Symbol der Trennung, Zeichen der Verbundenheit

Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden und die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben. (Psalm 22,27)

Der Karfreitag – er ist ein Tag zum Weinen: am Karfreitag wurde Jesus gekreuzigt. Pontius Pilatus ließ ihn hinrichten, aus mehreren Gründen. Zum einen fürchtete er den Aufrührer Jesus, der Unruhe in seine römische Provinz brachte. Zum anderen fürchteten die Geistlichen des Tempels einen Konkurrenten und bezichtigten ihn der Gotteslästerung. Und auch die Kaufleute, die ihr Geld am Tempel verdienten, wollten ihn loswerden,  weil er ihr Geschäft verdarb. Pontius Pilatus ließ ihn kreuzigen und Jesus starb.

Seitdem begleitet uns als Christ*innen das Kreuz –  als Erinnerung an das Sterben. Als Symbol für das, was in unserem Leben schmerzt, woran wir leiden – als Symbol für Trennungen. Der Blick auf das Kreuz macht uns sensibel für die Leidenden am Wegrand unseres Lebens. Zu diesen Leidenden gehören die Opfer des Syrienkrieges, die Toten im Mittelmeer genauso so wie  die Opfer des Corona-Virus. Weiterlesen

Krug und Platte

St. Georg in Köln: ein Kreuzwegmosaik. Goldener Krug und goldene Platte auf quadratischem, rot-grauem Tisch mit Kreuzen. Gold war im Mittelalter die Farbe des Himmels. Will sagen: In Krug und Platte ist uns Himmlisches vor Augen – auf dem Hintergrund ganz vieler Kreuze. Das Letzte Abendmahl wird dargestellt – das Letzte, das eigentlich das erste ist. Ein Krug ersetzt den Kelch; er deutet auf die Menge des Heiligen Blutes hin: genug „für viele“, für die es „als Lösegeld“ vergossen wurde. Einfach himmlisch, dass im Mahl Christus: der Kranke gesund machte, Sünder heilte und Beziehungen wiederherstellte, die aus nachvollziehbaren Gründen abgebrochen worden waren – aus Ekel, Unsicherheit, Selbstschutz etwa!

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Tage unendlicher Liebe

Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. (Matthäus 26,26-28)

Wie oft haben wir diese Worte gehört. Bei jedem Abendmahl verbinden sie uns in besonderer Weise, ganz besonders an Gründonnerstag. Bei seinem letzten Mahl mit den Jüngerinnen und Jüngern hat Jesus einen Raum geöffnet für die Gemeinschaft, einen geschützten Raum. Er schenkt uns die immer wieder zu vollziehende Erinnerung an ihn und sein Leben, er schenkt uns die Gemeinschaft des Teilens und Nähe, er schenkt uns Vergebung und Versöhnung mit anderen, mit Gott und mit uns selbst. Weiterlesen

Warten… auf das, was nun kommt…

Ich bin Krankenhausseelsorgerin und erlebe seit Wochen eine große Anspannung in den Krankenhäusern. Ja, ich habe das Gefühl, wir sind gut vorbereitet. Seit WOCHEN machen sich die Menschen Gedanken, planen und bereiten sich vor. Vieles ist abgesagt und es ist ruhig geworden, auch auf der Intensivstation.

Es ist wie ein TSUNAMI, wird oft gesagt… Vieles hat sich hier im Haus verändert, alle sind bereit und blicken auf das, was nun kommt, nachdem sich das Meer zurückgezogen hat. Die Bilder aus anderen Ländern bereiten uns Sorgen, ja machen vielleicht sogar ANGST. Schaffen wir das? Schaffe ich das? Weiterlesen

Wie ich über Gottes Gebote denke | In Zeiten von Corona #21

Wenn ich auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie eine fremde Lehre. (Hosea 8,12) – Jesus spricht: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. (Johannes 18,37) | Herrnhuter Tageslosung für den 6. April 2020

Die furchtbarste Geschichte der Bibel ist die, in der Gott dem Abraham gebietet, seinen Sohn zu töten. Ein Gehorsamsakt wird gefordert – als Glaubensprüfung. So wurde mir diese Grausamkeit Gottes erklärt, die alle unsere Vorstellungskraft übersteigt. Wo Gott befiehlt, da haben wir zu gehorchen. Basta. Eine andere Wahl haben wir nicht, wenn wir Gott gefallen wollen, und das wollen wir doch, nicht wahr? Den Kindern Gottes bleibt eben keine Option außer Folge zu leisten, wenn der himmlische Vater seine Stimme zum Gebot erhebt. Weiterlesen

Bestattung in Corona-Zeiten

Nun habe ich das also auch erlebt, eine Bestattung in Corona-Zeiten. Obwohl der Bestatter sich wirklich viel Mühe gegeben hat – wir durften ja nicht in die friedhofseigene Kapelle, sondern nur draußen; es durften nicht alle kommen, sondern nur eine ganz kleine begrenzte Anzahl von allernächsten Menschen – hat sich alles nicht so angefühlt wie sonst, irgendwie war auch hier alles falsch.

