Meine Gottesbilder | In Zeiten von Corona #19

Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist denn ihr Gott? Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will. (Psalm 115,2-3) – Gottes unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken. (Römer 1,20) | Herrnhuter Tageslosung für den 4. April 2020

„Lieber Gott mach, dass meine Oma wieder gesund wird“- ich war zwölf, als ich so betete. Es war das letzte Mal, dass ich mir ganz selbstverständlich Gott vorstellen konnte. Nicht lange danach und, obwohl meine Oma gesund geworden war, begann ich zu ahnen, dass da wohl kein metaphysischer Puppenspieler in einem wie auch immer gearteten Jenseits sitzt, dessen hilfreiches Eingreifen man durch Gebet heraufbeschwören könnte. Weiterlesen

Hoffnung oder Erwartung?

Worauf hoffen die Menschen? Das kommt darauf an, in welchen Situation sich die Menschen befinden. Denn die Hoffnung braucht einen Anlass. Normalerweise jedenfalls. Wer krank ist, hofft auf Besserung. Wer in zwei Schulfächern auf der Kippe steht, hofft auf die Versetzung. Wer eine neue Arbeitsstelle antritt, hofft auf Erfolg. Und so weiter. Der Alltag, denke ich, ist voller Hoffnungen.

Und alle sind in die Zukunft gerichtet. Und alle hoffen auf Änderung. Und alle hoffen auf eine positive Entwicklung, zuerst einmal für den Hoffenden selbst. Weiterlesen

Wer hofft, lebt anders

Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes. (Römer 15,13)

Unter welchem Stern dieses Jahr 2020 wohl steht? Viele sind skeptisch. Zu viele Bilder von der Klimakrise, eine Menschheitsherausforderung für dieses Jahrhundert, Bilder des sich ausbreitende Antisemitismus in unserem Land, ein Symptom, dass die Gesellschaft gewalttätig und intolerant wird, Ressentiments und Hetze der AfD gegen Migranten, Hass und Morddrohungen in den sozialen Medien, das sind Bilder aus dem letzten Jahr, die in unseren Köpfen herum geistern. Sie spiegeln eine gesellschaftliche, politische und globale Verunsicherung, die auch in Kirchengemeinden spürbar ist.

Diesem Krisenszenario kann für das neue Jahr und auch Jahrzehnt die Hoffnung als gemeinsame Zukunftsperspektive entgegengestellt werden. Denn wer Hoffnung hat, kann das Leben leichter meistern. Hoffnung vermag Menschen eine unglaubliche Energie zu verleihen. Weiterlesen

Aus der Dunkelheit zum Licht

Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott. (Jesaja 50,10)

Sie kommen abends nach Hause. Die Sonne ist jetzt im Winter längst untergegangen. Sie schließen die Tür auf, tasten nach dem Lichtschalter. Das Licht geht an und peng brennt die Birne durch. Sie stehen im Dunkeln. Die Hand ist vor Augen nicht zu sehen, Sie tappen durch die Finsternis, stoßen sich an einem Stuhl. „Das gibt einen blauen Fleck!“ denken Sie noch.

Sie tasten sich weiter, fegen dabei die Kaffeetasse vom Tisch, die Sie am Morgen in all der Eile nicht wegräumen konnten. „Jetzt bloß nicht in die Scherben treten!“ schießt es durch Ihren Kopf. Und als Sie endlich die Wand mit dem nächsten Lichtschalter erreicht haben, tastend nach ihm suchen, da hören Sie zu allem Überfluss, wie der Bilderrahmen von der Wand zu Boden geht. „Bestimmt der, den die Kinder mir – schön verziert – vor zwanzig Jahren geschenkt haben!“ Sie haben Recht!

Menschen, die das Gefühl haben im Dunkeln zu sein, nicht sehen zu können und nicht gesehen zu werden, hadern mit ihrem Schicksal. Das ging Menschen damals vor Jesus Geburt so und ist heute nicht anders. Weiterlesen

Erlöser, Befreier, Lebens-Stifter

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. (Hiob 19,25)

Der November ist für viele Menschen kein guter Monat. Manche haben regelrecht Angst vor diesen Wochen: Es wird kalt, dunkel und nass; und spätestens mit dem Volkstrauertag und dem gemeinsamen Gedenken an unsere Verstorbenen am Ewigkeitssonntag legen sich Schatten auf die Seelen. Genau in diese Stimmung hinein spricht der Monatsspruch für den November: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Hiob 19,25). Weiterlesen

Was ist Wahrheit?

Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es: Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit? (Johannes 18,37-38)

Am frühen Morgen des Karfreitags stellt Pontius Pilatus, der römische Statthalter in Jerusalem, im Gespräch mit Jesus die Frage nach der Wahrheit. Mich erinnert diese Szene sofort an die hinter uns liegende siebenwöchige Fastenzeit. Die Evangelische Kirche hatte sie unter das Motto gestellt: „Mal ehrlich – 7 Wochen ohne Lügen“. Sieben Wochen lang haben lang haben wir gemeinsam ergründet, was die Wahrheit eigentlich ist und wie wir sie erkennen. Jeden Tag mit einem neuen Impuls aus dem Fastenkalender. Kein Wunder also, dass ich an dieser Frage hängenbleibe. Weiterlesen

Gott schreibt mit uns Geschichte

Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. (Matthäus 28,20)

110 Jahre – das ist ganz schön alt. Leicht melden sich da Gedanken wie: verstaubt, marode, veraltet, überholt, für die heutige Zeit unbrauchbar. Stimmt das für unsere Schonnebecker Immanuelkirche? Sie ist hell und sauber, klar und einladend und viele Menschen finden sie – auch heute noch – schön.

Und doch ist sie 110 Jahre alt. Es ist niemand mehr unter uns, der den gesamten Zeitraum überblickt, aber es ist deutlich, dass sich manches verändert hat, sowohl am Bau unserer Kirche wie auch im Gemeindeleben. Und das ist normal und gut so, denn Menschen, Zeiten und Gesellschaften entwickeln und verändern sich. Und wenn Kirche bei den Menschen bleiben will, muss sie sich auch verändern. Weiterlesen

Abraham | Vom Aufbrechen #1

Aufbrechen und losgehen, das machen Menschen überall und zu allen Zeiten. Auch die Bibel erzählt davon, dieses unglaubliche Aufbruchsbuch. Sie erzählt von Leuten, die aufgebrochen sind, freiwillig oder unfreiwillig, ängstlich, zögerlich, mutig, begeistert. Drei von ihnen kamen bei einem Feierabendgottesdienst in der Königssteeler Friedenskirche zu Wort. Ihre Geschichten begleiten uns hier durch die nächsten Tage – den Auftakt macht Abraham. Weiterlesen

Eine Botschaft, die alles verändert

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. (Lukas 24,5-6)

In Jerusalem gibt es gleich zwei Orte, an denen das Grab Jesu – und damit der Ort der Auferstehung! – verehrt wird. Der historisch vermutlich richtige befindet sich in der „Grabeskirche“. Aber hier die Begegnung mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen zu finden, fällt mir schwer. Das Gedränge der vielen Menschen und ihr Lärm stören mich. Weiterlesen