Ihr Lieben, wenn Gott uns so sehr geliebt hat, dann müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott jemals gesehen. Aber wenn wir einander lieben, ist Gott in uns gegenwärtig. Dann hat seine Liebe in uns ihr Ziel erreicht. (1. Johannes 4,11+12)
Es gibt sie, die entscheidende Frage am Samstag- oder Sonntagabend: Liebesfilm oder Krimi? Es geht schließlich um eine der zentralen Fragen des Lebens: Liebe und Herzschmerz oder doch lieber: Knallharte Spannung und das Leben und die Welt wie sie nun einmal sind. Schwierig, schwierig.
Liebe kontra echtes Leben, sozusagen. Man muss sich offenbar entscheiden – oder? Der erste Johannesbrief ist da schlicht anderer Meinung: Gott ist die Liebe – nicht nur ein bisschen, nicht nur an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Sprechzeiten, nicht nur für ein kleines elitäres Häuflein, nicht nur für Alleskönner und Besserglauber, sondern schlicht: er ist es, ohne Wenn und Aber.
Und auch das nicht nur am Sonntagvormittag für ein munteres Stündchen oder sonst sozusagen als Häppchen für zwischendurch, sondern für unser ganzes Leben.
Gott ist die Liebe – er lässt sich bedingungslos ein auf alles, was wir erleben. Er kommt uns in allem, was wir tun und lassen, glauben und hoffen, schlicht und einfach zuvor. Wir sind beschenkt und gleichzeitig auch in Anspruch genommen, diese Liebe zu leben und weiterzugeben.
Denn angesichts dieser Liebe Gottes kommen wir alle hübsch in einer Reihe zu stehen, jede und jeder wie die anderen: als geliebte Menschen vor unserem Gott. Wunderbar.
Wer auf diese Liebe setzt, der kann an allen rosaroten Wölkchen vorbei den Dingen auf den Grund sehen. Die Liebe ist sozusagen Realismus pur. Denn sie weiß auch um die Verantwortung, die wir füreinander haben.
Über die Liebe ist gut reden, keine Frage. Aber sie will auch gelebt werden. Mitten unter uns, heute und morgen. Und dann miteinander und füreinander erleben, dass Gott trägt, dass Ängste schwinden und Hoffnung wachsen kann. Trotz und in allem. Gott sei Dank.
Wir beten:
Du, unser Gott, niemand kann nur für sich alleine leben. Wir danken dir für freundliche Blicke, mit denen Menschen einander finden, für ehrliche Worte, aus denen Verlässlichkeit spricht, für liebevolle Gesten, die Vertrauen wachsen lassen. Amen.
Jörg Herrmann