Gott gibt’s nur im Gesamtpaket

Von der Dynamik her erleben wir an unseren kirchlichen Feiertagen gerade die absoluten Gegensätze: Wir kommen von tiefsten Tiefen am Karfreitag – dem Erinnern von Schmerz, Leid und Tod – in die schwindelnden Höhen der Ostertage – voller Freude, voller Leben, voller Wunder. Für mich liegt in dieser dynamischen Spannung auch die Spannung, die uns in Jesus selbst begegnet: wahrer Gott und wahrer Mensch – so haben die alten Kirchenväter seine zweierlei Gestalt beschrieben. Weiterlesen

Die Liebe hat das letzte Wort

Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! (Psalm 71,3)

Nun dürfen wir also wieder in diese Tage gehen wie früher – vor der Pandemie. Voller Erwartung und Vorfreude auf das Fest. Drei lange Jahre mit vielen Verunsicherungen, Sorgen und Entbehrungen liegen hinter uns. Mit welchen Gedanken werden wir uns in diesem Jahr an die Szene unter dem Kreuz erinnern?

Ob uns im Angesicht des Leidens und Sterbens Jesu eigenes Leiden oder das geliebter Menschen wieder in den Sinn kommen? Oder sind die erschütternden Bilder und Nachrichten über die Virusopfer schon längst wieder anderen Schreckensnachrichten gewichen, die danach kamen, allen voran der Kriegsbeginn in der Ukraine vor über einem Jahr? Wie können wir damit umgehen – mit diesen und immer neuen Bildern? Weiterlesen

Über das Weinen

Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude. (Psalm 30,6)

Im Kino ist es mir peinlich. Ich mag nicht nach den Taschentüchern kramen und mir die Nase schnäuzen – „So ein Sensibelchen, fängt gleich bei trauriger Musik schon an zu weinen!“ – das soll nicht gleich jede und jeder denken, wenn ich die Tempos knisternd rauskrame.

Doch die Filmemacher*innen wissen genau, wie das geht, dass mir ganz schnell die Tränen kommen. Es ist die Empathie, die dazu führt, dass wir Menschen wegen des Leidens anderer Menschen weinen. Übrigens ergeht es mir bei Beerdigungen auch manchmal so wie im Kino: Wenn die Angehörigen bei der Trauerfeier weinen, ja sogar schluchzen, dann bleibe ich davon nicht unberührt. Dann kommt der Kloß im Hals und ich muss tief durchatmen und mich auf meine Traueransprache konzentrieren. Weiterlesen

Die Nacht, in der Wünsche wahr werden

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. (Lukas 2,14)

Was für eine Nacht – vieles ist wie immer und doch ist alles anders. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte da draußen sein in dieser Nacht, den Wind in den Haaren und um die Nase herum spüren, Zeit für Gedanken und Träume, die man buchstäblich von der Leine lassen und einfach schweben lassen kann.

Manchmal wünschte ich mir, ich könnte mit den Hirten in die Stille dieser Nacht hinaus lauschen, wachen, die Schafe bestens behütet wissen. Und dann wieder einen Traum auf die Reise schicken. Weiterlesen

Geburtstagskuchen

Denn Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern schenkt uns den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1,7).

Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Mit Pfingsten wurde ein neuer Anfang gesetzt. Dieser Anfang war gewaltig, ein aufstörender erster Geburtstag:

Plötzlich geschah ein gewaltiges Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen. Und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen wie der Geist ihnen gab auszusprechen. (Apostelgeschichte 2,2-4)

Wir feiern den Geburtstag der Kirche. Vorweg muss aber gesagt werden: Kirche bedeutet dabei nicht die Organisation, Institution oder das Gebäude. Pfingsten gilt weder als das Fest, an dem das erste Landeskirchenamt eröffnet wurde, noch wurde an Pfingsten die erste Kathedrale eingeweiht. An Pfingsten geht es um Menschen, die vom Heiligen Geist erfüllt wurden und daraufhin von Jesus Christus erzählen konnten. Sie bildeten zusammen eine Gemeinschaft, eine Geistgemeinschaft. In all ihrer Unterschiedlichkeit waren sie verbunden durch den Heiligen Geist. Pfingsten ist die Geburt dieser Geistgemeinschaft. Weiterlesen

