Vom offenen Himmel erzählen

Er wurde vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen“ (Apostelgeschichte 1,11)

Als Kind war es mir immer klar: der liebe Gott wohnt im Himmel. Von dort sieht er alles. Das ist manchmal nicht angenehm, weil er auch das sieht, was ich gerne verbergen möchte. Aber ich fand es auch irgendwie sehr tröstlich, denn so kann er mich im Auge behalten. Er behütet und beschützt mich. Immer.

Aber weil Gott in meiner Vorstellung im Himmel wohnte, war er für mich immer ein sehr entfernter, ein unnahbarer Gott. Erst später ist mir klar geworden: Gott hat den Himmel ganz weit für uns geöffnet. Er hat den Himmel verlassen, um uns ganz nahe zu sein, um selbst in seinem Sohn in die Welt zu kommen. Und er hat ihn wieder geöffnet, um Christus aufzunehmen. Er lässt uns in der Himmelfahrt an der Öffnung des Himmels teilnehmen. Weiterlesen

Mit Gott verbunden bleiben

…auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst. (Johannes 17,23)

Als Kind habe ich gerne am Feiertag Christi Himmelfahrt an dem ökumenischen Gottesdienst unserer Gemeinde teilgenommen. Besonders gut sind mir die anschließenden Ausflüge mit der gesamten Gemeinde in Erinnerung. Es wurde gesungen und gebetet, gespielt und geredet, gewandert und gefeiert. Wir wussten uns als Christen miteinander verbunden, egal ob katholisch oder evangelisch, Mann oder Frau, Kind oder Opa. In diesen Stunden erlebte ich mit allen Sinnen, was es bedeutet, dass „alle eins seien“. Weiterlesen

Vom Beten

Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten. (Matthäus 6,6)

Lohnt es sich eigentlich zu beten? Jesus widmet in seiner Bergpredigt im Matthäusevangelium dem Gebet einen ganzen Abschnitt. Und es wird schnell deutlich, dass das Gebet für ihn mehr ist als nur eine Haltung. Und es ist auch nicht nur etwas, das alleine mit Gott und mir zu tun hat. Es geht tatsächlich auch um aktives Tun. Und es soll im Verborgenen geschehen. „Wenn du betest, geh in dein Zimmer,…“ – Luther nannte es „das Kämmerlein“ – „…bete zu deinem Vater, der im Verbogenen ist“ (aus Matthäus 6,6). Weiterlesen

Meine Alltagshelden

Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. (1. Thessalonicher 5,16-18)

Wer mit offenen Augen durch Feld, Wald und Stadt läuft, der kann sie entdecken, kleine bemalte – oft wunderschöne – Steine. Meinen ersten Stein habe ich im letzten Jahr während eines Urlaubs in der Nähe von Jever auf einem Friedhof entdeckt. Für mich ganz unerwartet, klemmte er da wischen zwei Baumwurzeln und strahlte mich an. Viel Mühe hatte sich der Künstler oder die Künstlerin gegeben und ich habe mich sehr gefreut. Ein unerwartetes Geschenk, einfach so von irgendwem an mich. So habe ich das damals gesehen und diesen Stein eingesteckt und seither liegt er in unserem Auto und erinnert an einen schönen Urlaubstag. Weiterlesen

In Seiner guten Hand

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Johannes 16,33)

Ich werde sterben. Nicht sofort, nicht heute. Und trotz der Bedrohung durch das Corona-Virus und der Tatsache, dass ich als Mann über sechzig, mit Schlafapnoe, dabei auch zur Risikogruppe zähle, lebe ich sehr wahrscheinlich noch, wenn Sie diese Zeilen lesen. Trotzdem habe ich Angst.

„In der Welt habt ihr Angst“, sagt Jesus. Ich werde sterben. Unser Leben ist  – auch ohne das Virus – tagtäglich gefährdet. Mir ist das durch die schwere Krebserkrankung meiner Mutter, die daran nach wenigen Monaten mit nur zweiundfünfzig Jahren verstarb, schon früh bewusst geworden. Und ich erlebe es ja oft in meinem Beruf als Pfarrer, wenn ich Menschen begleite, die sich von einem Angehörigen verabschieden müssen. Weiterlesen

Widersprüchliche Zeiten, widersprüchlicher Glaube

Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder. (Psalm 98,1)

„Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ Was für ein Bibelwort ist das für unsere widersprüchlichen Corona-Zeiten! „Singet dem HERRN ein neues Lied“? Das würden wir ja gerne, am besten gemeinsam, in großer Runde und wie mit einer Stimme.

