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Gottes Liebe trägt uns

Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. (Psalm 121,2)

In den Bergen sind bestimmt schon die meisten von Ihnen gewesen, vielleicht ist das sogar noch gar nicht so lange her. Ein erhebendes Gefühl, so empfinden es viele. Wenn man irgendwo dort oben sogar ein Gipfelkreuz erreicht hat, kann man sich schon dem Himmel ein Stückchen näher fühlen.

„Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Wörtlich heißt es im Hebräischen eigentlich: … Himmel und Erde schaffend… Schon hier zeigt sich die Ausrichtung dieses Gebetes ganz deutlich. Die Hilfe, mit der der Beter rechnen darf, kommt nicht von jemandem, der irgendwann in ferner Vergangenheit einmal die Welt geschaffen hat, sondern von jemandem, der immer noch daran baut, der immer noch wirkt und dem es vor allem nicht egal ist, was auf dieser Welt geschieht.

Und auch jetzt achtet er auf mich. Wenn ich müde geworden bin von der anstrengenden Wanderung und anfange, über Steine und Baumwurzeln zu stolpern, ist da einer verlässlich an meiner Seite und hält mich. Niemals wird er müde, der „Hüter Israels“. In dieser Bezeichnung steckt ganz viel gemeinsam gelebte und überstandene Vergangenheit. Sie erinnert an das Volk, das vor so langer Zeit in Ägypten ausgebeutet wurde und sich nach Befreiung sehnte.

Der lebendige Gott stellte sich den Menschen damals als Helfer vor und gab ihnen mit Mose jemanden an die Hand, der sie tatsächlich aus diesem unerträglich gewordenen Leben herausführte.

Der Weg, den sie dann gemeinsam antraten, war kein leichter. Es gab Tränen und Enttäuschungen auch auf Gottes Seite, diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn man über diese lange Wüstenzeit in der Bibel nachliest. Und dennoch hatte die Liebe Gottes zu seinem Volk immer das letzte Wort.

Und übrigens waren auch damals immer schon andere mit hineingenommen. Wie oft ist die Rede vom Fremdling, den es zu achten gilt, der Rechte hat und nicht bedrückt werden soll. Und so heißt es eben auch, dass „viel fremdes Volk“ mit ihnen zog (2. Mose 12,38). Vielleicht ist das schon ein früher Hinweis, das auch wir uns mit hineingenommen fühlen dürfen in diese besondere Befreiungs- und Liebesgeschichte.

Zurück zu unserem Psalm: Wer schon im Gebirge unterwegs war, weiß, wie gefährlich die Sonne stechen kann. Aber Gott bedeckt schützend unseren Kopf. In vielen anderen Psalmen wird er auch als Schirm bezeichnet. Und ebenso wichtig ist sein Schutz vor den Schatten der Nacht, die in der Dunkelheit plötzlich auftauchen können, die im Mondlicht ihr böses Spiel mit mir treiben und mir Angst machen wollen. Tag und Nacht ist Gott für mich da. Er behütet mein Leben und hält schützend seine Hand über mir.

Der Schluss klingt wie ein Segen, noch einmal eine zusammenfassende Losung, unter der ich mich getrost auf den Weg machen kann. Und zwar nicht nur herab vom „Heiligen Berg“. Gott begleitet uns auf unserem Lebensweg bis zu unserem letzten Tag. Ein Mutmachpsalm – zu allen Zeiten – heute nicht weniger gültig als gestern oder damals, als er entstand.

Ich glaube fest daran, dass Gott unsere Verunsicherungen und Hilferufe hört, unsere Ungeduld, wann denn endlich ein Ende dieser Pandemie in Sicht ist. Er kennt unsere Ängste und er ist hier. Vielleicht hilft es, einzelne Sätze dieses alten Gebetes nachzusprechen und sich dabei verbunden zu wissen mit vielen Menschen, die ebenso geglaubt und zwischendurch gezweifelt haben wie wir.

Am Ende haben sie alle immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Gottes Liebe stärker ist und durch alles tragen kann.

Psalm 121:

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht. Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.

Wir beten:

Wir sind unterwegs durch die Zeit, Gott. Mit unseren Ängsten, Sorgen und Sehnsüchten. Sei du bei uns und hilf uns, begleite und bewahre uns und alle unsere Lieben. Amen.

Sabine Grüneklee-Herrmann