Gut, dass es dich gibt!

So, und nun urteilen Sie über mein Leben: ist es schlecht, so stark zu sein?

Urteilen? Über ein Leben?

Es war ein Geburtstagsbesuch, bei dem mir eine Frau ihre Lebensgeschichte erzählte und auch und vor allem davon sprach, wie sie sich durchkämpfen musste, wie oft sie allein war, als Kind und Jugendliche keine Mutter in der Nähe hatte. Sie sehnte sich nach ihr, aber es half nichts, sie musste sich in den Kriegsjahren und am Ende des Krieges durchkämpfen, wie so viele, bis sie endlich wieder zuhause war.
„Das hat mich stark gemacht – aber manchmal bin ich dann auch sehr ungeduldig, sehr hart, nicht nur mit mir.”
„Und: ich habe nie gebetet, dass Gott mir hilft. Ich wusste: ich bin allein und muss es allein schaffen.” War das jetzt alles falsch? Weiterlesen

Fürbitte anlässlich der Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer

Barmherziger Gott,

Wir klagen vor Dir,
dass am vergangenen Wochenende wieder
hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken sind.
Sie sterben auf der Flucht aus ihrer Heimat –
auf der Suche nach Zuflucht in Europa.
Gib uns ein mitfühlendes Herz, dass wir in tiefer Trauer
Anteil nehmen am Schicksal dieser Menschen.
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Tolle Tage in Thailand

Wenn die Christen im Frühjahr Ostern feiern, gibt es etwa zeitgleich im buddhistischen Thailand drei (oder auch mehr) „tolle Tage“, bei denen man riskiert aus Wasserpistolen bespritzt zu werden, oder gar einen Eiswasserschwall aus einem Eimer abzubekommen, der mit Schwung quer über die Straße geschüttet wird.
Songkran – so heißt dieses Fest. Und was einmal sehr gesittet begonnen hat – dass nämlich zu Songkran öffentlich ausgestellte Buddhafiguren mit Wasser übergossen werden, oder auch ältere Menschen geehrt werden, indem man ihnen zu Songkran Blütenwasser über die Hände gießt – das ist mittlerweile zu einer ausgelassenen Straßenparty geworden, an der sich auch nicht wenige ausländische Touristen hingebungsvoll beteiligen. Weiterlesen

Und Gott wird abwischen alle Tränen

Möge die Straße uns zusammenführen / und der Wind in deinem Rücken sein; / sanft falle Regen auf deine Felder / und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein. / Und bis wir uns wiedersehen, / halte Gott dich fest in seiner Hand. / Und bis wir uns wiedersehen, / halte Gott dich fest in seiner Hand.

Das „Irische Segenslied“ gehört zu den Lieblingsliedern meiner Konfirmanden an der Auferstehungskirche. Vielleicht liegt es daran, dass die Bilder, die hier beschrieben werden, so reichhaltig und ausdrucksstark sind. Sie erinnern an schöne, an lustige, an fröhliche Zeiten im Leben. Es sind Bilder für Menschen, die auseinander gegangen sind: Man hat sich verabschiedet, sich vielleicht noch einmal gesagt, wie schön die Zeit war, die man zusammen hatte, gegessen, getrunken, gelacht und geweint miteinander – und nun ist die Zeit des Abschieds gekommen. Weiterlesen

Der König hat noch einen Zug

„Der König hat noch einen Zug.“ Immer wenn ich meine Bibel morgens in die Hand nehme, lese ich diesen Satz, den ich quer über die erste Seite geschrieben habe – unser Hauskreisleiter und Schachfreund hat ihn vor Jahren einmal so gesagt.

