Wie verbringen Sie Ihren freien Tag in der Woche, den Sonntag? Wahrscheinlich haben Sie auch – wie wir fast alle – Mosaikstücke des jüdischen Sabbats und des christlichen Sonntags. Fangen wir mit den Bibeltexten an:
2. Mose 20,8ff: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles was darinnen ist und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.“
So steht es in dem Text der Zehn Gebote, der an dieser Stelle etwas ausführlicher formuliert ist. Wir haben im Konfirmandenunterricht mal gelernt: „Du sollst den Feiertag heiligen.“ Interessant ist, dass dieses Recht auf den freien Tag in Israel jeder hatte, natürlich jedes Familienmitglied, aber auch die Sklaven (= Mägde und Knechte) und sogar der Fremdling, der normaler Weise in der damaligen Zeit keine Rechte hatte. Ja, selbst das Vieh hat das Recht einen Ruhetag zu haben. Solch einen Tag der Entspannung braucht jeder.
Martin Luther schreibt in seinem Großen Katechismus, der für Lehrer und Väter bestimmt war, es ganz entsprechend: „Denn die Natur lehrt und fordert das für das einfache Volk, für Knechte und Mägde, die die ganze Woche ihrer Arbeit und ihrem Geschäft nachgegangen sind, dass sie sich auch einen Tag lang zurückziehen, um sich auszuruhen und zu erquicken.“
Wir genießen diesen Tag der Ruhe. Viele schlafen lange, sitzen knüsselig am Frühstückstisch in ihrem Schlafanzug und lassen es mal ganz langsam alles angehen. Entspannung pur. Wenn wir sie einige Zeit mal nicht haben, spüren wir, dass dies unserem Körper und unserem Gemüt nicht gut tut.
Das hebräische Wort saba heißt loslassen. Alle Pflichten und Verpflichtungen, alle Aufgaben und Projekte einfach mal loslassen und liegen lassen. So ist der Sabbat gemeint. Viele Juden haben sogar strenge Regeln zum Sabbat entwickelt. Manche fahren kein Auto, weil in einem alten Text steht, dass man kein Feuer machen soll, und ohne Zündfunke funktioniert ein Motor nicht. Andere kochen kein Essen frisch sondern haben vorgewärmtes Essen usw.
Die Bibel begründet diesen Sabbat mit der Schöpfungsgeschichte. Gott hat an 6 Tagen die Erde geschaffen und ruhte am siebten Tag. Bei einem Wissenschaftler des Alten Testaments habe ich dazu mal eine gute Erklärung gelesen: Stellen Sie sich vor, sie arbeiten im Garten. Sie schaffen viel. Und dann setzten Sie sich auf die Bank, genießen die Ruhe und freuen sich an dem, was sie da in den Stunden zuvor bewerkstelligt haben. So ähnlich ruht Gott auch.
Aber das ist die Geschichte des Sabbats, unserem heutigen Samstag.
Denn am Tag darauf geschah Bedeutendes:
Lukas 24,1: „Am ersten Tag der Woche kamen sie früh zum Grab.“ Die drei Frauen fanden am Sonntagmorgen das Grab Jesu leer. Deshalb wird die Auferstehung Jesu Christi an diesem ersten Tag der Woche gefeiert. Tatsächlich haben wir Texte ganz aus den Anfängen der christlichen Gemeinden, sogar schon in der Apostelgeschichte der Bibel, die zeigen, dass die Christen den freien Tag der Woche vom Sabbat auf den ersten Tag der Woche verlegten und sich an diesem Tag auch gleich zu Gottesdiensten versammelten.
