Gibt es sie noch, die Radfahrenden, die mit einem kabelgebundenen Tacho unterwegs sind? Diese Geschwindigkeitsmesser, die mit einem Speichenmagneten jede Radumdrehung gemessen haben – das waren noch Zeiten…
Gefühlt fährt mittlerweile jeder von uns mit einem GPS unterstützten Radcomputer herum. Die Geschwindigkeit, die bezwungenen Höhenmeter werden per Satellit bestimmt und der Standpunkt fast auf dem Meter genau auf einer digitalen Karte dargestellt. Auch die Routenplanung hat sich mit dem modernen Helfer geändert. So bringen manche Geräte den Radler sogar wieder zurück zum Startpunkt. Alles Dinge, die wir bestimmt nicht mehr missen wollen und gerade jetzt, zur Zeit der Aktion Stadtradeln, vielleicht sogar intensiv nutzen.
Aber wehe, das Dingen muckt – sei es technisch oder aufgrund einer fehlenden Verbindung zu den Satelliten…
Irgendwo in Gottes Natur und Schöpfung zu stehen, ohne einen blassen Schimmer vom ungefähren Standort zu haben, kann einem schon den Puls in die Höhe treiben lassen. Es gibt aber auch solche unter uns, die sich dann locker Freestyle nach Hause durchschlagen. Nach dem Motto: Irgendwann komme ich schon zuhause an! Ein anderer geht vielleicht immer auf Nummer sicher und hat eine analoge Radkarte mit dabei und kann sich in so einem Fall noch nach Hause navigieren.
Bezogen auf meinem Glauben kann ich offen sagen, dass auch ich schon mal die Verbindung „nach oben“ verloren habe. Das war dann allerdings mein Fehler, denn der göttliche Satellit war mit Sicherheit über mir. Und vielleicht bin ich dann auch mal falsch abgebogen und in eine ganz andere Richtung gefahren. Und bestimmt habe ich mir dabei gedacht: „Das habe ich mir aber anders vorgestellt, das war so nicht geplant.“
Zwei die sich auch alles ganz anders vorgestellt hatten und meinten, dass ihr leitender Satellit sogar abgestürzt war, wanderten elf Kilometer ins Dorf Emmaus. Enttäuscht und relativ orientierungslos, weil die Tour des Lebens anscheinend krachend endete. Aus der Geschichte wissen wir, dass Jesus sie bis zum Abend begleitete und nicht nur ihre Akkus wieder auflud, sondern auch die wichtige Verbindung nach oben erneut aktivierte.
Ich möchte uns ermutigen, stets sensibel für die Nähe Gottes zu sein. Ihn beim Rad fahren in seiner Schöpfung zu erkennen. Mit ihm zu sprechen, die Kommunikation in Gedanken und im gesprochenen Gebet aufrecht zu halten. Dem Heiligen Geist in uns Raum und Ruhe zu geben, damit er uns die Richtung ansagen kann. Gott kann mir auch in meinem Nächsten begegnen (siehe Emmaus-Jünger) – bin ich da empfänglich und sensibel?
Dies alles sind keine Garantien dafür, dass unsere Tour des Lebens vielleicht doch mal eine kleine Panne oder Zwischenstopp bereithält, aber sie helfen vielleicht, nicht ganz orientierungslos im Niemandsland zu stehen.
Holger Zepper