In Corona-Zeiten ist alles anders. Musikerinnen und Musiker finden zwar Wege, um alte oder neue Musik zu machen und für Menschen aufzuführen. Was für ein Ideenreichtum da aufkommt – von digitalen Proben und Übertragungen von Live-Konzerten, über Balkonkonzerte bis zu Konzerten in Höfen von Senioreneinrichtungen. Doch das ersetzt eben nicht das gemeinsame Musizieren, geschweige denn das Singen in großer Gemeinschaft, etwa in festlichen Gottesdiensten. Konzerte vor Publikum in Kirchen, Konzertsälen oder auf Festivals sind doch etwas anderes. Weiterlesen

Über die Sehnsucht nach Brot und Wasser

Eines bitte ich vom HERRN, das hätte ich gerne: dass ich im Haus des HERRN bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des HERRN und seinen Tempel zu betrachten.“ (Psalm 27,4)

Nie hätte ich gedacht, dass die Bitte des Psalmbeters meine Bitte werden könnte. Völlig ausgeschlossen schien mir, dass es untersagt werden würde, Gottesdienst zu feiern. Es waren sechs Wochen. Und die Auflagen unter denen es wieder möglich ist, sind streng. Und vieles, was an Gottesdiensten wichtig ist, ist weiterhin kaum oder gar nicht möglich.

Für mich ist Gottesdienst die spirituelle Kraftquelle der Woche. Mit ihm beginnt für mich eine neue Woche voller Möglichkeiten und Herausforderungen, denen ich als von Gott Gesegneter begegnen kann. Ob als Liturg und Prediger oder ob als Besucher: Gesang, Lesung, Gebet, Gemeinschaft, Segen sind für mich geistliches Brot und Wasser. Und die letzten Wochen musste ich stattdessen mit Astronautennahrung auskommen. Statt zu backen und zu schöpfen, mussten ich und all meine Kolleginnen und Kollegen an den Chemiebaukasten. Weiterlesen

Jubilate – Jubelt!

Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. (Psalm 118,24)

Der heutige Sonntag trägt den Namen „Jubilate“ – „Jubelt!“. Zu jubeln ist aber gerade das Letzte, wonach uns ist. Immer noch können wir unsere Lieben nicht treffen. In die Arme nehmen. Das Virus ist nicht besiegt. Und es fällt uns immer schwerer uns an Auflagen zu halten. Jeden Tag hören wir viel über Corona. Jeden Tag sehen wir in den Nachrichten Vieles, dass uns Sorgen bereitet. Überall auf der Welt. Das ist schwer und wir wünschen uns wieder normale Tage. Deshalb habe ich mir überlegt, dass ich Ihnen heute nichts von dem Schlechten erzählen will. Sondern Ihnen zeige, wie schön unser Leben auch jetzt ist. Weiterlesen

Ein ganz besonderer Weg

Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, denn durch mich. (Johannes 14,6)

Nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums wendet sich Jesus unmittelbar vor seiner Passion in einer Abschiedsrede an seine Jünger. Er kündigt seinen Abschied an mit den Worten: „Wo ich hingehe, den Weg wisst ihr.“ Der Jünger Thomas antwortet fragend: „Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?“ Darauf dann die Antwort Jesu: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“

Thomas stellt hier Jesus die Grundsatz-Frage nach der Orientierung des Lebens. „Wohin gehst du? Wohin sollen wir gehen, Jesus?“ Und Jesu Antwort ist von ebenso grundsätzlicher Bedeutung. Sie ist keine Ortsangabe für das eigene Lebensziel. Jesu Antwort meint vielmehr: „Verlasst euch in allen Wohin-Fragen des Lebens auf mich. Ich selbst bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Ich selbst bin die Antwort auf die Wohin-Fragen eures Lebens.“ Weiterlesen

Alles Gnade

Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird. (Römer 5,2)

Manchmal, am Ende eines Tages, wenn ich in Gedanken noch einmal alles durchgegangen bin, was der Tag so gebracht hat – die Arbeit und die Begegnungen, das, was noch auf dem Zettel ist und auf den morgigen Tag verschoben wird, das, was mich geärgert hat oder mir schwer auf dem Herzen liegt, wenn ich also alles das habe Revue passieren lassen, ehe ich die Augen für die Nacht schließen möchte, um zu neuer Kraft zu kommen, scheint mein Mann das zu spüren. Weiterlesen