Der verwundbare Gott

Unverwundbar sein – keine Schwäche zeigen. Es ist diese Haltung, die gegenwärtig Regierende wie Putin, Erdogan und Trump demonstrieren. Eine Konzentration auf vermeintliche Stärke und Macht, auf Verteidigung, Mauern und Grenzen. Nur ja keine Schwäche zeigen, keine Unsicherheit zugeben.

Diese Haltung der vermeintlichen Unverwundbarkeit ist es, die mich in diesem Jahr im Zugehen auf das Osterfest beschäftigt. Ein Fest, das darin seine lebensspendende Kraft findet, dass es die Verletzlichkeit, das Leiden, die wunden Punkte im Leben, nicht ausblendet. Weiterlesen

Jesus lebt – Ohnmacht und Vollmacht

Karfreitag. Jesus stirbt. Unschuldig. Für mich. Für uns.
Ostern. Jesus ist auferstanden. Für mich. Für uns.
HALLELUJA!

Nachdem ich das kapiert hatte, nach langen Umwegen, Suchen, Ratlosigkeit, Aufgeben wollen, und schließlich, dank liebevoller Hilfestellung meiner Herzensfreundin, war ich am Ziel meiner Suche angekommen.

Meinen Weg zu Jesus hatte ich gefunden – und auch eine neue Gemeinde. Die Verbindung stand. Soviel war mir klar. Jetzt fehlte mir die Verbindung zu Menschen, und zwar unbedingt auch zu Menschen außerhalb des Gemeindelebens. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was Gott wohl mit mir vorhatte…

Dann ein Aufruf in der Zeitung – Ausbildung zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin. Weiterlesen

Hey Kinder, was denkt ihr über Gott?

In den Morgenkreisen unseres Familienzentrums kommen die Kinder über Gott und die Welt ins Gespräch. Unsere Kinder sind kleine Philosophinnen und Philosophen! Ihre Aussagen bringen uns zum Schmunzeln, deshalb ist ihnen nur wenig hinzuzufügen. Der Glaube der Kinder ist unerschütterlich, stark und richtig. Sie haben das „Weltwissen“ in sich. Sie finden mit ihren Worten eine Mischung und Zusammenführung ihres „Kinderglaubens“, der von Wahrheit, Erfahrungen, gewagter Theorien, Lebendigkeit, Phantasie und Vertrauen geprägt ist. Damit lassen sie uns an ihrer Welt teilhaben. Weiterlesen

Mein Glaubensgarten

Zweimal im Jahr fahre ich nach Köln zu einem „kleinen Klassentreffen“. Fünf ehemalige Schulkameraden treffen sich im Frühling und im Herbst, die, die in Nordrhein-Westfalen wohnen und noch beweglich sind. Von den Fünfen, die zusammenkommen, bin ich der einzige, der Kirchensteuern bezahlt. Die vier anderen waren nie in einer Kirche oder sind ausgetreten.

Im letzten Herbst war ich sehr frühzeitig am Treffpunkt, traf aber schon einen der Freunde. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte, dass seine Enkel eine gute Entwicklung hätten. Und dann sagte er: „Dafür bin ich sehr dankbar.“ Ich fragte zurück, bei wem er sich bedanke, und er sagte, er bedanke sich bei Gott; er fügte hinzu: „Ich bin gottgläubig.“ – Hm. Weiterlesen

Glaube und Anfechtung

Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. (Hebräer 11,1)

Etwas sperrig ist er, dieser Spruch, aber er sagt klar und eindeutig, was Glaube ist. Sollte es so einfach sein mit dem Glauben? Lässt Glaube sich in einem einzigen Satz definieren? Dann müssten wir den nur auswendig lernen, öfter mal in Erinnerung rufen, und schon klappt es auch mit dem Glauben. So ist es aber nicht.

