Über die guten Hirten

Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war. (Hesekiel 34,12)

Die Worte des Propheten sprechen in die Geschichte Israels hinein. Das Volk ist zerstreut und soll wieder zusammengeführt werden, aber es mangelt an guten Hirten. Sie sollen aus dem babylonischen Exil nach Hause kommen auf die Berge Israels. Gott lässt Hesekiel verkünden, dass er die Sache selbst in die Hand nehmen will. Weiterlesen

Wer Jesus war und wer er für uns sein kann

Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Als sein Sohn steht er über der ganzen Schöpfung und war selbst schon längst vor ihr da. (Kolosser 1,15)

Lassen Sie diesen Vers einen Moment auf sich wirken. Vielleicht ahnen Sie, dass er nicht so einfach dahin geschrieben worden ist. Dieser Vers aus dem Kolosserbrief leitet einen Hymnus ein, indem beschrieben ist, wer Jesus war und wer er für uns sein kann. Die Worte sind überschwänglich. Sie setzen gedanklich Himmel und Erde in Bewegung, um zu beschreiben, welch zentrale Stellung Jesus für Menschen einnimmt, die ihm vertrauen und glauben. Sogar bei Erschaffung der Erde waren Liebe und Hingabe Jesu Christi schon zugegen. Weiterlesen

Mit Gott das Tuch des Lebens weben

Denn in ihm leben, weben und sind wir. Wir sind seines Geschlechts. (Apostelgeschichte 17,28)

Diese Worte stammen aus der berühmten Rede des Apostels Paulus in Athen. Als Paulus dort die vielen Götterstatuen sieht, wird er wütend, und er versucht, den Menschen den wahren Gott, unseren Gott, vorzustellen. Gott, der mit seinen Menschen ständig in Kontakt sein will. Der nicht als Statue in einem Tempel angebetet werden möchte. Der möchte, dass wir ihn fühlen und finden können. Der immer da ist. Damals wie heute. Mitten unter uns.

Paulus war Tuchweber von Beruf und deshalb wählt er ein Bild, das ihm gut bekannt ist und mich immer wieder fasziniert: In ihm leben und weben und sind wir. Wir leben nicht nur durch Gott oder von ihm, sondern in ihm. Er ist in uns, bei uns und mit uns. Überall, wo wir sind. Egal, was um uns herum geschieht. Er lässt uns nicht allein. Wir können ihn spüren, in unseren Herzen, in unserer Seele. Weiterlesen

Alles geregelt?

Als Oma mit 106 Jahren starb, da sagte Irmgard allen, die es hören wollten oder nicht: „Ich habe meine Beerdigung geregelt! Ihr müsst euch um nichts kümmern!“ Sehr bestimmt sagte sie das – so, dass ich mich gar nicht traute, nachzufragen, auch zu fragen, ob nicht vielleicht ich…

So schrecklich lange kannten wir uns noch nicht. Sie war angeheiratete Verwandtschaft, aber ich hatte sie in mein Herz geschlossen. Ich mochte sie, weil sie so emanzipiert war mit ihren über achtzig Jahren, weil sie aufgeschlossen war, sich für alles interessierte und weil sie manchmal für mich eintrat gegen ihren Großcousin, meinen Mann, den sie gernhatte und für den sie da war, seit er auf der Welt war. Weiterlesen

Vergebung ist keine Einbahnstraße

„Vergebt einander, gleichwie euch Gott vergeben hat in Christus“ (Epheser 4,32)

Die tagtäglichen Begegnungen mit anderen Menschen bereichern unser Leben, das dadurch bunt und spannend wird. Aber es besteht immer wieder auch die Gefahr, dass wir uns gegenseitig verletzen. Oft geschieht dies ohne Absicht aus Unachtsamkeit. Diese bittere Erfahrung kann uns am Leben verzweifeln lassen. Das muss nicht sein. Die Bibel zeigt uns einen Lebensstil auf, mit dem es uns gelingt, nicht an unseren Verletzungen zu verzeifeln,  sondern sie zu bewältigen. Weiterlesen

Kaum zu glauben!

Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. (Johannes 21,12)

Nachdem Jesus auferstanden ist, zeigt er sich immer wieder seinen Jüngern. So auch an jenem Tag, als sieben von ihnen am See Tiberias fischen sind, ihnen aber nichts ins Netz gehen will. Da kommt ein Mann auf sie zu und sagt ihnen, sie sollen die Netze nochmal auf der anderen Seite auswerfen. Und es stimmt! Plötzlich fangen sie so viele Fische wie selten. Mit einem Mal erkennen die Jünger: das ist Jesus! Freudig eilen sie ihm entgegen. Und wie Jesus es immer getan hat, isst er mit ihnen und teilt mit ihnen das Brot.

