Hörer und Täter des Wortes

Im Brief des Jakobus, Kapitel 1 Vers 19, steht folgende Anweisung an die Empfänger: „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ Es lebe Lutherdeutsch, andere Bibel bitte. Die „Hoffnung für alle“ kriegt diese Stelle verständlicher hin: „Denkt daran, liebe Brüder und Schwestern: Seid immer sofort bereit, jemandem zuzuhören; aber überlegt genau, bevor ihr selbst redet. Und hütet euch vor unbeherrschtem Zorn!“ Dann folgt Vers 20: „Denn im Zorn tun wir niemals, was Gott gefällt.“

Wie sieht das denn bei mir aus – werde ich dieser Anforderung gerecht? Also zuhören kann ich, denke ich, ganz gut. Ich bemühe mich, die Botschaft zu verstehen, die mein Gegenüber weitergeben möchte. Ich versuche, seinen Denkspuren zu folgen, ohne meine eigenen – vielleicht ganz anderen – Denkmuster in seine Worte hineinzuinterpretieren, was nicht immer ganz leicht ist. Und jemandem zuzuhören, der in der Steinzeit anfängt, wenn er mir etwas von gestern erzählen will, kann ganz schön nervenaufreibend sein, da erreiche ich dann flott mal meine Grenzen. Weiterlesen

Blick nach vorn

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lukas 9,62)

„Dreh dich nicht um, der Plumpsack geht um; wer sich umdreht oder lacht…‟ Wie oft habe ich als Kind mit anderen zusammengesessen und dieses Spiel gespielt. Und ich weiß noch sehr genau, wie schwer das war, sich nicht umzudrehen. Manchmal hat man versucht, nach links oder rechts hinten zu blinzeln oder vorsichtig mit einer Hand zu tasten, ob der Plumpsack vielleicht doch hinter einem liegen geblieben ist.

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes: Dieses Bild, nicht zurückzublicken, wird öfter in der Bibel verwendet. Zum Teil auch in durchaus bekannteren Geschichten und Worten. In dieser Geschichte bei Lukas, aus der unser Vers stammt, bittet jemand, der Jesus nachfolgen will, um die Erlaubnis, zunächst noch seinen Vater zu beerdingen und Jesus antwortet: „Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!“ (Lukas 9,59-60).

Einem anderen, der sagt, dass er sich nur eben noch von seiner Familie verabschieden möchte, antwortet er mit dem eingangs zitierten Satz: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Das sind ziemlich heftige Worte und dieser Umgang mit den Menschen, die zu ihm kommen, die bereit sind, alles andere stehen und liegen zu lassen, um mit ihm zu ziehen, dieser Umgang ist alles andere als einfühlsam oder gar seelsorgerlich. Weiterlesen

Wer die Weisheit sucht, findet das Leben – und Gott

Wer mich findet, der findet das Leben und erlangt Wohlgefallen vom HERRN. Wer aber mich verfehlt, zerstört sein Leben; alle, die mich hassen, lieben den Tod. (Sprüche, 35-36)

Wenn in meiner Familie jemandem der Satz um die Ohren gehauen wurde: Du hast wohl die Weisheit mit Löffeln gefressen, dann war das beileibe keine Auszeichnung, sondern ein Höchstmaß an Kritik. Du hast doch gar keine Ahnung! Was mischst du dich in Angelegenheiten, die dich nichts angehen?! Glaubst du, du bist schlauer als ich?! Besserwisser, Alleskönner, Möchtegern, wie auch immer, die Weisheit mit Löffeln zu futtern, in diese Verlegenheit wollte man nicht kommen, stritt alles ab oder war bemüht, diesen Eindruck erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Dabei – wenn ich es recht überlege, schaden würde es ja nicht, wenn das möglich wäre. Wie gern würde ich selbst manchmal Weisheit futtern, immer im rechten Moment das Richtige sagen, hilfsbereit zur Seite stehen, Ratschläge erteilen, die tragen und weiterhelfen, wissen, wie man unsere Welt retten kann, Konflikte lösen und vor allem vermeiden, das eigene Leben so richtig im Griff haben, wissen, wo es lang geht. Ach, wie schön wäre das! Weiterlesen

Was für ein Vertrauen!

Es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir. (2. Samuel 7,22)

„Was für ein Vertrauen!“ heißt das Leitwort des Kirchentags in diesem Jahr. Auch David vertraut ganz auf Gott. In seiner Umgebung werden viele andere Götter angebetet. Er will von ihnen nichts wissen. Nicht mein Problem, sagen Sie vielleicht, andere Götter kenne ich nur aus Götter- und Heldensagen, das sind Märchengestalten. Doch auch heute gibt es andere Götter. Weiterlesen