Dieser Satz hat für mich eine unglaubliche Tragkraft. Nur weil ich in einer ausweglos erscheinenden Situation meine, es ginge nicht mehr weiter, heißt das noch lange nicht, dass das auch stimmt. Gott kann eingreifen, wo und wann er will. Er hat immer noch einen Zug, und den kann ich beim besten Willen nicht voraussehen. Weiterlesen

Thomas, der glaubt… und zweifelt

Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand an seine Seite lege, kann ich’s nicht glauben. (Johannes 20,25).

Jesus Christus – auferstanden von den Toten, so bekennen wir die Osterbotschaft im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Und gleichzeitig übersteigt das unser Verstehen. Über den Tod hinaus zu glauben ist alles andere als leicht. Da kann ich fröhlich singen und doch tief zweifeln. Wie Thomas. Der zweifelt. Auch er hat sich den Glauben nicht leicht gemacht. Ihm geht das, was ihm die befreundeten Jünger erzählen, zu schnell und zu glatt. Thomas sagt, dass er nicht an die Auferstehung des Gekreuzigten glauben wird, bevor er nicht die Finger in die Wunde legen kann. Er will es buchstäblich begreifen, mit den Händen spüren. Er macht einen Schritt nach vorn… und wieder zurück. Er vertraut… und misstraut…
Thomas, der Zweifler, ist in uns oft lebendiger als Jesus der Auferstandene. Denn es ist ja unbestreitbar: Man kann, wie Thomas, Jesus nachfolgen, von seinem Geist ergriffen sein, und trotzdem ratlos vor den Ostergeschichten stehen. Weiterlesen

Es ist vollbracht und es ist viel zu tun

Es ist vollbracht. (Johannes 19,30)

Jesus Christus: gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes – so bekennen wir im Apostolischen Glaubensbekenntnis den Sohn Gottes, der in die tiefsten Tiefen hinabgestiegen ist. Ob man sie nun Totenreich oder Hölle nennt: Jesus geht dem menschlichen Leiden auf den Grund, er geht ihm nach bis in den tiefsten Abgrund.
Am Karfreitag werden wir über Jesus mit hineingenommen in Leid, Schmerz, Verzweiflung und entwürdigende Aussichtslosigkeit im Alltagsleben vieler Menschen. Wir brauchen so gesehen keine jenseitige Höllenvorstellung, um zu wissen, dass es sie gibt, die Hölle, hier und jetzt. Dass es sie immer gab, quer durch Kontinente und Kulturen. Es gibt diese Orte, an denen Menschen verzweifelt sind und sich zutiefst verlassen fühlen. Hier mitten unter uns.
Die Hölle heute – sie heißt auch Demenz und Alzheimer. Ich bin mir sicher: zu den an Demenz Erkrankten würde Jesus heute hinabsteigen, um dem Leid der Menschen auf den Grund zu gehen. Weiterlesen

…und mitten im Leben der Tod

Wir sind betroffen, entsetzt und sprachlos. Wir verstehen nicht, wir begreifen nicht. 150 Menschen sind tot, 149 von ihnen mit in den Tod gerissen, weil der Co-Pilot mutmaßlich die Maschine bewusst zum Absturz gebracht hat, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Es ist unfassbar. Zum Entsetzen und zur Betroffenheit kommt die Wut: der Selbstmörder ist zum Mörder von 149 Menschen geworden. Die Hinweise darauf verdichten sich. Unsagbares Leid ist über die Familien und Freunde der Opfer hereingebrochen und ihnen gilt unsere ganze Anteilnahme. Wer kann ihre Verzweiflung ermessen? Worte haben ihre Kraft verloren, noch ehe wir sie sagen. Mitten im Leben der Tod. Weiterlesen

Simon trägt das Kreuz

Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug. (Matthäus 27,32)

Die Soldaten bedrohen beide: Jesus und Simon.
Simon greift nach dem Kreuz.
Er nimmt das Kreuz Jesu.
Er muss es tun.
Die Soldaten zwingen ihn.
Er wird das Kreuz auf dem Weg zur Hinrichtung eine Zeit lang tragen. Weiterlesen