Wirf deine Angst in die Luft!

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1,7)

Wir leben in unsicheren Zeiten. Jede und jeder spürt, wenn die nächste Meldung zur Entwicklung der Corona-Epidemie an uns herantritt: Unsicherheit, Angst und Panik machen sich bei vielen Menschen breit. Leergefegte Regale in den Supermärkten, abgesagte Messen, Großveranstaltungen und stillgelegte Kreuzfahrtschiffe sind ein Zeugnis dafür. Was passiert da gerade mit uns? Eine Viruskrankheit, die in China ausgebrochen ist, hat die übrige Welt erreicht. Es gibt bislang kein Medikament dagegen, nur Maßnahmen der Quarantäne. Weiterlesen

Krug und Platte

St. Georg in Köln: ein Kreuzwegmosaik. Goldener Krug und goldene Platte auf quadratischem, rot-grauem Tisch mit Kreuzen. Gold war im Mittelalter die Farbe des Himmels. Will sagen: In Krug und Platte ist uns Himmlisches vor Augen – auf dem Hintergrund ganz vieler Kreuze. Das Letzte Abendmahl wird dargestellt – das Letzte, das eigentlich das erste ist. Ein Krug ersetzt den Kelch; er deutet auf die Menge des Heiligen Blutes hin: genug „für viele“, für die es „als Lösegeld“ vergossen wurde. Einfach himmlisch, dass im Mahl Christus: der Kranke gesund machte, Sünder heilte und Beziehungen wiederherstellte, die aus nachvollziehbaren Gründen abgebrochen worden waren – aus Ekel, Unsicherheit, Selbstschutz etwa!

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Wie ich über Gottes Gebote denke | In Zeiten von Corona #21

Wenn ich auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie eine fremde Lehre. (Hosea 8,12) – Jesus spricht: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. (Johannes 18,37) | Herrnhuter Tageslosung für den 6. April 2020

Die furchtbarste Geschichte der Bibel ist die, in der Gott dem Abraham gebietet, seinen Sohn zu töten. Ein Gehorsamsakt wird gefordert – als Glaubensprüfung. So wurde mir diese Grausamkeit Gottes erklärt, die alle unsere Vorstellungskraft übersteigt. Wo Gott befiehlt, da haben wir zu gehorchen. Basta. Eine andere Wahl haben wir nicht, wenn wir Gott gefallen wollen, und das wollen wir doch, nicht wahr? Den Kindern Gottes bleibt eben keine Option außer Folge zu leisten, wenn der himmlische Vater seine Stimme zum Gebot erhebt. Weiterlesen

Wer bin ich? | In Zeiten von Corona #11

Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen? Ich, der Herr, kann das Herz ergründen und die Nieren prüfen und gebe einem jeden nach seinem Tun. (Jeremia 17, 9-10) – Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können vor ihm unser Herz überzeugen, dass, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge. (1. Johannes 3,19-20) | Herrnhuter Tageslosung für den 27. März 2020

„Herz“ ist der Schlüsselbegriff unserer Tageslosung. Gleich viermal kommt er dort vor. Wenn die Bibel vom Herz spricht, dann geht es um die Identität des Menschen. Was wir heute als Psyche-Dimension des menschlichen Lebens bezeichnen (und die, anders als es die biblischen Menschen wissen, organisch mit unserm Gehirn und nicht mit unserm Herzen zu tun hat), das erfasst die Bibel mit dem Begriff „Herz“.

Das Herz ist das Zentrum des Menschen, seines Willens, seiner Entschlüsse. Es ist für die Gefühle zuständig, aber auch für alles, was mit Verstand, Vernunft, Entscheidungsfähigkeit, Gewissen, selbständigem Handeln in Verbindung steht. Das Herz ist der Sitz der Liebe und der Personalität. Weiterlesen

Über die Sünde – und was wir daraus lernen können | In Zeiten von Corona #10

Ich bekenne meine Schuld, bekümmert bin ich meiner Sünde wegen. (Psalm 38,19) – Die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Umkehr, die niemanden reut. (2. Korinther 7,10) | Herrnhunter Tageslosung für den 26. März 2020

Gestern habe ich hier berichtet über den Menschen als Kunstwerk Gottes, von seiner Größe und Würde, seiner Funktion und seinem Auftrag. Heute muss ich erzählen von seinem Scheitern und seiner Hässlichkeit. Habe ich gestern so sehr bestanden auf der Freiheit der Kinder Gottes – so muss ich heute eingestehen, dass wir Menschen nicht nur fähig sind zum Guten, sondern auch zum Schlechten. Die Spuren unseres bösen Tuns ziehen sich durch Natur und Geschichte. Es ist offensichtlich, dass wir Menschen alles andere als gelungene Meisterwerke sind. Weiterlesen

Hoffnung oder Erwartung?

