlichen Überreaktionen. Weiterlesen

Meine Gottesbilder | In Zeiten von Corona #19

Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist denn ihr Gott? Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will. (Psalm 115,2-3) – Gottes unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken. (Römer 1,20) | Herrnhuter Tageslosung für den 4. April 2020

„Lieber Gott mach, dass meine Oma wieder gesund wird“- ich war zwölf, als ich so betete. Es war das letzte Mal, dass ich mir ganz selbstverständlich Gott vorstellen konnte. Nicht lange danach und, obwohl meine Oma gesund geworden war, begann ich zu ahnen, dass da wohl kein metaphysischer Puppenspieler in einem wie auch immer gearteten Jenseits sitzt, dessen hilfreiches Eingreifen man durch Gebet heraufbeschwören könnte. Weiterlesen

Zuversicht in der Angst

Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht und sie sagten zueinander: Wer ist denn dieser, dass ihm sogar der Wind und das Meer gehorchen? (Markus 4,40-41)

„Wir melden uns, sobald die Gefahr vorüber ist“, diesen Satz hören wir in den Verkehrsnachrichten, wenn uns mal wieder ein Falschfahrer entgegen kommt. Vielleicht fühlen wir uns mit diesem Coronavirus so ähnlich – dass da etwas ungebremst auf uns zukommt und wir kaum Ausweichmöglichkeiten haben. Wie schön wäre es, wenn wir hoffen dürften, dass dieser befreiende Satz: „Wir melden uns, sobald die Gefahr vorüber ist“, möglichst bald gesagt würde.

Aber darauf müssen wir wohl nun noch eine Weile warten. Viele Ängste sind damit verknüpft. Ängste, dass wir selbst oder nahe Angehörige erkranken. Ängste vor den wirtschaftlichen Konsequenzen für uns und unsere Familien, für unsere Stadt, unser Land, ja die ganze Welt. Was wird da wohl noch alles auf uns zukommen? Und wie werden wir die Zeit füllen können, in der wir immer mehr Einschränkungen erfahren? Was werden die Kinder und Jugendlichen machen? Weiterlesen

Enttäuschter Glaube, enttäuschtes Gebet… echter Glaube, echtes Gebet

In diesem Beitrag möchte ich Sie ein wenig an meinem Leben teilhaben lassen. Als bewusste Christin lebe ich schon seit vielen Jahren mit Jesus Christus. Ich nehme ernst, was in der Bibel steht, beziehe Gott in meinem Leben in meine Entscheidungen mit ein, versuche, mit seiner Hilfe so zu leben, wie es gut ist und seinem Willen entspricht – und ich bete. Ohne Gebet ist eine Beziehung zwischen Gott und Mensch nicht möglich, denn Gebet ist das verbindende Kommunikationsmittel.

Die Bibel ist darum auch voll von Geschichten über betende Menschen, Gedanken und Hinweisen, mit welcher Haltung man vor Gott treten kann und soll und von Gebeten selbst, die Menschen in verschiedenen Situationen gebetet haben, z.B. den Psalmen. So wie Gott in biblischen Zeiten mit den Menschen in Verbindung getreten ist, so möchte er es auch heute tun. Das glaube ich und davon bin ich überzeugt.

Ich habe in den vielen Jahren meines Christseins schon viele gute Erfahrungen mit dem Gebet gemacht. Ich habe erlebt, wie sich Dinge auf einmal gefügt haben oder sich Türen öffneten, die vorher verschlossen erschienen. Gebete wurden erhört und ich fühlte mich auf der Siegerseite des Lebens. Ich habe aber auch schmerzhafte Erfahrungen mit nicht erhörten Gebeten gemacht. Weiterlesen

Die Kirche in der VUCA-Welt

1. Manchmal hat man den Eindruck, die Herausforderungen für die Kirche in Deutschland seien nicht nur groß, sondern einzigartig. So manche Reaktionen auf die Studie Projektion 2060, die das Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg im Mai vorgelegt hat, legten diese Einschätzung nah. Die koordinierte Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung für die evangelische und katholische Kirche in Deutschland bestätigte frühere Langzeitstudien. Sie zeigt, wie sehr „Kirche im Umbruch“ ist „Zwischen demografischem Wandel und nachlassender Kirchenverbundenheit“. Mir scheint, dass in den öffentlichen Reaktionen viel von der Stimmungslage und der Unsicherheit in unseren Gemeinden und der Kirche insgesamt aufscheint. Weiterlesen

Hörer und Täter des Wortes

Im Brief des Jakobus, Kapitel 1 Vers 19, steht folgende Anweisung an die Empfänger: „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ Es lebe Lutherdeutsch, andere Bibel bitte. Die „Hoffnung für alle“ kriegt diese Stelle verständlicher hin: „Denkt daran, liebe Brüder und Schwestern: Seid immer sofort bereit, jemandem zuzuhören; aber überlegt genau, bevor ihr selbst redet. Und hütet euch vor unbeherrschtem Zorn!“ Dann folgt Vers 20: „Denn im Zorn tun wir niemals, was Gott gefällt.“

Wie sieht das denn bei mir aus – werde ich dieser Anforderung gerecht? Also zuhören kann ich, denke ich, ganz gut. Ich bemühe mich, die Botschaft zu verstehen, die mein Gegenüber weitergeben möchte. Ich versuche, seinen Denkspuren zu folgen, ohne meine eigenen – vielleicht ganz anderen – Denkmuster in seine Worte hineinzuinterpretieren, was nicht immer ganz leicht ist. Und jemandem zuzuhören, der in der Steinzeit anfängt, wenn er mir etwas von gestern erzählen will, kann ganz schön nervenaufreibend sein, da erreiche ich dann flott mal meine Grenzen. Weiterlesen

Späte Abrechnung mit Christine

Christine ist DIE Person, die mir den schlimmsten Stachel der Unzulänglichkeit ins Hirn gesetzt hat! Es gab natürlich schon vor Christine Stachel, die pieksten und mich pisackten… Ich meine damit: ich hatte schon vor meiner Bekanntschaft mit ihr einige Ansagen über mich gehört, die weh taten und mir von Zeit zu Zeit säuerlich aufstießen.

Da war der angewiderte Gesichtsausdruck des Jungen, den ich in der Tanzstunde bei der Damenwahl aufforderte: Mit DER tanze ich nicht… Oder die Resignation meiner Musiklehrerin, die die Chorprobe vor der Abschlussfeier in der Grundschule leitete: Lies DU dann mal besser ein Gedicht vor… Oder der Spott des Turnlehrers: Seht her, wie A. es macht, SO geht es jedenfalls nicht… Weiterlesen