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Zuversicht in schweren Momenten – einst und jetzt

Nun danket alle Gott / mit Herzen, Mund und Händen, / der große Dinge tut / an uns und allen Enden. (Martin Rinckart, EG 321)

Wir nähern uns dem Ende eines Jahres, von dem vermutlich die meisten von uns etwas anderes erhofft hatten als das, was es dann wirklich gebracht hat: Die Pandemie ist immer noch nicht verschwunden. Die Zerstörung unserer Erde wird immer deutlicher. Hitze, Brände und das Verschwinden der Gletscher zeugen auch bei uns von der Klimakrise. Und seit Februar des Jahres hat uns der Krieg in der Ukraine bedrohlich vor Augen geführt, dass der Friede in Europa nicht selbstverständlich ist.

Dass die Erde voll von Konflikten, Kriegen und Auseinandersetzungen war und ist, war uns allen wohl immer bewusst. Aber dass ein Krieg uns selbst wieder so nahekommt, nach vielen Jahren des Friedens, hätte ich noch wenige Tage vor dem Kriegsausbruch nicht gedacht.

Mit dem Krieg geht eine Wirtschaftskrise einher. Die Grenzen zwischen arm und reich treten noch deutlicher hervor. Immer mehr Menschen auch in unserem wohlhabenden Land geraten in finanzielle Nöte. In meiner Arbeit in der Diakonie erlebe ich, dass die anwaltliche Vertretung aller, die nicht allein für sich selbst eintreten können und Unterstützung benötigen, wichtiger ist denn je. Sie gehört zu uns Christenmenschen. Gottesliebe und Nächstenliebe gehören untrennbar zusammen.

In manchen stillen Momenten, wenn ich alles an mich herankommen lasse, frage ich mich, wohin das alles noch führen soll. Trotzdem will ich es mir nicht nehmen lassen, hoffnungsvoll und mit Zuversicht ins neue Jahr zu gehen. Ich will mir das Vertrauen nicht nehmen lassen, dass Gott uns alle weiterhin begleitet und auch in den trübsten Zeiten nicht allein lässt.

Mir hilft in diesen Momenten das Wissen um das Vertrauen, dass unsere Vorfahren hatten. Zum Beispiel die Zuversicht von Martin Rinckart. Rinckart war zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges Pastor in Eilenburg in Sachsen-Anhalt. Nicht nur der Krieg, auch die Pest wütete, und Rinckart musste insgesamt 4.480 Menschen seiner Gemeinde beerdigen. Anschließend folgte eine Hungersnot, die noch weitere Opfer forderte.

Von ihm wird berichtet, dass er trotz aller Gefahren mutig von Haus zu Haus ging, um den Menschen in ihrer Not beizustehen. Sein Siegelring trug die Gravur: MVSICA.  Das stand einerseits für „Musica“, die Musik, die ihm wichtig war, aber auch für „Mein Vertrauen Steht in Christus Allein!“

Das Dankgebet aus Jesus Sirach, Kapitel 50, 22ff., wurde ihm so wichtig, dass er die Verse in eines der noch heute bekanntesten Lob- und Danklieder fasste:

Nun danket alle Gott
mit Herzen, Mund und Händen,
der große Dinge tut
an uns und allen Enden,
der uns von Mutterleib
und Kindesbeinen an
unzählig viel zugut
bis hierher getan.

Diese Zuversicht, dass wir auch in den schwersten Momenten nicht allein sind, dass Gott da ist und uns trägt, dass er die Kraft und Unterstützung schickt, die wir brauchen, um sie zu bewältigen, spornt mich immer wieder an. Manchmal hilft ein kleines Lied mit einer jahrhundertealten Botschaft, die aber noch genauso frisch und neu ist wie ehedem, sich dessen wieder zu vergewissern.

Der ewigreiche Gott
woll uns bei unserm Leben
ein immer fröhlich Herz
und edlen Frieden geben
und uns in seiner Gnad
erhalten fort und fort
und uns aus aller Not
erlösen hier und dort.

Ich wünsche uns allen einen guten Jahresausklang und ein gutes Jahr 2023, in dem wir die Momente, in denen Gott uns ganz nahe ist, besonders deutlich spüren und auf diese Weise die notwendige Kraft für unser Tun und für unser Leben tanken.

Helga Siemens-Weibring