Doch, ich kannte die Verstorbene; doch, ich kenne auch Bestattungen mit wenigen Trauergästen; und ja, ich habe auch schon aus finanziellen Überlegungen Trauerfeiern vor der Friedhofskapelle gefeiert, aber dieses Mal… Weiterlesen

Broken Hosianna | In Zeiten von Corona #20

Lobt Gott in den Versammlungen. (Psalm 68,27) – Als die große Menge, die auf das Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei der, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel (Johannes 12,12-13) | Tageslosung für Palmsonntag, 5. April 2020

Mit dem Ereignis, über das unsere Tageslosung berichtet, beginnt das finale Projekt in Jesu Lebensgeschichte. Er geht nach Jerusalem, um dort das Passahfest zu feiern. Die Hauptstadt wimmelt vor Menschen, das römische Militär ist in höchster Alarmbereitschaft. Zeiten wie diese sind wie gemacht für Aufstände und Revolutionen, und darum immer gefährliche Zeiten für die mächtigen, meist ungeliebten Herrn. Auch Jesus war von wohlmeinenden Menschen gewarnt worden, seine Idee besser fallen zu lassen. Schnell kommt es in überhitzten Zeiten zu falschen Einschätzungen und gefährlichen Überreaktionen. Weiterlesen

Unser Palmsonntag

Am nächsten Tag verbreitete sich unter der Volksmenge, die zum Passahfest gekommen war, die Nachricht: Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Da nahmen die Menschen Palmenzweige, liefen Jesus entgegen und riefen ihm begeistert zu: „Gelobt sei Gott! Gepriesen sei, der in Gottes Auftrag kommt, der König von Israel!“ (Johannes 12,12-13)

Eine Volksmenge, die jubelt und den Retter feiert, auf den die Menschen so lange gewartet haben. Palmsonntag, so nennen wir ihn, denn die Menschen damals nahmen Palmzweige und winkten Jesus damit zu, als er nach Jerusalem einritt. Die Straße voll, buntes Treiben…

Unsere Straßen sind leer. Wir wissen, dieses kommende Osterfest wird ganz anders. Keine Familienbesuche. Keine Gottesdienste. Nichts. Ein Virus lässt die Welt stillstehen und verändert alles, von heute auf morgen. Weiterlesen

Meine Gottesbilder | In Zeiten von Corona #19

Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist denn ihr Gott? Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will. (Psalm 115,2-3) – Gottes unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken. (Römer 1,20) | Herrnhuter Tageslosung für den 4. April 2020

„Lieber Gott mach, dass meine Oma wieder gesund wird“- ich war zwölf, als ich so betete. Es war das letzte Mal, dass ich mir ganz selbstverständlich Gott vorstellen konnte. Nicht lange danach und, obwohl meine Oma gesund geworden war, begann ich zu ahnen, dass da wohl kein metaphysischer Puppenspieler in einem wie auch immer gearteten Jenseits sitzt, dessen hilfreiches Eingreifen man durch Gebet heraufbeschwören könnte. Weiterlesen

Viele Wahrheiten – ein Gott | In Zeiten von Corona #18

Wohl dem Volk, das jauchzen kann! Herr, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln. (Psalm 89,16) – Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Epheser 5,8-9) | Herrnhuter Tageslosung für den 3. April 2020

Wo es Kinder des Lichts gibt, muss es auch Kinder der Finsternis geben? Die Kirchengeschichte zeigt, dass man diese Konsequenz nur allzu oft mit logischer Folgerichtigkeit und mit grausamen Folgen gezogen hat. Die ersten Opfer solcher Auslegung unserer Tageslosung waren die Jüd*innen; welche Blutspur das nach sich zog, ist bekannt. Später wurden unzählige Männer und Frauen von den unterschiedlichsten Inquisitoren gefoltert und gequält, damit ihr dunkles Wesen ans Licht gezerrt würde. Weiterlesen