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Eigentlich ganz einfach – und doch so schwer

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was Gott, der Herr, von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha 6,8)

Der Prophet Micha spricht das aus, was ich eigentlich weiß. Das, was mir als Christin klar sein müsste: Du weißt, was du tun sollst. Du bist Gottes geliebtes Kind. Er liebt dich, so wie du bist. Dessen kannst du gewiss sein. Du wirst geliebt. Immer und überall. Das macht dich frei und gibt dir Kraft: Gib seine Liebe weiter.

Liebe üben. Klingt ganz einfach, ist aber so schwer: Gottes Wort halten, immer und überall. Seine Gebote als ständige Richtschnur nehmen. Die Verantwortung, die Gott uns vor die Füße legt, übernehmen und dann nach besten Wissen und Gewissen, mit Glauben und Gottvertrauen das Leben gestalten.

Noch schwieriger ist es, das Urteil über die Taten anderer Menschen Gott zu überlassen. Nicht selbst zu richten. Demütig sein vor deinem Gott – verlass dich ganz auf ihn. Gib ihm die letzte Entscheidung, denke nicht, dass du alles alleine regeln muss. Gott sorgt für dich.

Wenn ich diese Verse lese, dann sehe ich vor meinen Augen große Vorbilder: Dietrich Bonhoeffer, der selbst im Angesicht des Todes nicht verzweifelte, sondern daran festhielt, dass die Gemeinschaft aller Christen trotz allem die Welt verwandeln kann. Oder auch Desmond Tutu, der Vergebung trotz Apartheid predigte und auch damit den Weg für die Versöhnung in Südafrika freimachte.

An diese Verse muss ich momentan auch oftmals denken, wenn ich die Diskussionen um die vermeintliche Einschränkung unserer Freiheit höre. Es geht darum, meine Mitmenschen und auch mich zu schützen. Ängste ernst zu nehmen, damit sich niemand ausgeschlossen fühlt, damit niemand gefährdet wird. Auch das gehört für mich dazu, wenn ich Liebe üben will.

Wir treffen jeden Tag auf Probleme, die wir lösen müssen. Nutzen wir dazu den Verstand, den uns Gott gegeben hat. Und ansonsten verlassen wir uns auf seine Hilfe, zu jeder Zeit und in allen Gefahren. Er sorgt für uns.

Wir beten:

Guter Gott, die Zeit, die wir erleben, verändert unser Leben. Gerade jetzt spüren wir, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind. Wir bitten dich, stärke den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Öffne uns die Augen für die Menschen, die uns gerade jetzt brauchen.

Sei bei allen, die krank sind oder unter der Einsamkeit leiden und bei denen, die bis zur Erschöpfung tätig sind, damit wir gesund werden und bleiben können. Lass uns über die Sorge um das eigene Leben nicht die Menschen vergessen, die schlimmer dran sind. Die in Kriegen und Not um ihr täglich Brot und um ihr Leben kämpfen müssen.

Stärke unser Vertrauen, dass Du bei uns bleibst in guten und in schweren Tagen. Amen.

Helga Siemens-Weibring