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Et weed widder besser

Herr, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit… Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen… Du stellst meine Füße auf weiten Raum. (Aus Psalm 31)

Wäre alles beim Alten, dann säßen am Sonntag wie in den vergangenen Jahren Eisbären, Indianer, Dinosaurier und Prinzessinnen friedlich nebeneinander in den Bänken der Reformationskirche. Wäre alles beim Alten… Es gibt wahrlich viel zu hoffen, zu erwarten, zu träumen in dieser Zeit und in diesen Tagen. Umso besser, wenn wir auch karnevalistisch daran erinnert werden, was wir alle herbeisehnen.

Et weed widder besser.

So heißt das aktuelle Lied von ‚Köbes Underground‘, der Band der Kölner Stunksitzung, die uns auf die Zeit nach der Pandemie einschwört. Im Refrain heißt es dann:

Abstand halten, Lüften und Teststrategie sind dann ejaal
Singen, Schunkeln, Bützen und Funkemarie widder normaal
Et weed widder besser.

Hoffnungsschimmer, die brauchen wir so nötig wie kaum etwas anderes. Auch das merken und spüren wir in diesen Zeiten. Es tut eben schlicht und einfach gut, wenn man sich an etwas aufrichten kann, wenn ein Ende dessen abzusehen ist, was mir im Augenblick so zu schaffen macht.

Et weed widder besser.

Wir werden noch Geduld brauchen, so viel steht fest. Der Rest ist – zumindest terminlich – offen. Wie kommen wir also durch diese Zeit, bis es dann endlich wieder besser wird? Der Beter des 31. Psalms hat da eine klare und einfache Antwort: Einfach mit Gott im Gespräch bleiben.

Als hätte der Psalmbeter gewusst, wie es uns ums Herz ist. Als hätte er davon gewusst, was Social Distancing so alles mit einem anstellen kann. Als hätte er gewusst, was das für eine seltsame Mischung ist zwischen der Angst vor dieser Krankheit und der Sehnsucht nach dem, was wir Normalität nennen.

Et weed widder besser.

Und so stellt er uns Gott an die Seite. Nicht irgendwo, in unzugänglichen himmlischen Gefilden, sondern gleich hier mitten in diese Welt, dort wo wir leben, dort wo wir hoffen, wo wir uns gedulden, wo wir Angst und Sorgen haben, wo uns die normal geglaubte Nähe der anderen so fehlt.

Man muss es einfach wagen, dieses Vertrauen, dieses Zutrauen in diesen Gott, der mir ganz persönlich sein Ohr zuneigt, der zuhört, der sich zu Herzen nimmt, was mir auf dem Herzen ist.

Gott an meiner, an deiner Seite. Er wird sein Ohr zu uns neigen. Und er wird verstehen. Und er wird führen und leiten. Was auch immer geschieht, er wird an unserer Seite sein. Heute und ganz gewiss auch morgen noch. Seine ausgestreckte Hand ergreifen und sich begleitet wissen und fühlen können – weiß Gott – ein Anfang.

Und so lädt uns unser Psalmbeter ein, aus diesem Vertrauen zu leben, das uns heil ins Morgen tragen kann. In diesem Sinne und in Gottes Namen:

Et weed widder besser.

Wir beten:

Du, Gott, stellst unsere Füße auf weiten Raum. Genug Raum für unsere Hoffnungen, unsere Sorgen, unsere Ungeduld in diesen schwierigen Zeiten. Leite und begleite uns durch diese Zeit. Sei an unserer Seite, um uns zu ermutigen und zu bestärken. Hab Dank für deine Treue und Verlässlichkeit an jedem neuen Tag. Amen.

Jörg Herrmann