Erfüllte Zeit

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. (Prediger 3,1)

Wir befinden uns inmitten von herausfordernden, komplexen und schnelllebigen Zeiten. Alles ist in Veränderung, im Auf- und Umbruch. „Alles hat seine Zeit“ ruft uns der Prediger Salomo im Alten Testament zu. Der Weisheitslehrer führt das ganze Leben vor Augen: reden und schweigen, lachen und weinen, aufbauen und abbrechen, pflanzen und ausreißen… all das soll je seine eigene Zeit haben. Weiterlesen

Wozu ist die Kirche da?

Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1,7)

Jeden Monat in der Presbyteriumssitzung sind wir bekümmert, dass wieder 5 bis 12 Menschen bewusst unsere Gemeinde verlassen haben und aus der Kirche ausgetreten sind. Oft sind es Menschen, die Anfang zwanzig sind – da liegt die Vermutung nahe, dass sie nun zum ersten Mal Kirchensteuer zahlen müssen und diese sparen möchten. Aber auch im fortgeschrittenen Alter kehren uns immer wieder Menschen den Rücken. Das macht uns betroffen.

Von einzelnen wissen oder ahnen wir, dass sie sich über eine Pfarrerin oder einen Mitarbeiter geärgert haben. Manche sind enttäuscht, weil sie keinen Platz in der Kindertagesstätte oder keinen Besuch zum Geburtstag bekommen haben, andere wollen sich von den Missbrauchsskandalen, die ja auch leider in der Kirche vorgekommen sind, distanzieren. Weiterlesen

Stille Nacht, Heilige Nacht

Was für ein unglaubliches Jahr 2021, das uns mit einem zweiten Weihnachtsfest in der Corona-Pandemie echt herausfordert. Landauf, landab wird diskutiert – und immer wieder werden unterschiedliche Haltungen und Bewertungen deutlich. Das ist für alle Beteiligten nicht leicht – ich merke, auch das Aushalten dieser Unterschiedlichkeiten gehört zu diesem Jahr und zu diesem Weihnachtsfest dazu.

In all den Anstrengungen dieser Tage schaue ich jetzt und hier auf das, was uns Mut und Hoffnung macht. Ich denke an die wunderschönen Weihnachtslieder, die mit ihren Melodien und vertrauten Texten Nahrung für die Seele sind. Mich hat in diesem Jahr das alte Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ neugierig gemacht – eigentlich fand ich es immer kitschig – und irgendwie spricht es mich doch in der Seele an… ich wurde neugierig… und habe mich auf eine Spurensuche begeben. Weiterlesen

Atmen und Beten

Seit ich bei meiner Arbeit in der Krankenhausseelsorge täglich mit Mund- und Naseschutz unterwegs bin, kommt mir bisweilen das Gesangbuchlied „Gott gab mir Atem“ in den Sinn und auf die Lippen, auch wenn Pfeifen und Singen derzeit unerwünscht sind. „Gott gab mir Atem“, das stimmt ja – aber unter der FFP2-Maske wird die Luft trotzdem manchmal ganz schön dünn, besonders wenn ich bei den Besuchen auf den Krankenzimmern zusätzlich ein Faceshield trage.

Eine gute Seite hat die Atemnot: ich achte jetzt noch bewusster auf mein Atmen. Ich versuche regelmäßig in den Wald zu gehen um frei und ungehindert atmen zu können. Und entdecke, dass mein Atmen und mein Beten enger zusammengehören als mir das früher klar war. Weiterlesen

Mit Gott verbunden bleiben

…auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst. (Johannes 17,23)

Als Kind habe ich gerne am Feiertag Christi Himmelfahrt an dem ökumenischen Gottesdienst unserer Gemeinde teilgenommen. Besonders gut sind mir die anschließenden Ausflüge mit der gesamten Gemeinde in Erinnerung. Es wurde gesungen und gebetet, gespielt und geredet, gewandert und gefeiert. Wir wussten uns als Christen miteinander verbunden, egal ob katholisch oder evangelisch, Mann oder Frau, Kind oder Opa. In diesen Stunden erlebte ich mit allen Sinnen, was es bedeutet, dass „alle eins seien“. Weiterlesen

Frieden bleibt unser Auftrag

Vor ein paar Jahren erzählte mir ein älterer Mann aus der Gemeinde, dass sein Vater im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront verschollen ist. Er selber hat keine bewussten Erinnerungen mehr an ihn. Doch mit zunehmendem Alter wurden die Fragen nach dem vermissten Vater immer vorherrschender. Ist er gefallen? Ist er in Gefangenschaft geraten? Gehörte er zu den Heimkehrern, die an Entkräftung und Seuchen starben? Wurde er in einem der Massengräber verscharrt? Was geschah mit ihm? Weiterlesen

Ankunft im gelobten Land | Kirche und Farben #4

Wie köstlich ist deine Güte Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben. (Psalm 36,8)

Die Farben dieses Sommers sind bunt, so wie die Menschen mit allen ihren Ideen, Hoffnungen und Wünschen auf unserem Planeten. Die Farben des Sommers sind auch die Farben des Regenbogens. Stark, kräftig und leuchtend steht ein Regenbogen am Himmel, wenn es noch regnet und doch schon wieder die Sonne scheint.

Kinder sind genauso farbenfroh wie ein Regenbogen und auch so stark wie die Strahlen der Sonne, wenn diese die Erde wieder erwärmt. Kinder erhellen mit ihrer Fröhlichkeit unser Leben. Sie bringen es zum Leuchten. Kinder sind lebendig, ungezwungen und ehrlich. Sie sprechen aus, was sie denken und bewegt. In den oft grauen Alltag unserer Kirchenmauern lassen sie die Sonne scheinen, verkörpern Freiheit und schenken uns Mut und Kraft. Weiterlesen

Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und fliehe!

Als sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir’s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen. (Matthäus 2,13)

Dieser kurze Satz ist für ungezählte Menschen schreckliche Wirklichkeit geworden. Der Verlust aller Gewissheiten, die das Leben hoffnungsvoll stimmen können, die Angst vor Krieg und Gewalt, die nackte Verzweiflung treiben sie dazu, ihre Heimat zu verlassen.

Viele von ihnen sind auf dem Weg zu uns. Und nicht immer werden sie mit offenen Armen empfangen. Und es gibt Hindernisse: der Sprache, der Kultur, der guten Unterbringung und vieles andere. Probleme, die ernst genommen werden müssen: Keine Frage. Weiterlesen

Dass Friede werde in unseren Herzen

Weihnachten ist ein Fest für unsere Augen. Wir sehen Gott in vielen Bildern – aber an Weihnachten sehen wir, was wir uns kaum zu erhoffen wagen. Was kein Mensch je gesehen hat, wird sichtbar, anfassbar, begreifbar: Gott wird Mensch.

Dabei sind die Blickwinkel der Evangelisten ganz unterschiedlich. Lukas malt andere Bildfolgen als Matthäus. Wer immer sich seitdem ein Bild von der Menschwerdung Gottes gemacht hat, legt Wert darauf, dies ganz nahe in die eigene Umwelt und Zeit hinein zu holen – aus der Geschichte in die Gegenwart. Jedes Krippenspiel versucht das und jede Weihnachtspredigt. Unser Jahr 2015 war reich an Bildern, mehr als einer allein fassen kann. Bilder von Menschen auf der Flucht, an den Grenzen, in Zeltdörfern… und die Bilder der Attentate vom 13. November in Paris.

Welche Bilder schenken da Hoffnung? Weiterlesen