Ein Perspektivwechsel für unser Morgen

Das neue Coronavirus Sars-CoV-2, irgendwo in China entstanden aus einer unheimlichen Begegnung zwischen einem nicht so weisen Menschen und einem seltsamen Tier, hat den menschlichen Körper gekapert. Und das so effektiv, dass es binnen weniger Monate weit über vier Millionen Menschen weltweit befallen und eine kaum abzuschätzende Zahl von ihnen getötet hat. Es manipuliert Menschen in ihrem Innersten und zwingt sie, ein anderes Leben zu führen, als ihnen lieb ist. Sars-CoV-2 hat sich gerade zum Herrscher über die Welt aufgeschwungen. Weiterlesen

Wer bin ich? | In Zeiten von Corona #11

Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen? Ich, der Herr, kann das Herz ergründen und die Nieren prüfen und gebe einem jeden nach seinem Tun. (Jeremia 17, 9-10) – Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können vor ihm unser Herz überzeugen, dass, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge. (1. Johannes 3,19-20) | Herrnhuter Tageslosung für den 27. März 2020

„Herz“ ist der Schlüsselbegriff unserer Tageslosung. Gleich viermal kommt er dort vor. Wenn die Bibel vom Herz spricht, dann geht es um die Identität des Menschen. Was wir heute als Psyche-Dimension des menschlichen Lebens bezeichnen (und die, anders als es die biblischen Menschen wissen, organisch mit unserm Gehirn und nicht mit unserm Herzen zu tun hat), das erfasst die Bibel mit dem Begriff „Herz“.

Das Herz ist das Zentrum des Menschen, seines Willens, seiner Entschlüsse. Es ist für die Gefühle zuständig, aber auch für alles, was mit Verstand, Vernunft, Entscheidungsfähigkeit, Gewissen, selbständigem Handeln in Verbindung steht. Das Herz ist der Sitz der Liebe und der Personalität. Weiterlesen

Lasst uns das Zuhören neu einüben!

Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. (Jakobus 1,19)

„Mir hört doch sowieso keiner zu!“ Kennen auch Sie diesen Satz? Mir selber ist er in den zurückliegenden Monaten immer wieder begegnet – als Statement der „Unerhörten“, von denen es auch in unserer Stadt viele gibt. Menschen, die sich zunehmend verlassen fühlen. Die täglich die Erfahrung machen, dass ihre Interessen, ihre berechtigten Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Sicherheit und Wohlstand nicht gesehen werden oder sogar bedroht erscheinen. Und die mit ihren Lebensentwürfen in den Medien und der Politik, und eben auch in unseren Kirchengemeinden manchmal nicht oft genug vorkommen – ein Problem, das das friedliche Miteinander in unserer Stadt zunehmend belastet, wie ich meine. Weiterlesen

O du fröhliche

O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit! (Strophe 1: Johannes Daniel Falk 1816; Strophe 2 und 3: Heinrich Holzschuher 1829; Evangelisches Gesangbuch Nr. 44)

Viele freuen sich schon auf die kommenden Wochen. Endlich wieder Zeit, um die schönen Advents- und Weihnachtslieder zu singen. Zuhause, in der Kita,  im Chor, im Gottesdienst… Andere stöhnen bereits jetzt: „Alle Jahre wieder“ dieselben Lieder, diese Dauerberieselung auf den Weihnachtsmärkten; ich kann es nicht mehr hören. Eins dieser Lieder hat einen besonderen Stand. Es ist aus den meisten Weihnachtsgottesdiensten nicht mehr wegzudenken. Landauf, landab wird es jedes Jahr gesungen: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!“ Weiterlesen

Jauchzet, frohlocket!

Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage! Rühmet, was heute der Höchste getan! Lasset das Zagen, verbannet die Klage, stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an! Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören, lasst uns den Namen des Herrschers verehren! (Johann Sebastian Bach: Eingangschor aus dem Weihnachtsoratorium BWV 248)

Weltberühmte Worte aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach aus dem Jahr 1734, die mich berühren; an einem Adventwochenende in der Erlöserkirche, gesungen vom Essener Bachchor – und genauso in diesem Jahr auch in anderen Essener Gemeinden. Die fünf Paukenschläge, mit denen die Musik beginnt: „Achtung! Wichtig! Herhören und alles andere vergessen!“ Wie jedes Jahr denke und fühle ich: Jetzt, jetzt bin ich im Advent – richte mich auf Weihnachten hin aus. Weiterlesen

