Raum für Hoffnung #3: Nah bei den Menschen

Lass deine Augen offen stehen über diesem Hause Nacht und Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast: Da soll mein Name sein. (1. Könige 8,29)

An einem Nachmittag im Juni treffe ich Herrn M. in der Reha-Klinik. Herr M. ist etwa siebzig Jahre alt, hatte einen Schlaganfall und sitzt kraftlos in seinem Bett. In dem etwa halbstündigen Gespräch sagt er immer wieder „Ich kann ja nichts mehr“. Er sieht keine Fortschritte bei seinen Therapien. Er hat Angst, zu Hause seiner Frau zur Last zu fallen. Er sagt: „Das einzige, was ich zu Hause kann, ist meiner Frau auf die Nerven zu gehen. Wenn man sich bei allem helfen lassen muss, wird man einfach nörgelig.“ Weiterlesen

Gott hat gelacht

Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. (1. Mose 18,10)

Viele Besuche haben wir alle in diesem Jahr sicher nicht bekommen. Und jetzt steht das Weihnachtsfest kurz bevor, doch trotz vorher versprochener Lockerungen dürfen wir nur im kleinsten Kreis feiern. Jede*r von uns wird dazu ganz persönliche Einschätzungen haben. Wir alle empfinden es anders – der jeweiligen Lebenssituation entsprechend. Viele sind traurig und dabei wissen wir doch letztendlich alle, dass wir gerade unsere Liebsten nicht gefährden möchten. Manches lässt sich ja auch aufschieben und nachholen, so wie wir es in den letzten Monaten immer wieder getan haben. Weiterlesen

Gut vorbereitet?

Der Deutsche an sich scheint ein reinliches Wesen zu sein. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass wir nun, mit Eintritt in die zweite Welle der Pandemie, schon wieder über einen Mangel an Toilettenpapier klagen müssen. Mich hat es schon im März und April irritiert, dass die Deutschen sich mit diesem besonderen Papier so eindecken, obwohl es bei Covid-19 nicht um eine Durchfallerkrankung geht. Aber so ist das halt, da ist eine große Sorge in vielen Menschen, dass die Umstände einen überraschen könnten. Die meisten von uns möchten vorbereitet sein, wenn sie womöglich eine Quarantäne trifft oder sie über einen längeren Zeitraum wegen eines Lockdowns die Wohnung nicht verlassen dürfen.

Und so erlebe ich auch viele Mitmenschen von mir: Man möchte vorbereitet sein auf den Fall der Fälle, man möchte sein Leben planen und nicht überrascht werden, man hat die Dinge, die einen selbst betreffen, am liebsten alle auch selbst im Griff. Weiterlesen

Schutzengel in Corona-Zeiten

Wie wird es sein, wenn Sie in gut einem Monat lesen, was ich heute schreibe? Im Grunde frage ich mich das jedes Mal, wenn ich eine Andacht für unseren Gemeindebrief schreibe. Ich versuche mich in die Zeit fünf Wochen später zu versetzen und überlege, was dann „dran sein“ könnte.

Dieses Mal fällt es mir schwer. Noch immer gibt es ständig neue Nachrichten: Lockerungen, regionale Lockdowns, Hotspots, Regionen ohne Neuinfizierte, der Blick in die Welt, der einen erschauern lässt, und, und, und. Wir fahren auf Sicht. Wir hoffen – und nicht wenige bangen auch. In welcher Situation werden wir in fünf Wochen sein? Weiterlesen