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Aus dem Abschied wird ein Neuanfang

Jesus führte sie aus der Stadt hinaus bis nach Betanien. Dann hob er die Hände und segnete sie. Und dann, während er sie segnete, entfernte er sich von ihnen und wurde zum Himmel emporgehoben. Sie warfen sich vor ihm auf die Knie. Dann kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück. (Lukas 24,50-53)

Mit dieser Geschichte beendet Lukas sein Evangelium. Es ist offenbar auch das Ende der Geschichte Jesu hier auf Erden. Doch es liegt etwas in der Luft. Viel mehr als nur ein Abschied. Eine Hoffnung – nicht erklärbar und doch deutlich zu spüren.

Das hat schon mit dem Ort zu tun, an den Jesus sie geführt hat: Betanien Hier lebte der Freund Lazarus und hier starb er auch. Bis Jesus kam und alles Dagewesene auf den Kopf stellte. Aus dem Abschied war ein Neuanfang geworden. Im Namen Gottes fand Lazarus zurück ins Leben.

Und nun stehen sie also wieder an diesem Ort. Und hier hebt Jesus die Hände und segnet sie. Berührt sie bis tief in ihr Herz hinein. Plötzlich haben sie auch hier wieder das Gefühl, das ist kein Abschied, das ist mehr ein Neuanfang.

Denn sie sind nun gesegnet durch ihn – für alle Zeit. Und eine besondere Kraft scheint ihnen zugewachsen zu sein, eine Hoffnung, die stärkt und Mut verleiht. Sie spüren jetzt auch die Liebe und Wärme Jesu in sich. Und so machen sie sich, obwohl sie doch den Freund leibhaftig verloren haben, voller Freude auf den Weg zurück nach Jerusalem. Ihr Blick ist nach vorne gerichtet und nicht zurück und geht auch nicht gen Himmel, denn sie wollen so schnell wie möglich weitererzählen, was geschehen ist:

Plötzlich hat sich der Himmel geöffnet und zugleich auch ihre Herzen und sie glauben fest: „Jesus ist für immer bei uns, auch wenn wir ihn nicht mehr sehen können!“

Dass plötzlich etwas passiert, das uns stärkt und ermutigt, danach sehnen wir uns so sehr. Dass immer mehr Menschen geimpft werden und dass die Inzidenzzahlen endlich sinken und auch unten bleiben. Welch eine Freiheit kann sich dann endlich wieder Bahn brechen.

Und bis es so weit ist, und solange wir noch durchhalten und warten müssen, wünsche ich uns diese Kraft, diese Wärme und Liebe, die die Jünger*innen plötzlich in sich spüren konnten, und mit der Gott auch uns bis heute täglich neu beschenkt.

Sein Segen, der immer noch unter uns wirkt. Sein Geist, der uns tröstet und uns immer wieder auch zu Einsicht und Verantwortung rufen möchte.

Gerade in dieser Zeit sollte auch unser Blick immer wieder nach vorne gerichtet sein – zu denen, die unsere Solidarität und Unterstützung brauchen.

Gerade in dieser Zeit sollten wir Gottes Segen teilen und von seiner Liebe, die allen gilt, erzählen, so wie es die Jünger*innen damals getan haben.

Gerade heute wünsche ich uns, dass wir spüren: es kann plötzlich etwas passieren, etwas, das uns guttut, und Gott ist dabei und freut sich mit uns!

Wir beten:

Du Gott, bist uns immer nah. Du kennst uns und sorgst für uns. Du weißt, wonach wir uns sehnen und was uns Sorgen bereitet. Sei bei den Menschen, die ganz besonders unter der Pandemie leiden, schenke Hoffnung und Heilung. Sei bei allen Menschen, die unter Krieg und Gewalt leiden, schenke Frieden und Heilung. Sei bei Deiner Schöpfung, die unter den Folgen des Klimawandels leidet, schenke Heilung und verantwortliches Handeln aller Verantwortlichen und auch von selbst. Amen.

Sabine Grüneklee-Herrmann