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Lebendiges Wasser

Seit ich etwas gelesen habe über „Bäche, Teiche und Mühlen in Steele und Königssteele“, gehe ich mit anderen Augen durch unseren Stadtteil. Wir sehen die Bäche unter uns, wenn mal ein Kanal repariert werden muss. Das kommt in letzter Zeit wieder öfter vor, oder kommt mir das nur so vor?

Es ist jedenfalls längst nicht nur Abwasser und Grubenwasser, das da unter unseren Straßen und Häusern fließt. Wenn die Bagger den Boden öffnen, kommt auch ihr Wasser zum Vorschein: Isinger, Eickenscheidter und Grendbach. Diese Bachläufe sind unter der Erde etwas in Vergessenheit geraten. Das Geschichtsmagazin „Stela Historica“ des Steeler Archivs hat sie mir ins Bewusstsein gehoben.

Ich musste dadurch in den letzten Wochen auch immer wieder an ein Lied denken, das ich früher regelmäßig in Gottesdiensten gesungen habe. Wir hatten damals eine Jugendband in unserer Gemeinde und ich spielte den Bass. Es ist lange her, aber Text und Melodie sind noch da: „Oh HERR, gieße Ströme des lebendigen Wassers aus, oh HERR, über uns!“ Es ist ein gesungenes Gebet, ein Bitten und Flehen um „lebendiges Wasser“ und dann gleich noch ganze Ströme davon „über uns“ und unser „dürres Land“.

Das Lied wiederum erinnerte mich an eine Erzählung, in der Jesus eine Frau an einem Brunnen trifft. Er spricht mit ihr nicht über Bäche, Flüsse oder gar Ströme. Es geht eher um einen Schluck oder zwei. Ein besonderes Trinkwasser – genug, um den Durst zu stillen: Jesus antwortete und sprach zu ihr:

Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt. (aus: Evangelium nach Johannes, Kapitel 4)

Ich weiß nicht, was Ewigkeit ist. Als Mensch kann ich das nicht wissen. Aber ich kenne Durst und die Erfahrung einen Durst zu stillen. Und ich bin ganz neu begeistert von diesem Bild: dass es ein Wasser geben könnte, das nicht nur einmal den Durst stillt, sondern innerlich zu einer Quelle wird. Menschen, die es gefunden haben, erzählen davon seit Jahrtausenden: von lebendigem Wasser.

Und ich schaue nach vorn auf die Taufen, die wir in diesem Jahr noch feiern werden. Ich hoffe für die Täuflinge und für alle, die auf der Suche sind, dass wir etwas finden, das in uns zu einer Quelle wird, „die in das ewige Leben quillt“.

Johannes Heun

2 Gedanken zu „Lebendiges Wasser

  1. Idor áriston- Wasser ist das Beste! (Pindar,1.Olympische Ode).Dank! Dr.Eckhard Schendel,Heisingen.

  2. Lieber Herr Heun,
    ja, das Spazierengehen in der eigenen Stadt,im eigenen Quartier kann sehr spannend sein.Wir können viel Neues und Unbekanntes entdecken,in Steele und auch anderswo. Das gilt gerade auch für uns Ruhrgebietler.
    “ Der Spaziergänger ist wie ein Leser,der ein Buch …..liest .Ist also die Straße eine Art Lektüre,so lies sie, aber krtitisiere sie nicht zu viel. Finde nicht zu schnell schön oder hässlich.Das sind ja so unzuverlässige Begriffe.“(Franz Hessel:
    Von der schwierigen Kunst spaziergehen zu gehen.)
    Danke für das Himmelrauchen der Steeler Bäche.
    Ihr Eugen Lang

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