Sperriges Kreuz

„Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ So hören wir es dieser Tage, angesichts der gegenwärtigen Erfahrungen von Terror und Krieg. Der brutale Bürgerkrieg in Syrien geht in sein sechstes Jahr – Hunderttausende starben, wurden verwundet, hungern oder sind auf der Flucht. Die Terrormiliz IS wütet barbarisch und trifft uns mitten ins Herz. Die Anschläge in Brüssel zeigen, dass uns die globalen Konflikte direkt betreffen. Unser Herz ist schwer in diesen Tagen angesichts der Toten und Verletzten in Brüssel.

„Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ So war es schon damals, vor 2000 Jahren, als Jesus gekreuzigt wurde. Wieder einmal versuchen wir, dieses Geschehen zu verstehen. Aber das Kreuz der Geschichte ist sperrig – vor allem dann, wenn wir unsere Trauer, unseren Zorn und unsere Fragen in diesen Tagen zulassen. Weiterlesen

Großes Kino

Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. (2. Korinther 4,6+7)

Das ist ganz großes Kino, das uns Paulus hier vor Augen malt! Erste Einstellung: Wir sehen auf die übergroße Leinwand und sehen: nichts. Finsternis, tiefschwarze Nacht, und dann die Stimme: Es werde Licht! Und langsam weicht die Finsternis. Am Horizont ein Schimmer, erst nur ein grauer Streifen, orange, gelb, die Sonne geht auf – majestätisch, kraftvoll, wir müssen schon die Augen abwenden, so gleißend ist das Licht; und die Finsternis weicht. Ein neuer Morgen bricht an. Wie am ersten Schöpfungstag – durch Gottes machtvolles Wort wird das Licht. Schnitt. Weiterlesen

Ecce homo

Als Herr B. ins Seniorenheim einzog, war zuerst kein Einzelzimmer frei. So lebten Herr B. und Herr P. für einige Monate gemeinsam in einem Doppelzimmer. Sie erzählten sich aus ihrem Leben. Menschen aus verschiedenen Welten.

Herr B. war zwölf Jahre alt, als er mit Mutter und Baby-Schwester aus Ostpreußen floh. Vor den Russen. Mit einer Pistole, im Gepäck versteckt – bereit, jeden Russen zu töten, der der Mutter zu nahe käme. Ein Kind voll mörderischem Hass – der ihm zu überleben half, in jener Zeit.

Später – lange nach den schlimmen Zeiten – blieb Herr B. bei seiner Meinung, dass von den Russen nichts Gutes kommen könnte. All die Jahre seines Erwachsenenlebens sah er keine Notwendigkeit, seine Meinung je zu ändern.

Herr P. ist Russe. Im Krieg war er Soldat. Er tötete deutsche Soldaten und wen immer sonst man ihm als Feind aufgebaut hatte. Ein Mann mit mörderischem Hass – auch er überlebte so. Weiterlesen

Warum war das nötig?

Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden. (Jesaja 49,13)

Warum war das nötig? Warum musste Gott sein Volk, die Israeliten, trösten? Was war passiert? Und was hat dieser biblische Spruch mit uns zu tun, mit der Advents- und Weihnachtszeit 2015?

Die Zeiten damals und heute lassen sich kaum vergleichen. Aber genauso wie heute gab es auch früher politische Verwicklungen, Kriege und Ungerechtigkeit. Die eine Volksgruppe bekämpft die andere bis aufs Blut. Regierende und Herrscher weiten ihren Machtbereich aus, mal durch Diplomatie, mal mit gewaltsamen Eroberungen. Genauso wie heute war es die Zivilbevölkerung, das „normale Volk‟, das die politischen Verirrungen auszubaden hatte. Weiterlesen

Gott, wir bitten uns…

Neulich besuchte ich die Konfirmation als Gast in der Christuskirche in Kupferdreh. Es war schön, die Jugendlichen in die Kirche eintreten zu sehen. Es erinnerte mich an meine Konfirmation vor ein paar Jahren im Norden von Deutschland. Damals diskutierten wir viel mit den Teamern und dem Pastor über „das Böse“ in der Welt. Als ich nun in der Kirche saß, brachte mich ein Versprecher eines Konfirmanden ins Grübeln. Weiterlesen

Ohne Erinnerung keine Zukunft

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. (Offenbarung 21,1-5a)

Siebzig Jahre Kriegsende in Deutschland, in Europa – der 8. Mai 1945 ist der Tag der Befreiung. Aus dieser Befreiung leben wir. So tun wir gut daran, uns zu erinnern. Nicht auszudenken, wie Europa, wie die Welt heute aussähe, wenn Deutschland den Krieg gewonnen und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft den Sieg davongetragen hätte. Das wir heute so selbstverständlich in Freiheit leben, ist ganz und gar keine Selbstverständlichkeit. Weiterlesen

‘s ist Krieg! ‘s ist Krieg!

