Dieser Beitrag wurde 560 mal aufgerufen

Beten ist Beziehungspflege

Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung! Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin, auf dass ich es so offenbar mache, wie ich es soll. (Kolosser 4,2-4)

„Beharrlichkeit, die. Substantiv, feminin, Synonyme: Ausdauer, Hartnäckigkeit, standhaft“. Das finden Sie, wenn Sie im Duden unter „Beharrlichkeit“ nachschlagen. Um beharrlich bei der Sache zu bleiben, muss man daran Interesse haben. Man kann aber auch in Dingen beharrlich sein, die uns eigentlich nicht besonders gefallen: Diät halten zum Beispiel, also beharrlich allen leckeren Versuchungen widerstehen. Beharrlichkeit hat aber immer einen bestimmten Antrieb: ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Paulus ist es wichtig, dass man beharrlich im Gebet ist. Das schreibt er in seinem Brief an die Kolosser. Aber wenn wir jetzt mal darüber nachdenken: was versteht man eigentlich in diesem Fall darunter? Tägliches Beten? Stündliches Beten?

Beten, das ist irgendwie eine ganz persönliche Sache. Selten kommt es vor, dass jemand fragt, ob und wenn ja, wie oft man eigentlich betet. Das scheint etwas sehr Privates zu sein. Und offenbar hat auch jeder eine eigene Vorstellung vom Beten. Fragen Sie einen gläubigen Muslim, so wird er Ihnen antworten, dass er mindestens dreimal täglich Richtung Mekka beten muss. Uns Christen ist das selbst überlassen.

Trotzdem gibt es auch Situationen, in denen wir glauben, dass unsere Gebete ins Leere gehen. Wir bitten Gott inständig um etwas, aber es folgt keine Antwort. Keine direkte Antwort zu bekommen, das ist oft schwer zu ertragen.

Allzu oft aber missbrauchen wir das Gebet auch als „Wunschbrunnen“. Dabei lassen wir außer Acht, dass ein Gebet nicht unser Handeln ersetzen kann. Gott bietet sich uns als Zuhörer an. Gewissermaßen ist er in diesem Moment des Gesprächs unser Therapeut. Er hört sich alles schweigend an, lässt uns erzählen, damit wir selbst zu einer Lösung gelangen. Es ist wie in dem Witz, in dem ein Mann Gott immer wieder darum bittet, ihn im Lotto gewinnen zu lassen. „Gott, bitte mach, dass ich im Lotto gewinne!“ Das betet er immer und immer wieder. Und irgendwann antwortet Gott ihm: „Guter Mann, gib mir eine Chance, gib endlich einen Lottoschein ab!“

Was hier recht flapsig dargestellt wird, trifft genau den Kern: Gott ist da. Gott hört zu und lässt uns nicht allein. Aber er lässt sich nicht als Wunscherfüller missbrauchen. Vielmehr macht er uns handlungs- und sprachfähig. Die Antwort, die wir oft so gerne direkt auf Fragen und Bitten bekommen würden, liegt nämlich ganz oft in uns selbst. Beten ist aber auch Beziehungspflege zu Gott, denn Gottes Beziehung zu uns bleibt bestehen. Gott bleibt also, nennen wir es so, gesprächsbereit.

Nutzen wir doch diese Chance, dass uns zugehört wird. In Kontakt sein zu Gott heißt nicht nur, dass man stets freundliche und einvernehmliche Gespräche führt, sondern sich auch mal ordentlich zofft, anschreit und sich gegenseitig anklagt. Auch das gibt es im Gebet. Schauen wir uns nur die Psalmen an! Wie oft machen sich Menschen dort Luft und klagen?

Was ist nun diese „Beharrlichkeit im Gebet“? Es ist nicht der Zwang, besonders häufig zu beten. Es ist vielmehr der beharrliche Kontakt, den wir zu Gott suchen und den Gott zu uns hält. Eine beständige Beziehung, die wir durch unser Gespräch mit ihm stärken. Und es ist seine beständige Beziehung zu uns, durch sein Dasein.

Wir beten:

Guter Gott, wir wollen in Kontakt mit dir bleiben. Lass uns niemals vergessen, dass wir uns immer an dich wenden können und dass du ein guter Zuhörer bist. Lass uns in unseren Gebeten nicht nur an unsere Sorgen und Wünsche denken, sondern auch nicht die Menschen vergessen, die gerade selbst vielleicht zu schwach sind, ihre Gebete an dich zu richten. Amen.

Rebecca Lackmann