Das Nichtzweifeln beinhaltet nämlich auch das Zweifeln, und die feste Zuversicht hat auch ihr Gegenteil, eine schwankende oder gar nicht vorhandene Zuversicht.
Der unbekannte Verfasser des Hebräerbriefes weiß das und richtet hier ein aufrichtendes, mahnendes und erklärendes Wort an eine ebenfalls unbekannte Gemeinde oder Gruppe, die offensichtlich müde und angefochten ist und in der Gefahr abzugleiten.

Ich denke, dieses Gefühl der Anfechtung, des Zweifels, kennen wir alle. Wir kennen Zeiten, in denen wir uns als gläubig bezeichnen würden, aber auch solche, in denen wir uns fernab jeden Glaubens fühlen. Weiterlesen

Konfirmation mit zwanzig oder: Meine Geschichte mit Gott

Am 24. Juli habe ich meine Konfirmation gefeiert, etwas verspätet, sechs Jahre um genau zu sein. Ich bin nun zwanzig und keine vierzehn mehr. In meinem Jahrgang 2010 bin ich nicht mitgegangen und zwar aus Überzeugung, obwohl ich die eineinhalb Jahre Konfirmationsunterricht mitgemacht hatte.

Damals wollte ich mich nicht konfirmieren lassen und das Versprechen der Bestätigung, im christlichen Glauben zu leben, nicht geben. Ich glaubte nicht an Gott, meine Bibel stand neben den Märchenbüchern der Gebrüder Grimm. Ein altes Buch voll mit Geschichten, um die Menschen zu leiten. Weiterlesen

Lebendiges Feuer statt kalter Asche

Und auf einmal erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten, und auf jede und jeden von ihnen ließ sich eine nieder. (Apostelgeschichte 2,3)

In den letzten Wochen und Monaten gibt es ein Thema, das sich durch viele Gespräche zieht: Wie kann es nur sein, dass Religion in der Öffentlichkeit fast nur noch in Zusammenhang mit Gewalt vorkommt? Und wie stehen wir als evangelische Christinnen und Christen dazu?

Wir hören von Religion im Zusammenhang mit Terroranschlägen. Religion rechtfertigt an vielen Orten dieser Welt Gewalt gegen Frauen, Missachtung der Menschenrechte, Hass gegen homosexuelle Menschen. Wir erleben Religion als eine Sammlung von abstrusen Vorurteilen. Wir hören von Peitschenhieben und Steinigungen, die dem Willen Gottes entsprechen sollen. Weiterlesen

Der Glaube an Gott braucht Gespräch, Begegnung und Erproben

Erbarmt euch derer, die zweifeln. (Judas 22)

Dieser Vers ist dem Judasbrief entnommen, der wahrscheinlich im 2. Jahrhundert nach Christus in einer christlichen Gemeinde im Nahen Osten verfasst worden ist. Er ist eine Kampfschrift gegen Irrlehrer, die in der jungen Gemeinde oder in ihrem Umfeld auftauchten. Es gibt viele Vermutungen, um welche Irrlehrer oder besser welche andere Richtung des jungen Christentums oder verwandte religiöse Strömungen es sich gehandelt haben kann. In der theologischen Literatur halten sich die wildesten Spekulationen.
Wer den kurzen Brief im Neuen Testament liest, merkt schnell: Er ist selbst in seinem Ton beleidigend und in seinen Argumenten nicht sonderlich innovativ.
Aber seine Ausgangslage bleibt aktuell. Wie gehe ich mit Andersdenkenden um, mit Menschen, die um Antworten auf ähnliche Fragen ringen? Weiterlesen

Wenn das Spotten über Gott heilig ist

Der westlichen Säkularreligion ist der Spott über Gott heilig: Dieser spitze Satz stand Anfang Februar im SPIEGEL. Der Kommentator Jan Fleischhauer hatte beobachtet, dass sich in unserer Gesellschaft weniger religiöse Fanatiker zu Wort melden als vielmehr säkulare. Die Säkularfanatiker erklären pauschal die Gottesfrage für obsolet, also für veraltet. Und was man für veraltet hält, darüber kann man getrost seine höhnischen Späße machen. Weiterlesen