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Weihnachten bedeutet, sich mutig auf den Weg zu machen

Alle waren sie unterwegs – alle Jahre wieder eine Zeit im Ausnahmezustand, mit dem Ziel, dass es stimmungsvoll, gemütlich, besinnlich sein sollte. Wohin sind wir auf dem Weg? Es war klar, es würde nicht so sein wie immer. Nicht: „Alle Jahre wieder!“ Die vergangenen Monate und auch das, was uns in Corona-Zeiten zukünftig erwartet, machen deutlich: es ist alles anders und es wird zukünftig alles anders sein.

Die Weihnachtszeit ohne gesellige Weihnachtsbäckerei, Familien-Freund*innentreffen,  Weihnachtsmarktseligkeit. Kein Weihnachten in großer, geselliger Runde mit vielen Geschenken – die persönlich an so viele liebe Menschen nicht überreicht werden konnten… Kirche voll besetzt an Heiligabend – den Weg könnt ihr euch sparen! Gibt es nicht! Volltönendes „O du fröhliche …“ „Stille Nacht“ gibt es dort nicht! Es war nicht mehr so, wie es immer war… Was bleibt von Weihnachten, wenn sich alle Seligkeit, aller heiliger Schauer nicht wie sonst einstellen, weil es nicht so ist wie bisher?

Maria und Josef. „Wir müssen aufbrechen, uns auf den Weg machen.“ Das Kind. Es wurde geboren. Gottes Heil! Heilmachen, Heil bringen, mit Heil ausfüllen, heilen. Die Engel. Auf den Weg gemacht.  Ihre Botschaft: „Fürchtet euch nicht! Der Retter ist geboren. Macht euch auf den Weg zu ihm! Brecht auf!“ Die Hirten. „Wir wollen uns auf den Weg machen, um das Kind zu sehen.“ Die Könige. Lassen sich auf den Weg  bringen, um das Kind des Heils zu finden. „Ein Stern hat uns den weiten Weg gewiesen.“

Alle sind sie unterwegs. „Geht – Ihr werdet Gottes Heil finden!“ Jetzt kommt es darauf an: Aufbrechen, Neues wagen, ausprobieren – ohne zu wissen, was kommt, wie es wird…

Sie wussten nicht, was sie erwartet, sind aufgebrochen aus ihrem gewohnten Leben, stehen so an der Krippe, wie sie sind: Ich bin da, so wie ich bin. Sie sind einfach da: Ich kann der sein, der ich bin, ich kann die sein, die ich bin – ich kann das alles weglassen, was ich da selber an Erwartungen aufgebaut habe. Ich komme mit leeren Händen zu Gott. Nicht ich bringe Geschenke, ich werde beschenkt!

Ich sehe weg von mir. Nicht mehr auf mich und meine Leistungen oder mein Versagen schauen. Ich wage es, auf das zu hören, was Weihnachten bedeutet: Gottes Botschaft in dem Kind Jesus: Ich freue mich, dass du da bist. Und jetzt komm näher, damit dich mein Licht erreicht und es hell und warm wird in dir.  Du wirst gar nicht mehr fragen, was da vorher alles war, du wirst nur noch spüren, wie gut dir mein Licht und meine Liebe tun – und deine Seele kommt zur Ruhe und alles andere in deinem Leben wird zweitrangig. Mehr braucht es nicht zu einem guten Weihnachten? Nein, mehr nicht!

Wir sind zwar nicht auf dem Weg nach Bethlehem. Und doch: Wir sind auch zukünftig auf dem Weg – zwangsläufig! Corona hat viel verändert: Regeln für den Umgang miteinander, Maskenpflicht, Schutzkonzepte, Kurzarbeit, keine Planbarkeit von Veranstaltungen, Feierlichkeiten und Gottesdiensten, finanzielle Einbußen, weniger personelle Ressourcen…

Umzug, Aufbruch, sich auf den Weg machen? „Fürchtet Euch nicht! Geht!“ verkünden die Engel.

Was erwarten wir von Gott in Jesus Christus? Erwarten wir von ihm, dass er uns hilft? Er könnte es. Erwarten wir, dass er uns rettet? Er könnte uns retten, jeden von uns. Erwarten wir, dass er uns heilt? Er könnte heilen, was bei uns zerstört und kaputt ist. Könnte er uns unsere Angst vor den Auswirkungen der Corona-Pandemie nehmen? Er wird mit uns durch unsere Angst hindurchgehen und sie mittragen.

Geben wir ihm doch die Chance. Brechen wir auf zu neuem Vertrauen. Bewahren wir uns doch wenigstens unsere Erwartungen an ihn, Gott, der in Jesus das Heil der Welt ist. Und was ist, wenn Weihnachten nun vorbei ist – und noch nichts passiert? Von Maria hören wir: „Ich werde das Gesagte nie vergessen und immer in meinem Herzen behalten.“ Die Botschaft von Weihnachten macht Mut – zum Aufbruch! „Fürchtet Euch nicht!“ Geht – ihr werdet Gottes Heil finden.

Gudrun Wessling-Hunder