Befreiung. Vergebung. Frieden.

Israelsonntag. Meine spontane Reaktion ist: Ich mache im Gottesdienst einfach etwas anderes. Bloß dieses Thema nicht. Vermintes Gelände. Kann ich dazu irgendetwas sagen, ohne dass ein Shitstorm mich trifft? Woher auch immer? Aber dann: Meine Furcht vor dem Thema zeigt ja eigentlich – dass wir drüber reden müssen. Gerade WEIL es so schwierig ist.

Und ich sah ein Interview mit Joachim Gauck bei Markus Lanz. Lanz fragt ihn nach seiner Position nach Israel. Gauck holt tief Luft. Er sagt, dass es natürlich nicht geht, was Israel in Gaza macht. Er sagt aber auch: Diese Worte presse ich aus mir hervor, ich bringe es kaum über die Lippen. Man sieht, wie er körperlich damit ringt, es auszusprechen. So geht es mir auch. Ich presse es aus mir heraus: Kritik an Israel. Weiterlesen

Über das Weinen

Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude. (Psalm 30,6)

Im Kino ist es mir peinlich. Ich mag nicht nach den Taschentüchern kramen und mir die Nase schnäuzen – „So ein Sensibelchen, fängt gleich bei trauriger Musik schon an zu weinen!“ – das soll nicht gleich jede und jeder denken, wenn ich die Tempos knisternd rauskrame.

Doch die Filmemacher*innen wissen genau, wie das geht, dass mir ganz schnell die Tränen kommen. Es ist die Empathie, die dazu führt, dass wir Menschen wegen des Leidens anderer Menschen weinen. Übrigens ergeht es mir bei Beerdigungen auch manchmal so wie im Kino: Wenn die Angehörigen bei der Trauerfeier weinen, ja sogar schluchzen, dann bleibe ich davon nicht unberührt. Dann kommt der Kloß im Hals und ich muss tief durchatmen und mich auf meine Traueransprache konzentrieren. Weiterlesen