Menschliche Geschwisterlichkeit – zwei Friedensprojekte der Religionen

In welchen unfriedlichen Zeiten müssen wir leben? Wer hätte das gedacht! „Antisemitismus und Islamophobie nehmen zu. Aber sie führen in die Irre, weil sie Hass schüren und potenziell in Gewalt münden. Der einzig zukunftsfähige Weg für ein friedliches Zusammenleben ist der Wert der Toleranz und des Dialogs. Das ist kein Verwischen der Unterschiede der Religionen, sondern es ist der Umgang mit diesen Unterschieden, der von Respekt und Wertschätzung geprägt ist“ (Landesbischof Prof. Dr. Bedford-Strohm, früherer Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland).

Zwei Friedensprojekte in Berlin und im fernen Abu Dhabi bemühen sich in dieser angezeigten Richtung. Ein prominenter afrobritischer Architekt baut das Abrahamic Family House, ein Berliner Architektenbüro das House of One. Die Initiative für das Projekt in Abu Dhabi geht auf Papst Franziskus zurück, die Berliner auf den evangelischen Pfarrer Gregor Hohberg. Wir wünschen ihnen sicher alle einen guten Erfolg. Wie schaut´s im Einzelnen aus? Weiterlesen

Vorbild des Glaubens

Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden! (Matthäus 8,10)

Vor kurzem noch das Kind in der Krippe und die Eltern, die in ihre neue Rolle hineinwachsen müssen – eigentlich wie alle Eltern auf der Welt. Von Anfang an viel Besuch – auch nichts Ungewöhnliches, die Freude über das Neugeborene, aber eben auch schon mehr als das. Immer verbunden mit Hoffnung auf Zukunft, auf Veränderung, auf Frieden. Und so lässt auch die Vielfalt der Gäste schon Besonderes erwarten, einfache Hirten mit ihren Tieren und am Ende weitgereiste ehrwürdige Wissenschaftler – vielleicht sind es sogar Könige. Weiterlesen

450 Jahre Demokratie in unserer Kirche: Die Emder Synode von 1571

Zufällig geriet ich während meines Studiums in Bonn in eine Arbeitsgruppe, die sich mit den Leitungsstrukturen unserer Kirche befasste. Erstaunt lernte ich, dass wir in unserem Bereich gut zweihundert Jahre vor der Französischen Revolution schon demokratische Strukturen entwickelten. Ich hatte 1968 Abitur gemacht und bin deshalb auch so ein bisschen ein Alt-Achtundsechziger. Dass Menschen sich praktisch ohne Hierarchie organisierten, das fand ich enorm und bin bis heute ein bisschen stolz darauf, dazu zu gehören. Aber ich habe sicher in meinem Berufsleben auch nicht immer alle Probleme lösen können, ohne autoritär zu werden. Weiterlesen

Ein preußischer Protestant als Dombaumeister in Köln

Er entstammt einer evangelischen Familie mit zwölf Kindern. Er ist das vierte gewesen: Ernst Friedrich Zwirner. Er kam am 28. September 1802 in Jakobswalde, Landkreis Cosel in Oberschlesien, Nähe Gleiwitz, heute Gliwice, zur Welt. Sein Vater Ernst Friedrich Traugott war Hütteninspektor und Polizeidistriktkommissar. Seine Mutter Eleonore Helene Marianne Augustini hat zwölf Kinder großgezogen. Von 1816 bis 1819 besuchte er das Gymnasium in Brieg. Hieran schloss sich eine Ausbildung an der Bauschule in Breslau an. Nach einjähriger Militärzeit war er in Breslau als Vermessungskondukteur tätig. Weiterlesen

Rechtfertigungslehre – was ist das?

Hand aufs Herz: wer könnte dazu „Rechtfertigendes“ sagen? Manche sagen: es gehe dabei um unser diesseitiges und unser jenseitiges Heil. Das ist gar keine schlechte Antwort. Frage unseres Textes also: Rechtfertigungslehre – was ist das?

Gottes Gnade und Gottes Liebe.

Das ist unser Thema und das war 1998 auch der Inhalt des Buches „Evangelium von der Rechtfertigung des Gottlosen als Zentrum des christlichen Glaubens“ von Professor em. Eberhard Jüngel (Mohr Siebeck Verlag, Tübingen). Sein Buch erschien ein Jahr vor einem großartigen ökumenischen Ereignis, an welches ich heute, am Vorabend des Reformationstages 2019, mit meinem kurzen Text erinnern möchte: Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Weiterlesen

Von großen Würfen und den Mühen des Alltags

1. Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“ So lautet Artikel 1 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“. Am 10. Dezember 1948 wurde sie von den Vereinten Nationen beschlossen. Das war ein riesiger Schritt auf dem Weg zu einem Leben in Würde für alle Bewohnerinnen und Bewohner unserer Erde. Ihre Verabschiedung durch die Generalversammlung war eine Reaktion auf die systematisch organisierten Gräueltaten, die durch den Nationalsozialismus von Deutschland aus in Europa und an viel zu vielen anderen Orten in der Welt geschahen und zurecht als Verbrechen gegen die Menschheit gebrandmarkt wurden.

