Achtzig Jahre nach Kriegsende: Erinnerung an das Massaker der SS in Sant’Anna di Stazzema

Viele gute und nachdenkliche Veranstaltungen wird es zum 8. Mai geben. Wenn ich noch könnte, hätte ich gerne eine Veranstaltung gemacht mit einem schrecklichen Inhalt. Es handelt sich um das Massaker, das SS-Einheiten zum Kriegende im toskanischen Bergdorf Sant’Anna di Stazzema durchführten. Weiterlesen

Das Kriegsende in Essen, Teil 3: Die Kreissynode vom 13. Mai 1945

Schon unmittelbar nach Kriegsende, am 13. Mai 1945, tagte in Essen die Kreissynode der Essener evangelischen Kirchengemeinden. Es war vermutlich die erste Versammlung einer evangelischen Synode in Deutschland nach Ende der Naziherrschaft. Am 27. April 1945, also noch vor der endgültigen Kapitulation des Deutschen Reiches, wurden die Kirchengemeinden zu dieser Synode eingeladen. Weiterlesen

Das Kriegsende in Essen, Teil 1: Bis zur Einkesselung des Ruhrgebiets

Schon am 11. September 1944 hatten amerikanische Truppen im Westen die Grenze des Deutschen Reiches überschritten. Aachen fiel als erste deutsche Großstadt in die Hände der Alliierten. Im Oktober 1944 erreichte die Rote Armee in Ostpreußen die Reichsgrenze. Weiterlesen

Glaubwürdigkeit ist das Schwerste – Zum 80. Todestag von Dietrich Bonhoeffer

1. „14.4.1943. Liebe Eltern! Vor allem müsst Ihr wissen und auch wirklich glauben, dass es mir gut geht. Leider kann ich es Euch erst heute schreiben, aber es war wirklich die ganzen zehn Tage so.“

So unspektakulär, so privat beginnt der erste Brief Dietrich Bonhoeffers aus der Militärabteilung des Gefängnisses Berlin-Tegel. Dorthin war er nach seiner Verhaftung am 5. April 1943 gebracht worden. Er wäre sicher überrascht gewesen, hätte ihm damals jemand gesagt, welche Wirkungen seine Briefe an seine Eltern und an seinen besten Freund Eberhard Bethge einmal haben würden. Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 im Alter von 39 Jahren wegen seiner Beteiligung an der Vorbereitung des gescheiterten Attentats vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet. In diesem Jahr gedenken wir seines 80. Todestages. Weiterlesen

Die Huyssens-Kapelle

Manche von Ihnen werden dieses Krankenhaus, die Huyssens-Stiftung in Huttrop, kennen – sei es durch Besuche bei Angehörigen oder Bekannten oder durch einen eigenen Krankenhausaufenthalt als Patient*in. Seit ihrer Gründung im Jahr 1854 ist die Huyssens-Stiftung Teil der Altstadtgemeinde bzw. lag und liegt auf ihrem Gebiet. Am 1. Weihnachtstag, 25. Dezember, wollen wir deshalb in der Kapelle des Krankenhauses einen gemeinsamen Weihnachtsgottesdienst feiern. Weiterlesen

Beste Nachricht

Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet. (Kolosser 2,14)

Dass sie mir die Geschichte erzählt hat, ist schon lange her, das, worum es in der Geschichte geht, noch viel länger. Aber ich hatte mir vorgenommen, es nicht zu vergessen, und bis heute ist mir das auch, dreißig Jahre lang, gelungen. Ich war Pastorin im Hilfsdienst in Düsseldorf und war unter anderem für den Arbeitsbereich Geburtstagsbesuche verantwortlich, die habe auch brav gemacht. Das war sogar oft ganz schön.

