Schutzengel in Corona-Zeiten

Wie wird es sein, wenn Sie in gut einem Monat lesen, was ich heute schreibe? Im Grunde frage ich mich das jedes Mal, wenn ich eine Andacht für unseren Gemeindebrief schreibe. Ich versuche mich in die Zeit fünf Wochen später zu versetzen und überlege, was dann „dran sein“ könnte.

Dieses Mal fällt es mir schwer. Noch immer gibt es ständig neue Nachrichten: Lockerungen, regionale Lockdowns, Hotspots, Regionen ohne Neuinfizierte, der Blick in die Welt, der einen erschauern lässt, und, und, und. Wir fahren auf Sicht. Wir hoffen – und nicht wenige bangen auch. In welcher Situation werden wir in fünf Wochen sein? Weiterlesen

Gottes Liebe trägt uns

Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. (Psalm 121,2)

In den Bergen sind bestimmt schon die meisten von Ihnen gewesen, vielleicht ist das sogar noch gar nicht so lange her. Ein erhebendes Gefühl, so empfinden es viele. Wenn man irgendwo dort oben sogar ein Gipfelkreuz erreicht hat, kann man sich schon dem Himmel ein Stückchen näher fühlen.

„Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Wörtlich heißt es im Hebräischen eigentlich: … Himmel und Erde schaffend… Schon hier zeigt sich die Ausrichtung dieses Gebetes ganz deutlich. Die Hilfe, mit der der Beter rechnen darf, kommt nicht von jemandem, der irgendwann in ferner Vergangenheit einmal die Welt geschaffen hat, sondern von jemandem, der immer noch daran baut, der immer noch wirkt und dem es vor allem nicht egal ist, was auf dieser Welt geschieht. Weiterlesen

Seele und Herz

Unsre Seele harrt auf den HERRN; er ist uns Hilfe und Schild. Denn unser Herz freut sich seiner, und wir trauen auf seinen heiligen Namen. Deine Güte, HERR, sei über uns, wie wir auf dich hoffen. (Psalm 33,20-22)

Seele und Herz – sie harren, sie vertrauen, sie freuen sich über diesen Gott. In der Sprache des Psalmisten ist damit unzweifelhaft unser Innerstes gemeint. Hier, wo das Leben sitzt, wo wir zu denen werden, die wir nun einmal sind. Hier, wo unsere Stärken und Schwächen, unsere Begabungen und Bedürfnisse, unsere Ängste und Hoffnungen – im wahrsten Sinne des Wortes – zuhause sind. Weiterlesen

In Seiner guten Hand

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Johannes 16,33)

Ich werde sterben. Nicht sofort, nicht heute. Und trotz der Bedrohung durch das Corona-Virus und der Tatsache, dass ich als Mann über sechzig, mit Schlafapnoe, dabei auch zur Risikogruppe zähle, lebe ich sehr wahrscheinlich noch, wenn Sie diese Zeilen lesen. Trotzdem habe ich Angst.

„In der Welt habt ihr Angst“, sagt Jesus. Ich werde sterben. Unser Leben ist  – auch ohne das Virus – tagtäglich gefährdet. Mir ist das durch die schwere Krebserkrankung meiner Mutter, die daran nach wenigen Monaten mit nur zweiundfünfzig Jahren verstarb, schon früh bewusst geworden. Und ich erlebe es ja oft in meinem Beruf als Pfarrer, wenn ich Menschen begleite, die sich von einem Angehörigen verabschieden müssen. Weiterlesen

Jubilate – Jubelt!

Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. (Psalm 118,24)

Der heutige Sonntag trägt den Namen „Jubilate“ – „Jubelt!“. Zu jubeln ist aber gerade das Letzte, wonach uns ist. Immer noch können wir unsere Lieben nicht treffen. In die Arme nehmen. Das Virus ist nicht besiegt. Und es fällt uns immer schwerer uns an Auflagen zu halten. Jeden Tag hören wir viel über Corona. Jeden Tag sehen wir in den Nachrichten Vieles, dass uns Sorgen bereitet. Überall auf der Welt. Das ist schwer und wir wünschen uns wieder normale Tage. Deshalb habe ich mir überlegt, dass ich Ihnen heute nichts von dem Schlechten erzählen will. Sondern Ihnen zeige, wie schön unser Leben auch jetzt ist. Weiterlesen