Wie schwer fällt es uns – aber auch den Jüngern damals – einfach zu glauben ohne jeglichen Beweis. Aber versetzen wir uns mal in die die Lage der Jünger und Jüngerinnen damals. Sie erleben hautnah mit, wie Jesus ermordet wird. Und dann plötzlich soll da wieder Hoffnung sein? Jesus ist gar nicht tot, sondern ist auferstanden? Das ist schwer zu glauben. Dann zeigt sich Jesus seinen Jüngern auf dem See Tiberias. Aber etwas scheint anders, sie erkennen den Freund nicht sofort. Etwas hat ihn verändert: der Tod, das Erlebte? Wir wissen es nicht genau. Weiterlesen

Ein (fast) vergessenes Jubiläum

Den 500. Jahrestag des Wittenberger Thesenanschlags hat die Evangelische Kirche 2017 groß begangen. Gefeiert wurde ein theologischer Durchbruch, auch wenn fraglich bleibt, ob Luther wirklich den Hammer geschwungen hat und immer mehr dafür spricht, dass der „Durchbruch“ geistesgeschichtliche Grundlagen hat, die weit ins Mittelalter zurückreichen und zeigen, wie sehr der Reformator diesen Gedanken verbunden geblieben ist. Nun gibt es wieder etwas zu feiern – und keiner geht hin. Und das liegt denkwürdiger Weise nicht nur an Corona. Weiterlesen

Seid getrost!

„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ (Johannes 16,33b).

Schon seit einem Jahr leben wir nun mit einer Angst, die wir zuvor nicht kannten: der Sorge, sich mit Covid-19 anzustecken oder unbewusst einen anderen Menschen zu infizieren. Manch einer ist selbst an diesem Virus erkrankt oder hat sogar einen Angehörigen oder eine Freundin verloren.

Aber auch andere Sorgen belasten uns: Die einen bangen um ihre Arbeitsstelle und damit um das dringend nötige Einkommen, die anderen wissen nicht, wie sie ihre Angestellten bezahlen sollen. Kinder vermissen ihre Freunde und Großeltern; Lehrer sorgen sich um Schüler*innen, die zuhause nicht die Zuwendung erfahren, die sie brauchen, und keine guten Möglichkeiten zum Lernen haben. Alleinstehenden fehlt es an Kontakten – vor allem auch an körperlicher Nähe. Dazu machen uns andere Krankheiten, Streit, Ablehnung und Einschränkungen zusätzlich das Leben schwer. Wie können wir bei so vielen Problemen und Sorgen noch zuversichtlich auf das Morgen schauen? Weiterlesen

Durch die Auferstehung ist uns die Zukunft offen

Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? (Johannes 20,14-15)

Immer wenn ich diese Verse lese, versuche ich, mich in Maria hineinzuversetzen und fühle dabei erst einmal Traurigkeit und dann Verwunderung. Stellen Sie sich vor, Sie wollen einen verstorbenen Verwandten auf dem Friedhof besuchen. Doch als Sie an dem Grab ankommen, ist es offen, leer. Und mehr noch. Sie drehen sich um und da steht der Verstorbene, lächelt Sie an und spricht mit Ihnen. Also ich hätte mich, ganz ehrlich, erst einmal zu Tode erschrocken!

Die Auferstehung. Ein so wunderbares Ereignis. Eine so wundervolle Hoffnung. Aber mal ehrlich: was ist damit eigentlich gemeint? Dass wir leiblich wieder von den Toten aufstehen? Dass unser Geist aufersteht? Warum erkennen seine Freunde Jesus manchmal und manchmal auch nicht? Weiterlesen

Sinnbild des Leidens, Sinnbild des Lebens

Lass diesen Kelch an mir vorübergehen. (Markus 14,36)

Oh nein, nicht das auch noch! Ich kann nicht mehr! Es reicht! Lass diesen Kelch an mir vorübergehen! Diese Stoßseufzer lassen tiefe innere Not ahnen, verbunden mit dem Wunsch, davon verschont zu werden. Diese Worte sind uns durchaus vertraut und auch die damit einhergehenden Gefühle. Ursprünglich aber stammen sie aus dem Mund Jesu. Das verwundert vielleicht. Wir kennen Jesus als jemanden, bei dem viele Menschen Hilfe gesucht und gefunden haben. Hoffnung und Zukunft, das Leben hat er vielen geschenkt. Weiterlesen