Dieser Beitrag wurde 901 mal aufgerufen

Gott sucht eine Wohnung

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. (Johannes 14,23)

Pfingsten heißt – kurz gesagt: Gott ist auf Wohnungssuche. Und wenn wir Pfingsten den Geburtstag der Kirche und der Gemeinde feiern, dann ist das sein Geburtstagsgeschenk für uns: Gott kommt zu Besuch. Und zwar nicht nur ein bisschen, mal eben auf ein paar Minütchen und ein Tässchen Kaffee. Nein, eher so richtig. Auch für länger. Auch über Nacht.

Damals wie heute ist dieses Wort zu Menschen gesagt, die alles andere als Glaubensheldinnen und Glaubenshelden waren und immer voller Zuversicht durch das Leben gehen konnten. Denn es geschieht, was fast immer geschieht, wenn wir verunsichert sind, wenn wir eher mit gemischten Gefühlen nach vorne sehen, wenn mal wieder viele Fragen unbeantwortet bleiben, wenn wir einmal mehr das Gefühl haben, dass uns Vertrautes und Beständiges aus den Händen gleitet: die Angst kriecht einen an. Erst zögerlich, doch dann umso mehr.

Und die Fragen stellen sich ein, besetzen unsere Gedanken und unser Herz: Was soll nur werden? Verunsicherung allerorten. Damals wie heute.

Und dann kommt Jesus mit seinem Pfingstgeschenk und seinem Wohnungsgesuch. Habt keine Angst. Ich bin da. Gott ist da. Der Geist ist da, um zu trösten, um zu bestärken, um Glauben und Hoffnung wachsen zu lassen, um uns alle miteinander neu auf den Weg zu bringen. Trotz allem und in allem. Nicht nur heute, nicht nur mal eben für ein paar Minütchen und ein Tässchen Kaffee, sondern eher richtig, auch für länger, auch über Nacht.

Aber er kommt nicht mit leeren Händen, sondern er bringt seine Liebe mit, die verändern, ermutigen, bestärken möchte. Uns bleibt zu tun, was sich eigentlich von selbst versteht: diese Liebe miteinander zu teilen. Persönlich, in der Gemeinde und in der weiten Welt. Auch wenn das in diesen Tagen deutlich anders aussieht als wir es gewohnt sind.

Je mehr wir unseren neuen Bewohner in unser Leben lassen, je mehr Raum wir dieser Liebe und der Gemeinschaft geben, umso größer werden die Früchte sein. Für uns persönlich, für die Gemeinde und für die weite Welt.

Unser Gott nimmt Wohnung unter uns, auch für länger, auch über Nacht.

Gott sei Dank, es ist Pfingsten.

Wir beten:

Du, unser Gott,
du kommst und nimmst Wohnung mitten unter uns,
auch in Zeiten, die so ganz anders sind.
Lass uns aus deiner Nähe Mut schöpfen
für heute und für morgen.
Lass uns aus diesem Vertrauen leben,
das uns und anderen Kräfte zuwachsen lassen kann.
Amen.

Jörg Herrmann

Ein Gedanke zu „Gott sucht eine Wohnung

  1. Danke, für die ermutigenden Worte. Corona macht inzwischen, so glaube ich, allen Menschen zu schaffen.

Kommentare sind geschlossen.