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Wegzehrung, Ermutigung, Hoffnung zum Anfassen

Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! (1. Johannes 3,1)

Neulich fragte in einer Talkshow der Gastgeber zwei seiner Gäste, wie wichtig ihnen denn der christliche Aspekt des Weihnachtsfestes sei. Die Antworten fielen entsprechend aus: Weihnachten – ja sicher. Christlicher Aspekt – eher weniger. Doch bevor wir uns nun in christlicher Schnappatmung verlieren, sollten wir einen Moment innehalten. Hat denn unser Talkmaster wirklich so Unrecht? Trifft er nicht genau den Nerv der Zeit? Denn Weihnachten scheint auch ganz prima ohne den christlichen Aspekt zu funktionieren.

Da genügt ein kurzer Blick in unsere Welt. Und was ist nun mit dem christlichen Aspekt? Nun, daran erinnert uns unser Bibelwort. Und das tut es eindringlich, werbend, einladend, ein Weihnachtsgeschenk, in das man sich buchstäblich fallen lassen kann: Gottes weit geöffnete Hände.

Wir sind Gottes Kinder. Punkt.

Es ist ein wahrhaft weihnachtliches Wort, das uns hier begegnet. Das entscheidende Schlüsselwort ist die Liebe. Sie stellt alles in ein anderes Licht – und damit eben auch in den Schatten. Gott schenkt seine Liebe – und das ist mehr als nur ein frommer Wunsch, der zu manch blumenreichen Vertröstungen Anlass gäbe. Sondern er hat es bereits getan. Unübersehbar. Unüberhörbar. Und das ist – weiß Gott – mehr als bloße Gefühlsduselei.

Liebe ist biblisch, sich uneingeschränkt auf den anderen einlassen zu können. Aufeinander zuzugehen, füreinander einzustehen und miteinander dieses Geschenk der Liebe zu teilen. Liebe kann und will nicht bei sich bleiben. Sie nimmt sofort auch die andere und den anderen in den Blick. Um dann um ihretwillen und um seinetwillen in die Hand und unter die Füße zu nehmen, was getan und gesagt werden muss. Miteinander und füreinander. Zum Segen für diese Welt. Gott selbst steht dafür ein. Und das ist Weihnachten.

Wer an Weihnachten das Sehen und das Hoffen neu gelernt hat, der will es auch weitergeben und mit anderen teilen. Darauf liegt Segen. Das macht Weihnachten zu dem, was es ist oder zumindest sein möchte.

Ohne diesen christlichen Aspekt wird Weihnachten wohl im besten Fall ein gelungenes Fest. So aber ist es Wegzehrung, Ermutigung, Hoffnung zum Anfassen. Lassen wir uns auf die Liebe Gottes ein, kann Neues beginnen und wachsen. Mitten unter uns. Für Dich und für mich. Für die ganze Welt. Und auch für morgen und übermorgen. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

Wir beten:

Dunkel war es, als du, unser Gott, in diese Welt und in unser Leben gekommen bist. Lass dein Licht der Weihnacht leuchten für alle Menschen, die sich nach Heimat und Gemeinschaft, nach Trost und Geborgenheit, nach Freiheit und Frieden sehnen – und darauf vertrauen, dass sich deine Verheißung erfüllt in allen Häusern, an allen Orten, in allen Ländern. Amen.

Jörg Herrmann