Worauf hoffen die Menschen? Das kommt darauf an, in welchen Situation sich die Menschen befinden. Denn die Hoffnung braucht einen Anlass. Normalerweise jedenfalls. Wer krank ist, hofft auf Besserung. Wer in zwei Schulfächern auf der Kippe steht, hofft auf die Versetzung. Wer eine neue Arbeitsstelle antritt, hofft auf Erfolg. Und so weiter. Der Alltag, denke ich, ist voller Hoffnungen.

Und alle sind in die Zukunft gerichtet. Und alle hoffen auf Änderung. Und alle hoffen auf eine positive Entwicklung, zuerst einmal für den Hoffenden selbst. Weiterlesen

Wer hofft, lebt anders

Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes. (Römer 15,13)

Unter welchem Stern dieses Jahr 2020 wohl steht? Viele sind skeptisch. Zu viele Bilder von der Klimakrise, eine Menschheitsherausforderung für dieses Jahrhundert, Bilder des sich ausbreitende Antisemitismus in unserem Land, ein Symptom, dass die Gesellschaft gewalttätig und intolerant wird, Ressentiments und Hetze der AfD gegen Migranten, Hass und Morddrohungen in den sozialen Medien, das sind Bilder aus dem letzten Jahr, die in unseren Köpfen herum geistern. Sie spiegeln eine gesellschaftliche, politische und globale Verunsicherung, die auch in Kirchengemeinden spürbar ist.

Diesem Krisenszenario kann für das neue Jahr und auch Jahrzehnt die Hoffnung als gemeinsame Zukunftsperspektive entgegengestellt werden. Denn wer Hoffnung hat, kann das Leben leichter meistern. Hoffnung vermag Menschen eine unglaubliche Energie zu verleihen. Weiterlesen

Rechtfertigungslehre – was ist das?

Hand aufs Herz: wer könnte dazu „Rechtfertigendes“ sagen? Manche sagen: es gehe dabei um unser diesseitiges und unser jenseitiges Heil. Das ist gar keine schlechte Antwort. Frage unseres Textes also: Rechtfertigungslehre – was ist das?

Gottes Gnade und Gottes Liebe.

Das ist unser Thema und das war 1998 auch der Inhalt des Buches „Evangelium von der Rechtfertigung des Gottlosen als Zentrum des christlichen Glaubens“ von Professor em. Eberhard Jüngel (Mohr Siebeck Verlag, Tübingen). Sein Buch erschien ein Jahr vor einem großartigen ökumenischen Ereignis, an welches ich heute, am Vorabend des Reformationstages 2019, mit meinem kurzen Text erinnern möchte: Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Weiterlesen

„Gottes Gurkentruppe“

In unserem Gesangbuch gibt es das Lied „Nun freut euch, liebe Christen g’mein“. In den Strophen zwei und den folgenden hat Martin Luther unsere Geschichte mit Gott so dargestellt: „Dem Teufel ich gefangen lag, im Tod war ich verloren, mein Sünd mich quälte Nacht und Tag, darin ich war geboren. Ich fiel auch immer tiefer drein, es war kein Guts am Leben mein, die Sünd hat mich besessen.“ Gott erbarmt sich und sendet seinen Sohn. Der nimmt unsere menschliche Gestalt an und verspricht uns: „Den Teufel wollt‘ er fangen.“ Tatsächlich hat der Reformator fest an den Teufel geglaubt. Und er befindet sich damit ganz in Übereinstimmung mit dem Alten und dem Neuen Testament. Weiterlesen

Warum ich dankbarer leben will

„Denn alles, was Gott geschaffen hat,  ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet“ (1. Timotheus 4,4-5).

Erntedank hat in erster Linie etwas mit Danken zu tun und in den vergangenen Jahren war das bei mir auch so, aber in diesem Jahr ist irgendwie alles anders. In diesem Jahr hat dieses Fest, das wir am kommenden Sonntag feiern und das ich eigentlich so liebe – einfach auch, weil ich die Farben im Oktober so gern habe, das Gelb, Orange und Rot, das satte Grün und auch das Braun – in diesem Jahr hat Erntedank bei mir auch etwas mit Scham und Schämen zu tun.

Angefangen hatte es ganz unscheinbar vor Wochen. Mir war alles zu viel, irgendwie ging mir alles auf die Nerven. Angefangen von dem ganzen Nippes, der sich im Laufe eines Lebens so ansammelt, Bücher, Kleidung usw. Also habe ich beschlossen, etwas zu ändern, klagen kann ich ja, aber dabei wollte ich nicht stehen bleiben. Und deshalb habe ich für mich die Parole ausgegeben, dass ich zu Hause bei mir selbst anfangen wollte. Generalstabsmäßig anfangen wollte, nicht nur halbherzig wie sonst. Weiterlesen