Klima hin oder her

Reden wir zunächst nicht über das Klima, für dessen Bewusstmachung die jungen Leute auf die Straße gehen. Ich denke zuerst mal an gesellschaftlich-mentale Befindlichkeiten, die uns zu schaffen machen. Und dann sind da ein paar Fragen:

Tagtäglich werden wir als Mitglieder dieser Gesellschaft mit ihnen konfrontiert: In welchem „Klima“ leben wir? Aber kann man das überhaupt beantworten? Ist „Klima“ nicht etwas Gefühltes, im Grunde Ungreifbares, das man mit Worten nicht einfangen kann? Es gibt ein „Klima der Angst“, ein „Klima der Unsicherheit“, ein „Klima der zunehmenden Aggression“. Wo soll man da bei einer genaueren Betrachtung anfangen? Wo hat man etwas Sicheres in der Hand? Weiterlesen

Gottes Reich mit Taten der Liebe verkündigen

Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. (Matthäus 10,7)

Dieser Bibelvers ist Teil einer längeren Rede Jesu, in der er die Jüngerinnen und Jünger aussendet, um zu predigen und zu sprechen; wir fassen diesen Auftrag unter den Begriff Mission (lat. Missio, Absendung) – das klingt nicht in allen Ohren gut. Da kommen schnell unangenehme Erinnerungen an die Geschichte hoch. Da fallen uns schnell Zwang und Druck ein, mit denen man Missionierungen unter anderem auch mit dem Schwert in der Hand betrieben hat. Weiterlesen

Die Kirche in der VUCA-Welt

1. Manchmal hat man den Eindruck, die Herausforderungen für die Kirche in Deutschland seien nicht nur groß, sondern einzigartig. So manche Reaktionen auf die Studie Projektion 2060, die das Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg im Mai vorgelegt hat, legten diese Einschätzung nah. Die koordinierte Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung für die evangelische und katholische Kirche in Deutschland bestätigte frühere Langzeitstudien. Sie zeigt, wie sehr „Kirche im Umbruch“ ist „Zwischen demografischem Wandel und nachlassender Kirchenverbundenheit“. Mir scheint, dass in den öffentlichen Reaktionen viel von der Stimmungslage und der Unsicherheit in unseren Gemeinden und der Kirche insgesamt aufscheint. Weiterlesen

Zusammenklingen im großen Orchester Gottes

Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch einig werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. (Matthäus 18,19)

„Eins sein“ ist wunderbar. Wo Einheit ist, werden erstaunliche Dinge möglich: in der Familie, in der Gesellschaft, im Sport. Wo Menschen Dinge gemeinsam wollen, gemeinsam anpacken, werden Dinge möglich, die wir vorher für unmöglich hielten. Wo Christinnen und Christen, egal welcher Konfession, eins sind, können Dinge geschehen, die Menschen zum Staunen und auch zum Klingen bringen. „Wenn zwei unter euch einig (eins) werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel“ (Matthäus 18,19).

Jesus sagt das. Wo Luther hier ursprünglich „eins werden“ übersetzt, steht im Griechischen „symphoneín“. Wir kennen das Wort „Symphonie“ aus der Musik. Eine Symphonie ist ein großes, mehrsätziges Instrumentaltonwerk, in dem ein ganzes Orchester mit vielen verschiedenen Stimmen zusammenklingt. In der Sprache der Bibel ist eine „Symphonie“ der Inbegriff des „Einsseins“. Was für ein wunderbares Bild. Weiterlesen

Gott schreibt mit uns Geschichte

Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. (Matthäus 28,20)

110 Jahre – das ist ganz schön alt. Leicht melden sich da Gedanken wie: verstaubt, marode, veraltet, überholt, für die heutige Zeit unbrauchbar. Stimmt das für unsere Schonnebecker Immanuelkirche? Sie ist hell und sauber, klar und einladend und viele Menschen finden sie – auch heute noch – schön.

Und doch ist sie 110 Jahre alt. Es ist niemand mehr unter uns, der den gesamten Zeitraum überblickt, aber es ist deutlich, dass sich manches verändert hat, sowohl am Bau unserer Kirche wie auch im Gemeindeleben. Und das ist normal und gut so, denn Menschen, Zeiten und Gesellschaften entwickeln und verändern sich. Und wenn Kirche bei den Menschen bleiben will, muss sie sich auch verändern. Weiterlesen