‘s ist Krieg! ‘s ist Krieg! / O Gottes Engel wehre, / Und rede Du darein! / ‘s ist leider Krieg – / und ich begehre / Nicht schuld daran zu sein! (Matthias Claudius)

Diese erste Strophe eines Gedichtes, paradoxerweise geschrieben in kriegsloser Zeit, ist ein flammendes Plädoyer gegen den Krieg, verfasst im Jahr 1778 vom deutschen Lyriker Matthias Claudius. Sein „‘s ist leider Krieg – “ will als Ausdruck echten Kummers verstanden werden, und das vehemente „und ich begehre / Nicht schuld daran zu sein!“ ist eindeutige Stellungnahme gegen den Krieg.
Hundert Jahre nach dem Ersten und siebzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ist dieses Gedicht immer noch aktuell. „‘s ist leider Krieg“, immer noch und immer wieder in vielen Teilen der Welt, auch ganz nahe bei uns, in der Ukraine.
Dagegen setzen wir in unserer Gemeinde die Bitte „O Gottes Engel wehre, / Und rede Du darein!“ – in langer und guter Tradition von Friedensgebeten. Weiterlesen

Frieden ist der Weg

Vor siebzig Jahren lag unsere Welt in Trümmern. Die Alten haben es noch erlebt. Wir Jungen wollen das nicht vergessen.
Mit Schrecken nehmen wir wahr: Im Osten Europas brennt ein heißer Krieg. Im Süden Europas ertrinken Menschen zu Tausenden an den Grenzen unseres Wohlstandes.
Überall in der Welt entwurzeln, verstümmeln und töten Kriege Menschen, auch am 8. Mai 2015. Syrien, Afghanistan, Mali, Nigeria, Kongo… auch mit Waffen aus Deutschland. Und mitten unter uns: die alten Parolen, Fremdenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft.
Wir denken: Das betrifft uns. Das fordert uns heraus. Wir fragen: Wie sind wir verstrickt? Was können wir ändern? Wir appellieren: Lasst uns eine Kultur des Friedens und der Toleranz weiter entwickeln – hier in Essen, in unserem Land und überall. Weiterlesen

Gott lässt sich nicht instrumentalisieren

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? (Römer 8,31)

Dieser Vers aus dem Brief des Apostels Paulus an die frühe christliche Gemeinde in Rom wird in manchen Jahren von meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden gern als Konfirmationsspruch ausgewählt. Wenn man die Jugendlichen nach dem Grund ihrer Wahl befragt, beschreiben sie den Vers als kurze und knackige Zusammenfassung des Handelns Gottes. Gott hat uns erwählt und in diesem Wissen dürfen wir leben.
Mir war dieser Vers in seiner Aussage lange unbehaglich. Er nährte in meinen Augen viel zu oft in der Geschichte ein großes Missverständnis. Nach dem Motto: Gott mit uns – gegen die anderen! Als ob ich mir sicher sein dürfte, egal, was ich täte, Gott ist schon mit mir. Weiterlesen

Wie denken unsere Kinder über Krieg, Gewalt und Terror?

Hassan sagt: Eine liebe Sonne, ein blauer Himmel und ein kleines Kind im Garten – das ist Frieden. Tom meint: Bei uns gab es früher Krieg, aber in anderen Ländern auch heute. Das sieht man im Fernsehen. Eigentlich sind die Männer, die mit ihren Waffen alles kaputt machen, blöd. Lutz sagt einfach: Im Frieden freut man sich. Und Stella weiß: Im Frieden schenkt man sich Kuchen.

Wie denken unsere Kinder über Krieg, Gewalt und Terror? Was sie in diesen Tagen im Fernsehen sehen müssen, beschäftigt sie sehr. Weiterlesen