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Die Nacht, in der Wünsche wahr werden

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. (Lukas 2,14)

Was für eine Nacht – vieles ist wie immer und doch ist alles anders. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte da draußen sein in dieser Nacht, den Wind in den Haaren und um die Nase herum spüren, Zeit für Gedanken und Träume, die man buchstäblich von der Leine lassen und einfach schweben lassen kann.

Manchmal wünschte ich mir, ich könnte mit den Hirten in die Stille dieser Nacht hinaus lauschen, wachen, die Schafe bestens behütet wissen. Und dann wieder einen Traum auf die Reise schicken.

Manchmal wünschte ich mir, ich würde mit ihnen die Stimmen der Engel hören, diesen ersten Schreck in allen Gliedern spüren, auf der Haut und bis in die Fingerspitzen. Doch dann das ‚Fürchtet euch nicht‘, das sich schmeichelnd auf mein Herz legt – und Ruhe schenkt. Und Gelassenheit. Und freudige Erwartung.

Manchmal wünschte ich mir, ich würde mit ihnen das Licht sehen – und mich dann an die Hand genommen fühlen, mich aufmachen und dem Licht folgen, auf wundersame Weise spüren, dass alles Unbehagen, alle Angst einfach von mir abfällt. In besten Händen geborgen unterwegs.

Manchmal wünschte ich mir, ich würde mit ihnen zum Stall kommen – und dann erst einmal sehen lernen: Gewohnte Umgebung, gewohnte Gerüche, und doch mittendrin das Kind, das alles auf den Kopf stellt. Und dann das Geheimnis des Momentes spüren, mit dem Licht, den Hirten, den Engeln, dem Kind und den Eltern spüren, dass hier Gott ganz nahekommt: in aller Schutzbedürftigkeit und Verletzlichkeit. Unwiderstehlich menschlich.

Ich möchte mich gefangen nehmen lassen von diesem Augenblick, der von Liebe, Geborgenheit und einem Frieden erzählt, der alles an Träumen in den Schatten stellt, die ich eben noch in den Himmel geschickt habe.

Manchmal wünschte ich mir, mit den Hirten dieses Staunen immer wieder neu zu lernen, um den Segen und das Geheimnis dieser Nacht in diese Welt zu tragen. Zum Segen aller. Und dann miteinander zu spüren, dass ich aus dieser Hoffnung leben kann. Besser als gedacht, erträumt und ausgemalt. Wie gut, dass Weihnachten Wünsche wahr werden lässt – nicht nur unterm Weihnachtsbaum.

Was für eine Nacht – vieles ist wie immer und – in Gottes Namen – doch ist alles anders. Zum Segen für alle.

Wir beten:

Du, unser Gott, wir sind auf dem Weg nach Bethlehem. Wir sind unterwegs zu dir, um dir zu danken und dich zu loben für das Geschenk deiner Liebe.

Du, unser Gott, lass es Weihnachten werden überall auf dieser Welt, lass deine Botschaft unüberhörbar werden, dass Frieden werde – Friede auf Erden, Frieden in unseren Häusern, Friede in unseren Herzen. Amen.

Jörg Herrmann