Die Richtung bleibt

Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen! (Sprüche 31,8)

Was für ein diakonischer Spruch – der Monatsspruch für diesen Monat Mai aus dem biblischen Buch der Sprüche. Das trifft doch voll das Selbstverständnis vieler, die sich in Kirche und Diakonie engagieren. Dabei ist es egal, ob sie das beruflich oder ehrenamtlich tun. Entsprechend wird in der Konzeption unseres Essener Kirchenkreises schon in der Präambel betont: advocacy oder Anwaltschaft ist ein grundlegendes Ziel unseres Handelns. Denn, so die Begründung: „In [Jesus Christus] ist deutlich, dass Gottes Nähe und Zuwendung besonders den Entrechteten und Hilfsbedürftigen gilt. Ihnen zur Seite zu stehen ist Gottes besonderer Auftrag an uns.“ Weiterlesen

Von großen Würfen und den Mühen des Alltags

1. Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“ So lautet Artikel 1 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“. Am 10. Dezember 1948 wurde sie von den Vereinten Nationen beschlossen. Das war ein riesiger Schritt auf dem Weg zu einem Leben in Würde für alle Bewohnerinnen und Bewohner unserer Erde. Ihre Verabschiedung durch die Generalversammlung war eine Reaktion auf die systematisch organisierten Gräueltaten, die durch den Nationalsozialismus von Deutschland aus in Europa und an viel zu vielen anderen Orten in der Welt geschahen und zurecht als Verbrechen gegen die Menschheit gebrandmarkt wurden.

Heute, 70 Jahre später, sind die Menschenrechte trotz aller erreichten Fortschritte noch immer nicht überall auf der Welt selbstverständlich. Sie sind weiterhin eine Errungenschaft, für die es sich einzusetzen gilt und lohnt. Wo die Menschenrechte nicht respektiert werden, erleben Menschen Willkür, Unterdrückung und Gewalt. Und auch wo die Menschenrechte in Geltung sind, müssen sie verteidigt werden. Das haben gerade die letzten Jahre wieder gezeigt, auch in Europa, auch in Deutschland. Weiterlesen

Frei-Räume

Du stellst meine Füße auf weiten Raum. (Psalm 31,9)

Der Sommer ist Festivalzeit. Ein Festival liegt schon länger zurück und dennoch beschäftigt es mich innerlich immer noch: Am letzten April-Wochenende hat das 3. KURZStummFilmFestival auf Zeche Carl stattgefunden. Das Festival ist aus der Arbeit mit gehörlosen bzw. hörgeschädigten Jugendlichen entstanden.

Die Stadt Essen ist nämlich eines der größten Bildungszentren für Hören und Kommunikation im gesamten Bundesgebiet. Obwohl das vielen nicht bewusst ist, gibt es hier bei uns in Essen ein herausragendes Angebot in der Aus- und Weiterbildung gehörloser und schwerhöriger Schülerinnen und Schüler. Im Rheinisch-Westfälischen Berufskolleg für Hörgeschädigte in Frohnhausen streben etwa 900 Jugendliche und junge Erwachsene ihren Schul- oder Ausbildungsabschluss an. Mehr als ein Drittel dieser Schülerinnen und Schüler leben während dieser Zeit in den beiden Internaten des Diakoniewerks Essen für hörgeschädigte Schülerinnen und Schüler, in der Curtiusstraße oder im Internatsbereich des Fritz-von-Waldthausen-Zentrums. Weiterlesen

Wunder – oder „Das Universum kümmert sich um all seine Vögel“

Waren Sie in diesem Jahr im Kino und haben den Film „Wunder“ gesehen? Wenn nicht, haben Sie etwas verpasst. „Wunder“ ist die filmische Umsetzung des gleichnamigen Bestsellers von Raquel J. Palacio aus dem Jahr 2012. Film und Buch erzählen die Geschichte eines Jungen, dessen Gesicht von Geburt an unübersehbar entstellt ist. „Ein Buch, das erwachsene Männer zum Weinen bringt.“ Dieses Zitat aus der britischen Zeitung „The Guardian“ auf dem Klappentext des Buches habe ich anfangs belächelt. Ich gestehe, am Ende kamen mir beim Lesen tatsächlich die Tränen, was mir nicht oft passiert. Im Kino war das nicht anders. Weiterlesen