Justin der Märtyrer schreibt um 150 n. Chr. aus Rom: „An dem nach der Sonne benannten Tage findet die Zusammenkunft von allen, die in Städten oder auf dem Lande herum weilen, an einem gemeinsamen Ort statt. Es werden die Aufzeichnungen der Apostel und die Schriften der Propheten vorgelesen, soweit es die Zeit erlaubt. Wenn dann der Vorleser aufgehört hat, hält der Vorsteher eine Ansprache, in der er ermahnt und auffordert, diesen schönen Lehren und Beispielen nachzufolgen.“
Und auch Martin Luther erklärt im Großen Katechismus: „Sodann allermeist deshalb, dass man an einem solchen Ruhetag, weil man sonst nicht dazu kommen kann, Gelegenheit und Zeit hat, um am Gottesdienst teilzunehmen.“
Die Frauen fanden in Jerusalem das Grab leer und Jüngerinnen und Jünger hatten in ihren Heimatdörfern Visionen von dem Auferstandenen. Das führte die Menschen wieder zusammen, sie bildeten Gemeinden und orientierten sich an Jesus Christus. Die Auferstehung war der wichtigste Punkt. Deshalb feierten sie am ersten Tag der Woche ihren freien Tag. Sie sehnten sich nach einer neuen Welt, dem Reich Gottes. Sie erwarteten eine Welt voller Friede und Gerechtigkeit. Sie arbeiteten dafür und freuten sich an allem Fortschritt, an der Natur, an gutem Ergehen, an freundlicher Gemeinschaft. So feiern wir diesen Tag noch heute. In Erwartung einer guten Zukunft genießen wir, was Gott uns davon jetzt schon gibt.
Die Römer benannten die Wochentage ursprünglich nach Planeten. Der erste Tag der Woche hieß dies solis, also Sonnentag. An diesem Tag wurde zuvor der unbesiegbare Sonnengott gefeiert. Das war der Spezialgott des römischen Kaisers, der sich selbst als Gott verehren ließ. Indem die Christen jetzt am Sonntag ihren Gott den Schöpfer und seinen Sohn Jesus Christus feierten, gaben sie ein Glaubensbekenntnis ab. Nicht ein weltlicher Herrscher gibt die Orientierung vor, sondern Jesus Christus ist der Heiland. Das führte zu Konflikten, sogar zur Christenverfolgungen. Aber Kaiser Konstantin hat im Jahr 321 nChr. dann den Sonntag zum gesetzlichen Feiertag gemacht.
Wir haben also Beides, die Entspannung des Sabbats und die Ahnung einer neuen Welt, die zum Sonntag gehört. Manche kriegen beides nicht immer gut auf die Reihe, weil das lange Frühstück dem Gottesdienstbesuch im Wege steht. Aber mit ein bisschen Planung lässt sich das auch hinkriegen. Und manche können sich ja sogar den Luxus erlauben, das lange morgendliche Entspannen vielleicht auf den Samstag legen. Aber das muss jeder selber wissen.
Jetzt steht in unseren Kalendern aber, dass der Montag der erste Tag der Woche ist, anders als in der Bibel. Da hat 1975 die Internationale Organisation für Standardisierung zugeschlagen, und den ersten Tag der Woche zum letzten Tag der Woche gemacht. Und der Deutsche Normenausschuss hat die DIN 1355 erlassen, die diese Veränderung festschrieb. Ich erinnere mich nicht, dass unsere Kirche damals dagegen protestiert hat. Wahrscheinlich haben sie es verpennt. Immerhin hatte die biblische Zählung über 3000 Jahre für Juden und Christen den Sonntag als ersten Tag der Woche festgelegt. Ich meine mal gelesen zu haben, dass die Wirtschaft damals den Montag gerne als ersten Tag der Woche haben wollte, weil man dann leichter die Arbeitswochen des Jahres durchzählen konnte.
Aber das Leben besteht eben nicht nur aus Arbeit.
Ich wünsche Ihnen schöne Sonntage!
Lothar Lachner
Danke Herr Lachner,
ja der Sonntag ist für mich der 1.Tag der Woche.Mein Sohn lebt in Israel
und darum ist der Sabbat der freie Tag!
Sie haben ihn im Jahre 1979 getauft und sein Weg führte ihn ins Weizmann-Institut
nach Rechovot.
Durch Himmelrauschen ,das ich mit Freude immer lese , nehme ich die Gelegenheit wahr,ihnen kurz zu schreiben,mit freundlichen Grüßen Roswitha Freche