Dann sprach Gott: ‚Die Erde soll Leben hervorbringen: alle Arten von Vieh und wilden Tieren und alles, was auf der Erde kriecht.‘ So geschah es. (1. Mose 1,24)
Der Gott der Menschen ist auch der Gott der Tiere, heißt es in einem Lied. Gott hat die Tiere lieb und hält sie in seiner Hand. So steht es auch in der Bibel. Sie beginnt damit, wie Gott die Welt erschaffen hat. Der vierte Schöpfungstag war vorüber und dann geht es weiter.
Dann sprach Gott: ‚Das Wasser soll von Leben wimmeln, und in der Luft sollen Vögel fliegen!‘ … Und Gott sah das alles an: Es war gut. Und Gott segnete seine Geschöpfe und sagte: ‚Seid fruchtbar, vermehrt euch und füllt die Meere, und ihr Vögel, vermehrt euch auf der Erde!‘ … Dann sprach Gott: ‚Die Erde soll Leben hervorbringen: alle Arten von Vieh und wilden Tieren und alles, was auf der Erde kriecht.‘ So geschah es.
Erst danach, so heißt es weiter, schuf Gott den Menschen.
Natürlich ist dieser Bericht über die Entstehung unserer Erde kein wissenschaftlicher. Und er will es vermutlich auch gar nicht sein; darum muss man ihm auch nicht unsere heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse entgegensetzen. Wichtig ist die Glaubensaussage der Menschen, die den Schöpfungsbericht aufgeschrieben haben: Alles Lebendige kommt von Gott, wird von Gott begleitet und sogar auch gesegnet. Und zwar die Tiere zuerst und dann erst der Mensch!
Der Mensch bekommt nun allerdings einen besonderen Auftrag, denn so heißt es in Vers 28 weiter: Ich setze euch über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und alle Tiere, die auf der Erde leben, und vertraue sie eurer Fürsorge an.
Das ist schon ein starker Satz, finde ich. Da steht nichts davon, dass wir die Tiere ausbeuten und quälen dürfen. Nein, ganz im Gegenteil, wir sind verantwortlich für sie, sollen für sie sorgen. Und zwar nicht, weil uns die Tiere nutzen oder weil wir sie brauchen. Sondern, weil die Tiere für sich kostbar und einzigartig sind. Jedes einzelne, egal wie groß, wie klein es ist.
Egal ob wir es hässlich finden, egal ob wir meinen, dass ein Tier wichtig für uns Menschen oder die Welt ist oder nicht. Manchmal werde ich gefragt: Wofür sind denn die Fliegen da? Oder die Mücken, die ärgern uns doch nur! Sie sind da, weil es sie gibt. Und es steht uns Menschen nicht zu, darüber zu urteilen, ob das einen Sinn hat.
Jedes Tier ist wichtig, weil Gott es liebhat. So, wie natürlich auch jeder Mensch, jedes Lebewesen kostbar und einmalig ist. Albert Schweitzer, der berühmte Arzt und Theologe, hat den Begriff der Ehrfurcht vor dem Leben geprägt.
Lassen Sie, lasst uns hier in Rüttenscheid und an allen Orten versuchen, verantwortungsvoll und vorsichtig zu leben. Lasst uns ehrfürchtig und achtsam sein im Umgang mit allem Leben, auf das wir treffen, allen Lebewesen gegenüber, denen wir begegnen.
Das gilt natürlich anderen Menschen gegenüber. Denn auch das Leid, das Menschen anderen Menschen antun, ist unsagbar groß. Der Krieg in der Ukraine, in dem auch unzählige Tiere leiden, ist leider nur ein trauriges Beispiel.
Und trotzdem sollten wir darüber das Leiden unserer übrigen Mitgeschöpfe nicht vergessen. Wir alle haben Verantwortung füreinander, für Menschen und Tiere und Pflanzen – denn wir sind alle Gottes geliebte Kinder.
Wir beten:
Gott, wir bitten für alle Tiere, für unsere Haustiere genauso wie für die Nutztiere, die Insekten, Tiere in den Zoos und in Freiheit, dass die Menschen endlich aufhören, ihnen Leid zuzufügen, und stattdessen ihre Verantwortung wahrnehmen – um dafür zu sorgen, dass Tiere ohne Qualen Leben können.
Wir bitten für unsere Welt, dass sich auch unsere Kinder und Enkel an ihrer Schönheit erfreuen dürfen.
Wir bitten für jede Blume und jeden Baum, für jedes Wasser und jedes Stückchen Land, dass sie die Kraft haben werden, trotz des Klimawandel zu überleben.
Wir bitten für uns: schenke uns viel Fantasie und auch Mut, uns entsprechend unseren Möglichkeiten für unsere Mitmenschen einzusetzen und für unsere Mitgeschöpfe ebenso. Denn wir sind gefragt. Es ist unsere Verantwortung! Amen.
Sabine Grüneklee-Herrmann