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Was uns trägt

Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht. (2. Mose 19,1-6)

„Was ist das nur für eine verrückte Zeit – da komme ich nicht mehr mit.“ Wie oft haben wir diese Worte in den letzten Wochen und Monaten gesagt oder wie oft haben wir uns ebenso gefühlt? Verrückte Zeiten – die erleben wir immer wieder. Corona ist da nur das Sahnehäubchen. Allerdings ein gewaltiges und ein besonderes – das ist wohl wahr.

Das Problem ist und bleibt die Ungewissheit, dieses Gefühl, nicht zu wissen, wohin das Ganze läuft. Das Ende scheint offen. Das macht Sorgen und lässt zweifeln. Aber auch das alles ist nicht neu, sondern begleitet die Menschheit von allem Anfang an.

Die Geschichte Gottes mit uns Menschen scheint immer wieder auch an diesem Punkt zu stehen. Schon dem Volk Israel erging es mehr als einmal ebenso. Die Zeit war eine andere, die Umstände auch – keine Frage. Aber die Ungewissheit, die Gefühle, die Sorgen – all das ist uns alles nur zu bekannt. Hoffnung, ja, das wäre es jetzt. Aber eine Hoffnung, die einen Anhalt hat mitten in dieser Welt. Keine Seifenblase, sondern Halt und Ermutigung.

Der christliche Glaube ist auch immer der Versuch, in allem, was um uns herum und mit uns geschieht, sich zu erinnern an das, was trägt, was hält, was Mut und Hoffnung macht. Sich gemeinsam daran zu erinnern, dass unser Gott auch in dieser ach so verrückten Zeit noch an unserer Seite ist. Und dass er Entwicklungen, Aufbrüche und Neuanfänge begleiten möchte. Verlässlich. Menschlich. Unwiderstehlich.

Was Gott in unserem Bibelwort Mose zu sagen hat, klingt wie eine werbende Einladung:

Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht.

„Ihr habt doch schon erfahren, wie ich euch begleitet und getragen habe! Das ist auch jetzt nicht anders. Gerade jetzt möchte ich euch nahe sein. Auch wenn ihr das Gefühl habt, auf euch alleine gestellt zu sein. Besonders dann.“

Wie in diesem wunderbaren Bild, dass Gott wie ein Adler ist, der seine Jungen trägt. Ein Bild voller Fürsorge und Geborgenheit. Das möchte auch uns durch diese ach so verrückten Zeiten begleiten und tragen.

In der jüdischen Tradition gibt es verschiedene Deutungsversuche dieses Bildes. Von dem Behüten der Jungen bis zur liebevollen Anleitung, dass diese selbst fliegen lernen sollen, findet sich auch folgender Hinweis, in dem Gott erklärt, warum er das alles getan hat:

Ich hatte Sorge, dass ihr wunde Füße bekämt, deshalb habe ich euch auf Adlers Flügeln getragen.

Ein wunderbares Wort: der vorausschauende Gott nimmt in die Hand, was uns heute und morgen zugutekommt. Wir können uns das zu Herzen gehen lassen – vor allem, wenn wir einmal mehr das Gefühl haben, dass es verrückte Zeiten sind, in denen wir leben.

Wir beten:

Wir sind unterwegs durch die Zeit, Gott. Jede und jeder mit einer eigenen Geschichte, auf verschiedenen Wegen, mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten – doch auf ein Ziel hin. Sei du bei uns. Führe, begleite und bewahre uns. Trage uns durch die Zeit. Lass uns daraus leben und es weitergeben an alle Welt. Amen.

Jörg Herrmann

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