Heute, 70 Jahre später, sind die Menschenrechte trotz aller erreichten Fortschritte noch immer nicht überall auf der Welt selbstverständlich. Sie sind weiterhin eine Errungenschaft, für die es sich einzusetzen gilt und lohnt. Wo die Menschenrechte nicht respektiert werden, erleben Menschen Willkür, Unterdrückung und Gewalt. Und auch wo die Menschenrechte in Geltung sind, müssen sie verteidigt werden. Das haben gerade die letzten Jahre wieder gezeigt, auch in Europa, auch in Deutschland. Weiterlesen

Gemeinsam auf dem Weg

Das Reformationsgedenk- und jubiläumsjahr kommt so langsam auf die Zielgerade. Seit dem Reformationsfest im vergangenen Jahr gab es unzählige Veranstaltungen zum Thema Reformation. Auch in unserer Gemeinde gab es Gottesdienste, Diskussionen, Ausstellungen und andere Veranstaltungen. Mich persönlich hat am meisten der Gottesdienst mit dem Bischof der Altkatholiken in Deutschland, Dr. Matthias Ring, beeindruckt. Ich stand mit einem katholischen Bischof am Altar unserer Gnadenkirche, und wir haben gemeinsam Abendmahl gefeiert. Weiterlesen

Kaleidoskop des Glaubens

Leo Tolstoi erzählt eine alte russische Sage, „Die drei Greise“: Ein Bischof fährt mit einem Schiff über das Meer. Er hört von einer Insel, auf der drei fromme Greise wohnen, die dort ihr Seelenheil suchen. Er fragt den Kapitän, ob man einen Zwischenhalt einlegen könne, damit er die drei Alten besuchen kann. So nehmen sie Kurs auf die Insel, setzen Anker und ein Boot bringt den Bischof zur Insel.

Die Greise kommen und verneigen sich vor ihm. Er segnet sie und sagt. „Ich habe gehört, dass ihr, Greise Gottes, hier euer Seelenheil sucht … ich bin aber ein unwürdiger Knecht Gottes, durch seine Gnade berufen, seine Herde zu weiden; so wollte ich auch euch … sehen und euch, wenn ich kann, Belehrung erteilen. … Sagt mir, wie ihr euer Seelenheil sucht und Gott dient.“ Weiterlesen

So unterschiedlich sind wir gar nicht

In der Fastenzeit 2017 habe ich an den ökumenischen Bibelgesprächen teilgenommen und durfte dort viele schöne Erfahrungen machen. Die liebevolle Gastfreundlichkeit und die offenen Gespräche über unseren Glauben haben mich sehr angesprochen. Herzlichen Dank!

Wir tauschten uns über einige Bibeltexte des Matthäus-Evangeliums aus. Wir sprachen darüber, was dieser Text mit uns und mit unserem Leben zu tun hat. Wo berührt er mich, wo spricht er mich an oder erzeugt auch Widerstand? Wie spricht Jesus zu mir in diesem Text?

Ich glaube, das ist das Verbindende unseres Glaubens: die Orientierung an Jesus Christus. Unsere gemeinsame Wurzel ist Jesus Christus. Jesus, wie er gesprochen, wie er gelebt hat und wie er uns erlöst hat. Er hat uns seinen Vater offenbart, einen Vater, der alle Menschen liebt und uns so annimmt wie wir sind. Ich bin gerne Christin. Für mich ist ein Glaube wichtig, der mir hilft, mein Leben und mich selbst besser zu verstehen und zu deuten – indem ich Gottes Wirken mitten in meinem Leben entdecke. Weiterlesen

Die Reformation geht weiter

Der Christ lebt nicht in sich selbst, sondern in Christus und seinem Nächsten, in Christus durch den Glauben, in seinem Nächsten durch die Liebe. (Martin Luther)

Die Reformation vor 500 Jahren steht in diesem Jahr im Blickfeld der Öffentlichkeit. Sie beschert uns außerdem einen bundesweiten Feiertag am 31. Oktober 2017. Zu diesem Ereignis, das damals zur Kirchenspaltung zwischen Katholiken und Protestanten führte, fanden sich zum Auftakt der Feierlichkeiten im schwedischen Dom zu Lund anlässlich des Reformationsgedenken im Oktober 2016 die höchsten Repräsentanten der katholischen Kirche Papst Franziskus und der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes Junge zusammen. Danach gab es eine gemeinsame Erklärung: „Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017“, wonach beide Kirchen sich versicherten, dass sie inzwischen mehr verbindet als trennt. Zwar ist auch von verbleibenden Hindernissen auf dem Weg zur „vollen Einheit“ die Rede, aber man zeigt sich zuversichtlich, diese mit Gottes Hilfe zu bewältigen.

Die Bilder dieses historischen Ökumene-Treffens waren sicherlich beeindruckend, doch stellt sich die Frage: Liegt hier nicht viel Augenwischerei vor? Warum werden in der gemeinsamen Erklärung die Protestanten nicht als Kirche erwähnt? Wird es wirklich eine gemeinsame Eucharistie, eine gemeinsame Abendmahls-Feier im Sinne unseres Glaubensstifters Jesu geben? Weiterlesen