Vielleicht habe ich ja doch vieles richtig gemacht

Meine Töchter wurden oft von der Tagesmutter aus dem Kindergarten abgeholt.

Ich habe mich vor den Basteleien gedrückt, wo ich nur konnte: Die Martinslaternen und Schultüten habe ich nicht selbst bemalt, geklebt und gefaltet, sondern gekauft. Meine beiden Kinder waren die einzigen, die auf den obligatorischen Erinnerungsfotos keine selbstgemachten Kunstwerke filigraner Papierkunst im Arm halten.

Einmal habe ich mich überwunden, einen Kochnachmittag mit Müttern und Kindern nicht zu schwänzen. Mein Kompott musste entsorgt werden – zuviel von dem Zeugs, das ich vorher hätte entfernen müssen, war mitgekocht worden. Und meine Kuchenspenden zum Kinderfest entstanden stets aus Backmischungen, die ich aus dem Supermarkt mitgebracht hatte. Weiterlesen

Wenn das Glück ins eigene Herz zurückkommt | Über die Kirche und das Glück #3

Auf dem Tisch von Erich Hüsch liegt viel Lesestoff. Dazu gehören Gemeindebriefe und englische Kirchenlieder. Er wohnt im Evangelischen Seniorenzentrum Essen-Frohnhausen, ist 91 Jahre alt und Mitglied der Evangelisch-methodistischen Kirche im Bezirk Mülheim an der Ruhr. Über seine Eltern ist er zur Kirche gekommen und war immer ökumenisch. Er berichtet, dass der Begriff Glück an über 100 Stellen in der Bibel zu finden ist und zitiert aus dem Buch Sirach, aus dem elften Kapitel: „Es kommt alles von Gott, Glück und Unglück, Leben und Tod. Armut und Reichtum.“ Weiterlesen

Gott, ein Glücksbringer | Über die Kirche und das Glück #2

Ich erinnere mich, wie lautstark Menschen in unserer Apostelkirche in Essen-Frohnhausen in einem Konzert das sogenannte Steigerlied „Glück auf, Glück auf“ gesungen haben. Mit diesem Lied identifiziert sich bis heute eine ganze Region, die einst von Kohle und Stahl geprägt war. Der Refrain „Glück auf!“ beschwört das Glück, der Berg möge sich auftun, und den Abbau von Kohle oder Erzen ermöglichen.

„Glück“ galt immer schon als Inbegriff des „guten Lebens“, für den Einzelnen und für das Leben in unterschiedlichen Gesellschaften. Heute wird Glück durchaus treffend mit Lebenssinn und im religiösen Zusammenhang mit heilbringend übersetzt. Dadurch stellt sich die Frage: Passen Gott und Glück zusammen? Und wie kommt Glück überhaupt in der Bibel vor? Weiterlesen

Glück heißt in der Bibel Erlösung | Über die Kirche und das Glück #1

Neulich im Café: Am Nebentisch saß eine junge Mutter mit ihrer 13 Monate alten Amelie. Amelie hatte ein Bilderbuch vor sich, in dem große Früchte abgebildet waren. Und Amelie hatte einen kleinen Löffel in der Hand. Mit dem Löffel berührte sie die Früchte und fütterte dann ihre Mutter damit. Ein wunderbarer Anblick. Die beiden waren offenbar glücklich. Was da vor sich ging, war praktisch gesehen unnütz. Aber: Es war Beziehung stiftend und die Beziehung prägend. Beide waren bei sich und zugleich beieinander. Ihr Handeln war nicht nützlich, aber freundlich, liebevoll und erfüllend.

Lässt sich anhand dieses Beispiel etwas Allgemeines über „Glück“ sagen? Vielleicht dies: Glück ist situativ. Es gibt kein Setting, das Glück garantiert. Was Mutter und Tochter erleben, könnte auch an einem anderen Ort stattfinden, und die Handlung könnte auch völlig anders gedeutet und mit einem „Nun lass mal“ oder „Jetzt nicht!“ belegt werden. Zum Glück gehört offenbar die Öffnung fürs Glück. Weiterlesen