Wie die Kinder

Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes! Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. (Markus 10,14-15)

An diesen bekannten Spruch aus dem Markusevangelium musste ich letztens denken, als ich meinen beiden Enkelinnen still und völlig fasziniert beim Spielen auf unserer Terrasse zusah. Sie waren mit ihren Eltern, die (leider) in Österreich wohnen, für ein paar Tage bei uns zu Besuch.

Drei Jahrzehnte nach der Beschäftigung mit den eigenen Kindern ist mir da noch einmal bewusst geworden, wie recht Jesus mit seiner Wertschätzung der Kinder hat. Und deshalb freue ich mich auch sehr, dass wir im Moment in unserer Gemeinde eine hohe Nachfrage nach Taufen haben und fast in jedem Gottesdienst (und auch danach) Kinder taufen. Das ist schön! Weiterlesen

Jauchzet, frohlocket?

Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan! (Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, BWV 248)

Zum Jauchzen und Frohlocken ruft uns die erste Kantate des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach auf. In jedem Jahr gehört für mich dieses Bachstück zur Einstimmung in diese besondere Zeit des Advents und der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest einfach dazu. Advent heißt Ankunft. In der ersten Kantate geht es um die Zeit vor Jesu Geburt. Die Christenheit preist seine Ankunft („Jauchzet, frohlocket“) mit Pauken und Trompeten und jubelndem Eingangschor. Doch können wir das so einfach, wenn wir uns am Ende dieses Jahres ansehen, was uns das Jahr 2020 so alles gebracht hat? Weiterlesen

In Seiner guten Hand

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Johannes 16,33)

Ich werde sterben. Nicht sofort, nicht heute. Und trotz der Bedrohung durch das Corona-Virus und der Tatsache, dass ich als Mann über sechzig, mit Schlafapnoe, dabei auch zur Risikogruppe zähle, lebe ich sehr wahrscheinlich noch, wenn Sie diese Zeilen lesen. Trotzdem habe ich Angst.

„In der Welt habt ihr Angst“, sagt Jesus. Ich werde sterben. Unser Leben ist  – auch ohne das Virus – tagtäglich gefährdet. Mir ist das durch die schwere Krebserkrankung meiner Mutter, die daran nach wenigen Monaten mit nur zweiundfünfzig Jahren verstarb, schon früh bewusst geworden. Und ich erlebe es ja oft in meinem Beruf als Pfarrer, wenn ich Menschen begleite, die sich von einem Angehörigen verabschieden müssen. Weiterlesen

Gottes Liebe reich erfahren

Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung. (Philipper 1,9)

Eure Liebe möge mehr und mehr wachsen an Erkenntnis und Erfahrung: Das wünscht der Apostel Paulus in nicht gerade rosiger Lage der Gemeinde in Philippi. Diese erste Gemeinde auf europäischem Boden, die Paulus gegründet hat, lag ihm besonders am Herzen. Denn obwohl der Apostel gerade im Gefängnis sitzt, bittet er in seinen Schwierigkeiten nicht für sich, sondern für das Zunehmen göttlicher Liebe in der Philipper-Gemeinde.

Wenn ich mir unsere Welt heutzutage anschaue, denke ich, dass wir diesen Wunsch des aktuellen Monatsspruchs ebenfalls ganz dringend brauchen. Terror, Gewalt, Hass und Krieg scheinen immer mehr zuzunehmen, die Welt zu beherrschen – und gleichzeitig die Liebe und Fürsorge füreinander abzunehmen. Weiterlesen

Auf den Flügeln der Morgenröte

Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. (Psalm 139,9)

Ich erinnere mich noch daran, wie mein kleiner Sohn am Nordseestrand eine Feder fand, einer Möwe am Himmel hinterher sah und zu mir sagte: „Ich möchte auch fliegen können!“ Ja, Fliegen ist ein alter Traum der Menschheit. Wir können es als Menschen zwar immer noch nicht selbst, wir haben aber die Möglichkeit, in ein Flugzeug zu steigen und in ferne Länder zu fliegen. Diesen Traum haben wir uns wahr gemacht. Seit Beginn der Sommerferien hoben und heben unzählige Flieger vom Boden ab und bringen Sonnenhungrige und Erholungssuchende nach Mallorca, zu den Kanaren, nach Übersee oder an andere weit entfernte Orte.

Der Psalm 139 nimmt diesen Traum vom Fliegen auch auf, und er benutzt weitere Bilder, die unsere Sehnsüchte, aber auch dunkle Erfahrungen und Zweifel, denen wir in unserem Leben begegnen, ausdrücken. Sätze wie: „Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; ich liege oder gehe, so bist du um mich.“ Und wir lesen „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ Aber eben auch: „Wohin soll ich gehen vor deinem Geist? Bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.“ Weiterlesen