Zeit für Gott, Zeit für dich

Alles hat seine Zeit und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. (Prediger 3,1)

Die meisten von Ihnen werden dieses biblische Wort kennen. Die Gesamtpassage, die dieser Vers einleitet, wirbt für ein „carpe diem“ (lat. „Nutze den Tag“) – man solle sich des Schönen freuen, denn das Schwere kommt bestimmt auch. Mancher hat im Leben die Erfahrung machen müssen, dass das Vertagen von Plänen und Wünschen in die Zukunft, dazu führte, dass die Pläne nicht mehr umgesetzt und die Wünsche nicht mehr erfüllt werden konnten. Weiterlesen

Nicht alles geht auf – aber es wächst mehr als genug

Aber ein anderer Teil fiel auf guten Boden. Die Körner gingen auf und brachten hundertfachen Ertrag. (Lukas 8,8)

Spätsommer ist Erntezeit. Wer einen Gemüsegarten hat, kann jetzt gar nicht so viel essen, wie auf einmal reif ist. Gut, dass es Einkochgläser und Tiefkühlfächer gibt und sich vieles haltbar machen lässt für spätere Zeiten. In biblischen Zeiten lebten die Menschen noch sehr viel mehr als wir in diesem Rhythmus von Säen und Ernten, Arbeiten, Feiern und Ruhen. Die Bilder von Saat und Ernte nimmt Jesus immer wieder auf, um zu verdeutlichen, wie Gottes Wirklichkeit in unserem Leben Gestalt gewinnen kann. Weiterlesen

Was für eine Familie!

Wer tut, was Gott will, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter. (Markus 3,35)

1 // Was ist Familie? Familie ist der Ort, wo Kinder und für sie verantwortliche Eltern ganz eng zusammenleben, wo Generationen ein Leben lang miteinander verbunden sind. Familie ist der Ort, wo jegliches individuelles Leben beginnt, wo jemand Schutzraum findet und Geborgenheit, wo einem das vermittelt wird, was man im Leben braucht. Familie ist der Ort, wo Werte und Normen weitergegeben werden und der Glauben eingeübt wird. Familie ist der Ort, wo man miteinander verbunden bleibt und füreinander verantwortlich ist, gerade in schwierigen Zeiten – bis ins hohe Alter, bis zum Ende des Lebens. Weiterlesen

Die große Hoffnung

Am vergangenen Sonntag, dem 1. Advent, endete mein Berufsleben. Für mich beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Ausgang und Eingang, Anfang und Ende, Ewigkeitssonntag und Advent: Das ist mein Thema seit Wochen schon. In unserem Kirchenjahr feiern wir, dass die Geschichte Gottes mit seiner Schöpfung und mit seinen Menschen, auch mit uns, ein Ziel hat. Also nicht Wiederkehr des immer Gleichen, kein Kreislauf, sondern eine Geschichte mit einem guten Ausgang. Weiterlesen

So geht Zahltag bei Jesus

Am Zahltag gab es früher die Lohntüte. Der Arbeitnehmer erschien im Lohnbüro und erhielt den Lohn für seine geleistete Arbeit in barer Münze in einer Papiertüte in die Hand gedrückt. Wenn die daheim wartende Ehefrau Glück hatte, erschien der Gatte dann ohne längeren Umweg in die Kneipe mit dem kompletten Inhalt der Tüte am heimischen Herd – notfalls musste Mutti den Ernährer aber auch am Tresen einsammeln gehen, wenn denn der Monat noch gerettet werden sollte.

Der Lohn für das, was man geleistet hat. Soweit menschliche Zahltage. Bei Gott funktioniert das System Zahltag anders, davon erzählen so einige Beispiele in der Bibel. Denken Sie nur an die Aufregung der Arbeiter im Weinberg, als sie bemerken, dass alle dieselbe Bezahlung erhalten haben – egal, wie viele Stunden sie geschuftet hatten! Das war nach menschlichen Maßstäben doch total ungerecht! Weiterlesen

In Seiner guten Hand

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Johannes 16,33)

Ich werde sterben. Nicht sofort, nicht heute. Und trotz der Bedrohung durch das Corona-Virus und der Tatsache, dass ich als Mann über sechzig, mit Schlafapnoe, dabei auch zur Risikogruppe zähle, lebe ich sehr wahrscheinlich noch, wenn Sie diese Zeilen lesen. Trotzdem habe ich Angst.

„In der Welt habt ihr Angst“, sagt Jesus. Ich werde sterben. Unser Leben ist  – auch ohne das Virus – tagtäglich gefährdet. Mir ist das durch die schwere Krebserkrankung meiner Mutter, die daran nach wenigen Monaten mit nur zweiundfünfzig Jahren verstarb, schon früh bewusst geworden. Und ich erlebe es ja oft in meinem Beruf als Pfarrer, wenn ich Menschen begleite, die sich von einem Angehörigen verabschieden müssen. Weiterlesen

Öffnet die Schubladen!

Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und Recht tut, der ist ihm angenehm. (Apostelgeschichte 10,35)

Pfarrers Kinder, Müllers Vieh geraten selten oder nie! Mit diesem Spruch bin ich, sozusagen, groß geworden. Oh nein, nicht meine Eltern haben das gesagt – mein Vater hat es mir als Kind nur erklärt, ich wusste gar nicht, was ich mit Müllers Vieh gemeinsam haben könnte – nein, Menschen aus der Gemeinde, Menschen, denen ich begegnet bin, haben, sobald sie hörten, was mein Vater von Beruf ist, diese Lebensweisheit von sich gegeben.

Nun mag das in den einen oder anderen Ohren witzig klingen, die ersten Male ist das vielleicht auch so, aber dann verliert es doch erheblich an Charme und ich selber mag es auch nicht mehr hören. Denn der Witz ist ja nur von kurzer Dauer, anschließend war ich ja damit beschäftigt, gegen diesen Ruf zu arbeiten, mich aus der Schublade wieder heraus zu manövrieren, in die man mich mit diesem Spruch ja hingesteckt hatte. Weiterlesen

Die Tür steht offen

Wendet euer Herz wieder dem Herrn zu, und dient ihm allein. (1. Samuel 7,3)

Über diesen Vers könnte ich viel Schönes oder auch Schmerzhaftes zum Stichwort „Herz“ schreiben, aber darum geht es hier nicht. Der Prophet Samuel spricht zu Menschen, denen Gott abhanden gekommen ist.

Damals hatten die Israeliten noch die Lade Gottes bei sich, ein heiliger hölzener Kasten, in dem die Gebotstafeln während der Wüstenwanderung mitgetragen wurden, und der die Gegenwart Gottes versinnbildlichte. Als diese Bundeslade auch im Krieg mitgeführt wurde, kam sie in feindliche Hände. Doch nun ist sie nach sieben Monaten wieder an ihrem Ort im Heiligtum der Stadt Silo. Und der Prophet ruft die Menschen dazu auf, sich wieder Gott zuzuwenden und die fremden Götter, die sie in der Zwischenzeit verehrten, beiseite zu legen. Weiterlesen

Psalm 23 – randvoll mit Segen

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. (Psalm 23,1)

Psalm 23 entstammt dem hebräischen Teil der Bibel und wir leihen uns mit ihm Gebetsworte Israels. Ich bin mir ziemlich sicher: Wenn jemand heute einen Psalm auswendig kann, dann ist das Psalm 23! Es gibt wohl keinen Text in der Bibel, der bekannter ist als dieser. Er ist die Quelle für unzählige Bilder und Skulpturen, obwohl er mehr ist als ein schöner Gedanke. Er ist schön anzuhören, aber er ist viel mehr als Poesie.

Wir zitieren ihn bei Jubiläen, obwohl er von solchen Anlässen gar nicht handelt. An Gräbern lesen wir ihn vor, obwohl er gar nicht von Trauer spricht. Ganz im Gegenteil: Psalm 23 lädt uns ein zu einem völlig neuen Lebensstil. Er handelt davon, in der Gegenwart eines Gottes zu leben, der mehr Liebe für uns bereithält, als wir uns jemals vorstellen können. In ihm geht es um Sicherheit und Geborgenheit, um Lebenssinn und Hoffnung, um Freude und Sorglosigkeit mitten in einer unruhigen Welt. Er handelt davon, dass wir ruhig und gelassen bleiben können, auch dann, wenn uns Vieles bedrängt. Weiterlesen

Frieden schaffen | Gedanken zur Jahreslosung #1

Suche Frieden und jage ihm nach! (Psalm 34,15)

Soeben sind die Gedenktage zur Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkriegs vorüber. Sie haben – für viele junge Menschen neu, für andere wieder – die schrecklichen Folgen in Erinnerung gerufen: Millionenfachen Tod, unendliches Leid, Verwüstung und Zerstörung. Hintergrund des Krieges waren letztendlich Nationalismus und Militarismus unter den westeuropäischen Staaten, die zu Angst, Misstrauen, Feindschaft und Hass zwischen den Völkern führten. Dabei darf nie vergessen werden, dass Deutschland diesen Krieg begonnen hat.

Die gegenwärtige Lage in Europa und darüber hinaus erinnert fatal an die damalige Zeit. Der Nationalismus blüht, die politischen Eliten misstrauen einander und handeln konträr. Abschottung und Aufrüstung allenthalben. Nicht zu übersehen diverse Kriege im Weltenrund. Frieden zu bewahren, scheint mir, ist wohl doch nicht selbstverständlich, wie es nach den grauenvollen Kriegen des letzten Jahrhunderts und den derzeit tobenden eigentlich sein müsste. Frieden zu bewahren – eine politische Kunst: Ist sie vielleicht derzeit im Schwinden? Weiterlesen