Voller Trost und Zuversicht

Ich bin voller Zuversicht, wenn ich an euch denke; denn ich weiß: Wie ihr meine Leiden teilt, so habt ihr auch teil an dem Trost und der Ermutigung, die mir geschenkt werden. (2. Korinther 3,7)

Eine der Schwestern hatte mich zu ihr geschickt: „Du, kannst Du mal gucken? Frau X. hat heute eine nicht so gute Mitteilung erhalten. Sie liegt schon ewig in unterschiedlichen Krankenhäusern. Ich glaube, der geht es nicht so gut.“ Ich lasse mich gern schicken, die, die mich kennen, wissen das. Ich mache mich also auch noch am selben Tag auf den Weg. Schaue ins Zimmer, stelle mich vor und frage nach dem Wohlergehen der beiden Patientinnen, auf die ich treffe. Weiterlesen

Was uns im Herzen bewegt, das behüten wir

Und es begab sich aber zu der Zeit… (Lukas 2,1)

Kriegen Sie die Weihnachtsgeschichte noch zusammen? Vielleicht haben Sie sie vor langer Zeit einmal auswendig gelernt und sicher schon unzählige Male in der Kirche gehört, wenn sie feierlich am Heiligen Abend aus dem Evangelium des Lukas vorgelesen wird: die frohe Botschaft von der Geburt Jesu.

Die Engländer haben für das Auswendiglernen einen schönen Ausdruck: „learning by heart“ – etwas mit dem Herzen lernen. Darum geht es, wenn wir die Weihnachtsgeschichte hören: dass wir im Herzen von ihr berührt werden. Weiterlesen

Bedecke mich mit Sonnenschein

Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1. Petrus 5,7)

Die Sängerin P!nk hat mit ihrer zehnjährigen Tochter Willow ein wunderschönes Lied aufgenommen: „Cover me in sunshine“. „Bedecke mich mit Sonnenschein, überschütte mich mit guten Zeiten. Sag mir, dass die Welt sich dreht, seit Anbeginn der Zeit, und alles wird in Ordnung sein. Bedecke mich mit Sonnenschein.“

Ich glaube, wir haben alle Sehnsucht nach diesem „nach-Corona“. Nach dem warmen Gefühl: es ist vorbei. Wir sind durch. Jetzt kommen die guten Zeiten. Alles wird wieder gut. Weiterlesen

Mache dich auf!

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt. (Jesaja 60,1)

Was wäre unsere Adventszeit ohne Licht, ohne Kerzen, ohne Gemütlichkeit und Zimtduft? Daran ändert auch der Umstand nichts, dass wir nicht selten durch diese Zeit jagen und hetzen, dass es nur so eine Freude ist und nicht selten frisch Frisiertes neu gerichtet werden muss.

Die oft beschworene Gemütlichkeit samt lichten Momenten gönnen wir uns nur zu selten. ‚Auszeit‘ nennen wir das dann gerne und treffend – für einen Moment, ein paar Stunden oder einen Tag herauszukommen aus allem, was wir so den Alltag nennen – um anschließend genau dort wieder weiterzumachen. Schade, eigentlich. Weiterlesen

Du bist bei uns, wohin unsere Wege uns auch führen

Er sagte zu ihm: „Dies ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eid versprochen und von dem ich zu ihnen gesagt habe: ‚Euren Nachkommen will ich es geben!‘ Du hast es jetzt mit eigenen Augen gesehen, aber du selbst darfst es nicht betreten.“ So starb Mose, der Bevollmächtigte Gottes, im Land Moab, wie der Herr es bestimmt hatte. (5. Mose 34,4-5)

Der November hält viele Tage des Erinnerns für uns bereit. Wir sind eingeladen, innezuhalten und uns Zeit zu nehmen. Zeit zum Nachdenken und zum Erinnern, Zeit für Tränen und Zeit dafür, um in all unseren Gedanken zu spüren, dass wir nicht allein sind. Wir kommen zusammen in diesen Tagen und dürfen nach Gott fragen und wir werden als Antwort hören, dass er immer an unserer Seite ist. Weiterlesen