Bei einem dieser Besuche kamen das Geburtstagskind und ich auf den Zweiten Weltkrieg zu sprechen. Sie erzählte ganz stolz von ihrem Vater und schüttelte zeitgleich den Kopf über dessen Zeitgenossen. Doch, man hätte manches von dem, was damals passierte, wissen können. Ihr Vater jedenfalls wusste manches und habe versucht Leid zu lindern und jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen zu helfen. Und dann erzählte sie, was für ein korrekter und liebenswerter Mensch ihr Vater war. Er hatte nämlich, und sie hatte es eben auch nicht vergessen, in seinem Testament festgelegt, dass alle, die ihm etwas schuldeten, im Falle seines Todes auf der Stelle schuldenfrei seien. Weiterlesen

Krieg und Kirche – ein Versuch

Von einem früheren Kollegen kam der Wunsch, nicht nur Politisches und Geschichtliches zum gegenwärtigen Kriegsgeschehen zu hören bzw. zu lesen, sondern auch etwas Theologisches. Ich möchte versuchen, diesem Wunsch nachzukommen.

Dabei folge ich Karl Barth, weil mich das, was er zum Thema Krieg geschrieben hat, noch immer am meisten überzeugt. Barth hat sich im Laufe seines Lebens vielfach zum Thema „Krieg“ geäußert, am umfassendsten und gründlichsten in Band III/4 seiner „Kirchlichen Dogmatik“, dort im Abschnitt „Der Schutz des Lebens“ (Seite 515-538). Der Band ist 1951 erschienen. In meinen Augen haben seine Ausführungen nichts an inhaltlicher Berechtigung und Aktualität verloren trotz der 70 Jahre, die uns vom Erscheinen des Bandes trennen. Weiterlesen

Gottes Licht

Sie ist wieder da: die Zeit der kurzen Tage, der dunklen Abende und langen Nächte. Für manche Menschen ist das eine Zeit, in der das Dunkle von außen auch auf die Seele einwirkt. Sorgen, Ängste und Probleme werden an langen Abenden und dunklen Nächten immer größer. Besonders schwierig ist es, Einsamkeit zu ertragen.

Für andere ist das die Zeit, in der sie es sich zuhause besonders gemütlich machen: Kamin, heißer Tee und eine warme Decke. Dazu ein gutes Buch auf dem gemütlichen Sofa. Oder Kuscheln mit jemandem, den man mag. Weiterlesen

Wenn dein Kind dich morgen fragt…

Heute ist der 9. November – ein in vielfacher Hinsicht denkwürdiger Tag!

9. November 1989. Vielen unter uns noch ganz präsent: der 9. November 1989. Der Fall der Mauer. Ein sehr bewegender Tag für Menschen in Ost und West. Nicht nur dort, sondern weltweit, wo immer man von diesem Ereignis hörte. Menschen weinen vor Freude, liegen sich in den Armen, klettern über die Mauer und strömen durch das Brandenburger Tor. Es war das Ende der Diktatur durch eine friedliche Revolution.

9. November 1938. Dieser Tag ist in die Geschichte eingegangen als Reichspogromnacht. Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger wurden durch das Nazi-Regime systematisch verfolgt. Unvorstellbar, was dort geschah. Weiterlesen

Zum Holocaust-Gedenktag

Ich stand auf dem S-Bahnhof und wartete auf den Zug. Ein Stück entfernt von mir, ein Jugendlicher, 15 oder 16 Jahre alt. Er sprach mit einem Freund am Handy. Wortfetzen drangen an mein Ohr. Er begann zu schimpfen: „Die alte Judensau, wenn ich die erwische…“ Ich schaute unwillkürlich zu ihm hinüber. Was hatte er gesagt? Bevor ich reagieren konnte, kam der Zug und er war weg.

Die Äußerung ging mir noch einige Zeit nach: Weiß er, was er da gesagt hat? Ich vermute nicht. „Judensau“ benutzt er als eines seiner Schimpfworte. Gedankenlos, rücksichtslos daher gesagt, ohne ein Gefühl dafür, welche Auswirkungen das haben kann – vielleicht sogar auf jüdische Mitmenschen, die zufällig auch auf dem Bahnsteig stehen. Weiterlesen