In Gottes Arme fallen | In Zeiten von Corona #14

Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme? (Jeremia 8,4) – Jesus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. (Johannes 6,37) | Herrnhuter Tageslosung für den 30. März 2020

Menschliches Leben ist geprägt von Bewegung. Beweglichkeit ist von Anfang an gefragt. Mit Ungeduld erwarten Eltern die ersten Schritte ihrer Kinder; auf eigenen Füßen zu stehen, ist das Ziel heutiger Erziehung. Beweglichkeit – Mobilität und Flexibilität – sind hohe Werte unserer Gesellschaft. Wer nicht in Bewegung bleibt, kann nicht mehr mithalten. Die Angst davor sitzt bei vielen Menschen tief. Das Gehen prägt also unser Leben. Aber zum Gehen gehört immer auch das Fallen. Darüber redet unsere Tageslosung.

Beim Kleinkind, das auf seinen Windelpopo fällt, finden wir das drollig. Kommen Erwachsene an den unterschiedlichsten Herausforderungen des Lebens zu Fall und bleiben auf der Strecke, ist das eine Tragödie : die falsche Berufsentscheidung, die jeden Arbeitstag sich anfühlen lässt wie eine Falle, der Hochmut, der vor dem Fall kommt und zu einem einsamen Menschen macht, die Sucht, die in kürzester Zeit einen Menschen fällen kann wie einen Baum. Weiterlesen

Psalm 23 – randvoll mit Segen

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. (Psalm 23,1)

Psalm 23 entstammt dem hebräischen Teil der Bibel und wir leihen uns mit ihm Gebetsworte Israels. Ich bin mir ziemlich sicher: Wenn jemand heute einen Psalm auswendig kann, dann ist das Psalm 23! Es gibt wohl keinen Text in der Bibel, der bekannter ist als dieser. Er ist die Quelle für unzählige Bilder und Skulpturen, obwohl er mehr ist als ein schöner Gedanke. Er ist schön anzuhören, aber er ist viel mehr als Poesie.

Wir zitieren ihn bei Jubiläen, obwohl er von solchen Anlässen gar nicht handelt. An Gräbern lesen wir ihn vor, obwohl er gar nicht von Trauer spricht. Ganz im Gegenteil: Psalm 23 lädt uns ein zu einem völlig neuen Lebensstil. Er handelt davon, in der Gegenwart eines Gottes zu leben, der mehr Liebe für uns bereithält, als wir uns jemals vorstellen können. In ihm geht es um Sicherheit und Geborgenheit, um Lebenssinn und Hoffnung, um Freude und Sorglosigkeit mitten in einer unruhigen Welt. Er handelt davon, dass wir ruhig und gelassen bleiben können, auch dann, wenn uns Vieles bedrängt. Weiterlesen

Ich denk‘ an dich!

Was ist schon der Mensch, dass du an ihn denkst? (Psalm 8,5)

Jeden Morgen stehe ich vor dieser Tür. Dahinter ist meine einjährige Tochter und schreit. Und ich stehe da und weiß nicht mehr: Tue ich das Richtige? Ich will wieder reingehen und zu meiner Tochter sagen: Ich bin doch da, ich vergesse dich doch nicht!

Vielleicht kennen Sie das: Man möchte sein Kind am liebsten gar nicht hergeben. Es ist so schön, zu sehen, wie es spielt und lernt. Man möchte ja auch aufpassen und das Kind beschützen. Aber man muss dem Kind auch etwas zutrauen. Es geht nicht anders. Es muss lernen, erste eigene Schrittchen zu machen. Es darf die Welt entdecken. Eltern wissen: Es ist nötig, das Kind immer mehr loszulassen; aber es ist schwer, sich zurückzunehmen. Ein Kind weiß ja auch noch nicht, dass es gut ist, wenn ich es der Tagesmutter gebe und dann weggehe. Es hat keine Ahnung davon, dass es später mal Verantwortung übernehmen muss, dass es sein Leben gestalten muss, dass es Dinge allein schaffen muss. Es fühlt sich allein und verlassen. Weiterlesen