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Eine Botschaft, die alles verändert

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. (Lukas 24,5-6)

In Jerusalem gibt es gleich zwei Orte, an denen das Grab Jesu – und damit der Ort der Auferstehung! – verehrt wird. Der historisch vermutlich richtige befindet sich in der „Grabeskirche“. Aber hier die Begegnung mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen zu finden, fällt mir schwer. Das Gedränge der vielen Menschen und ihr Lärm stören mich.

Ganz anders ist das an dem zweiten Ort, dem „Gartengrab“. Das ist ein stilles, kaum besuchtes Fleckchen Erde, eine Oase der Stille und des Grüns, mitten in einem kleinen Park, wenige Schritte außerhalb der Jerusalemer Altstadt. Dort betrete ich eine alte – leere – Grabkammer, kann mir den Stein vor dem Grab lebhaft vorstellen, bin nahe bei Maria und den Jüngern, die vor dem leeren Grab zuerst fürchterlich erschrecken.

Nur: ihr Erschrecken, das kann ich nicht mehr teilen. Oder vielleicht doch? Weil hier Unvorstellbares geschieht? Wenn ich mich dann umdrehe, um das Grab zu verlassen, stehe ich unvermittelt vor einer etwas verwitterten Tafel, auf der der eingangs schon genannte Bibelvers steht:

„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden“ (Lukas 24,5-6).

Was für eine wohltuende Korrektur all meiner Suche nach (nicht nur österlicher) Gewissheit. Nicht im Grab, auch nicht in seiner Nähe, sondern mitten unter den Menschen soll ich den Auferstandenen suchen. Dort wird er mir begegnen, auf mich zukommen, mein Leben verändern. Diese Einsicht vermag mich vielleicht nicht zu erschrecken; aber nachdenklich macht sie mich auf jeden Fall. Sie korrigiert all mein Suchen. Und vor allem das, was ich suche.

Aber ich frage mich: Was suche ich eigentlich? Die scheinbaren Gewissheiten, die ich selber hervorbringen kann, oder die Begegnung mit dem Auferstandenen? Das, was hinter mir liegt? Oder das, was kommt?

Von Ostern her ist die Entscheidung klar. Ich will neue Schritte und Wege gehen und dabei letztlich von Orten der Vergangenheit unabhängig werden – freilich ohne sie zu vergessen.

Der Auferstandene ist bei den Lebenden. Er ist die Zukunft. Und manchmal darf ich mich dann mit all meinen Gedanken und Sorgen vor dem „Gartengrab“ auf eine Bank setzen und zur Ruhe kommen; darf dem Grab den Rücken zukehren – auch wenn es das Grab Jesu ist; kann in der Sonne blinzeln, die Wärme genießen, an den Auferstandenen denken, in die Gesichter der Menschen schauen. Der Auferstandene ist bei ihnen und bei mir, wenn sie auf dieses Grab zugehen, es sehen wollen und sie werden wie ich mit einer Botschaft herauskommen, die alles verändert:

Er ist nicht hier, er ist auferstanden!

Joachim Lauterjung

2 Gedanken zu „Eine Botschaft, die alles verändert

  1. Welch wunderbarer Bericht, der einmal mehr beweist, dass, wenn wir uns von bereits ausgetretenen Wegen und von Menschen vorgegebenen Highlights zu lösen vermögen, die eindrücklichsten und tiefsten Erkenntnisse entstehen.
    Auch erinnert mich das Schreiben von Joachim Lauterjung an meine eigene unvergessliche Israelreise, in der ich Erlebnisse und Eindrücke bekommen habe, die mich ganz neu zum Staunen gebracht haben und wo die, sich immer wiederholenden gleichen biblischen Geschichten eine ganz neue Lebendigkeit und Dynamik erhielten.

    • Leider ist das Gespür dafür, dass wir alle solche Erfahrungen brauchen und wo man sie findet, vielen Menschen verlorengegangen. Hoffentlich lesen viele diesen Text. Danke für den Kommentar!

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